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Koalitionskriege – Historisches Lexikon
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Koalitionskriege

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Autor: Gerhard Wanner | Stand: 31.12.2011

In den fünf Koalitionskriegen (1792–1809) kämpften v.a. die Monarchien Österreich, Preussen, Russland und Grossbritannien in wechselnden Koalitionen gegen das bis 1804 republikanische Frankreich, das – ab 1799 unter der Führung Napoleons – seine Hegemonie und damit die aufgeklärten Ideen der Französischen Revolution (1789) auf Europa auszudehnen suchte.

Im 1. Koalitionskrieg musste Liechtenstein als Teil des römisch-deutschen Reichs und des Schwäbischen Kreises den Koalitionstruppen 1793–96 ein Kontingent von rund 20 Mann stellen (→ Militär). Im 2. Koalitionskrieg (1798–1801/02) und im 5. Koalitionskrieg (1809) wurde die Region zwischen Bodensee und Graubünden zum Schauplatz militärischer Auseinandersetzungen und zum Durchzugsgebiet österreichischer, französischer und russischer Truppen. Der Rhein bildete 1798–1803 eine ideologische und militärische Grenze zur revolutionären, mit Frankreich verbündeten Helvetischen Republik.

Seit Ende 1794 war das rechte Rheinufer von österreichischem Militär besetzt, welches Liechtenstein zu Rüstungsmassnahmen, Arbeits-, Versorgungs- und Geldleistungen verpflichtete. Die Unterbindung des für die Bevölkerung wichtigen Handelsverkehrs mit der Schweiz führte zu Schmuggel und Repressalien durch die Grenzwachen.

Am 6.3.1799 drangen französische Einheiten bei Balzers und Bendern in Liechtenstein ein und hielten das Land bis zum 25. März besetzt. Nendeln wurde verbrannt, Bendern, Eschen, Mauren und Schellenberg wurden von den Franzosen geplündert, die Kirchenschätze geraubt, Frauen misshandelt, vier Männer aus Mauren und Eschen erschossen. Auf mehrere Scharmützel im Maurer Riet zwischen französischen und österreichischen Truppen folgte am 22./23. März beidseits der liechtensteinisch-österreichischen Grenze im Bereich Mauren-Schaanwald die Schlacht um Feldkirch: Die österreichischen Einheiten und Vorarlberger Landesmilizen unter General Franz Jellachich (1746–1810) und Oberbefehlshaber Friedrich von Hotze (1739–1799) schlugen die 18 000 in Liechtenstein stationierten Franzosen unter General André Masséna (1756–1817) zurück; etwa 3000 Franzosen fielen. Eine strategische Schlüsselstellung nahm die österreichische Festung Sankt Luzisteig nahe Balzers ein, die den Zugang nach Graubünden bewachte. Sie wurde am 6.3.1799 von den Franzosen erobert. Nach einem gescheiterten Versuch am 1. Mai gelang Österreich die Rückeroberung am 14. Mai von liechtensteinischem Gebiet aus. Vom 11. bis 17.10.1799 zogen rund 15 000 Soldaten der mit Österreich verbündeten russischen Armee unter General Alexander Suworow durch Liechtenstein. Vom 13. bis 31.7.1800 war Liechtenstein erneut von den Franzosen besetzt.

Der Friede von Lunéville beendete 1801 den 2. Koalitionskrieg. Die 1794–1802 in Liechtenstein durch Plünderung, Requisition, Truppenverpflegung, Einquartierung, Schanzarbeit und Fuhrlöhne verursachten Schäden von rund 1 Mio. Gulden führten zu einer starken Verschuldung. Die Kriegsschulden wurden auf die einzelnen Gemeinden aufgeteilt, was zu langjährigen Streitigkeiten und Prozessen führte. Neben den Kriegsschäden litt die völlig verarmte Bevölkerung unter Missernten, Viehseuchen, Typhus- und Pockenepidemien. Die Beteiligung des österreichischen Generals Fürst Johann I. von Liechtenstein an der Schlacht bei Austerlitz und den Friedensverhandlungen in Pressburg 1805 (3. Koalitionskrieg) trug massgeblich dazu bei, dass das Fürstentum Liechtenstein 1806 von Napoleon in den Rheinbund aufgenommen wurde und dadurch die Souveränität erlangte. Während dem Vorarlberger und Tiroler Aufstand 1809 kam es auch in Liechtenstein zu Unruhen. 1813–15 wurde das liechtensteinische Militärkontingent in den Befreiungskriegen gegen Napoleon eingesetzt.

Quellen

  • Chronik des Johann Georg Helbert aus Eschen, hg. von der Gemeinde Eschen und vom Liechtensteinischen Landesmuseum/Norbert W. Hasler, Redaktion: Arthur Brunhart in Zusammenarbeit mit Rainer Wilflinger und Jürgen Schindler, 2 Bände: Faksimile und Transkription, Vaduz 2006.
  • Rudolf Rheinberger: Ein Dokument aus der Zeit der Franzosenkriege, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 97 (1999), S. 185–194.

Literatur

  • Arthur Brunhart: 1799 – Franzosenzeit – Schreckenszeit. Die Auswirkungen des zweiten Koalitionskrieges auf das Fürstentum Liechtenstein, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 99 (2000), S. 181–206.
  • Susanna Hettegger: Liechtenstein zur Zeit Napoleons und der Koalitionskriege, in: Bausteine zur liechtensteinischen Geschichte. Studien und studentische Forschungsbeiträge, hg. von Arthur Brunhart, Bd. 2: Neuzeit. Land und Leute, Zürich 1999, S. 269–307.
  • Peter Kaiser: Geschichte des Fürstenthums Liechtenstein. Nebst Schilderungen aus Chur-Rätien‘s Vorzeit, Chur 1847, neu hg. von Arthur Brunhart, Bd. 1: Text, Vaduz 1989, S. 520–538.

Zitierweise

Gerhard Wanner, «Koalitionskriege», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: https://historisches-lexikon.li/Koalitionskriege, abgerufen am 24.10.2024.

Medien

Votivbild mit Soldatenlager neben der Kapelle Maria zum Trost auf Dux in Schaan. Ölgemälde von Johann Mathias Jehly (1747–1809), 1796 (Bildarchiv LLM). Die Inschrift am unteren Bildrand lautet: «Im Jahr 1796 im brachmonath [Juni] ist allhie ob gegenwertiger Kapelle zur zeit, da in dem damahligen unglickl. Krig mit Frankreich Mann durchs bündinnerlande von denen Französischen Truppen einen Einbruch in hiessige Reichs Herrschafft befürchtete, ein Lager gestanden worinen das Kaijss. Kön: Regimendt Breis Campirt hat. Gott sey uns gnädig und wende durch die getreue Vorbitt Maria seiner Jungfreul. Mutter, die da zu-mahlen, so auch inskünftig, und zu allen Zeiten von uns und unsern lieben Vatterlande alle Krigs-Auftritte und unglücksel. Zeiten gnädigst ab.»
 
     
 








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