Dilherr, Johann Michael
- Lebensdaten
- 1604 – 1669
- Geburtsort
- Themar bei Hildburghausen
- Sterbeort
- Nürnberg
- Beruf/Funktion
- lutherischer Theologe ; Pädagoge ; Kirchenlieddichter ; Evangelischer Theologe ; Klassischer Philologe ; Hochschullehrer ; Pfarrer ; Schriftsteller ; Bibliothekar ; Librettist ; Philologe ; Pädagoge
- Konfession
- lutherisch
- Normdaten
- GND: 118525697 | OGND | VIAF: 2480565
- Namensvarianten
-
- Dilherr, Johannes Michael
- Dillherr (nicht!)
- Dilherr, Johann Michael
- Dilherr, Johannes Michael
- Dillherr (nicht!)
- dillherr
- Dilcherr, Johann Michael
- Dilher, Johann M.
- Dilher, Johann Michael
- Dilher, Johannes Michael
- Dilherr, J. M.
- Dilherr, Joannes Michael
- Dilherr, Joh. Michael
- Dilherr, Johann M.
- Dilherr, Johann Michael, dt. Theologe, Schriftsteller
- Dilherr, Johann-Michael
- Dilherr, Johannes Michael, dt. Theologe, Schriftsteller
- Dilherr, Michael
- Dilherrn, Johann Michael
- Dilherrus, Joh. Mich.
- Dilherrus, Johann Michael, dt. Theologe, Schriftsteller
- Dilherrus, Johann-Michael
- Dilherrus, Johannes Michael
- Dilherrus, Johannes Michaelus
- Dilherrus, Michael
- Dilherus, Joannes Michael
- Dilherus, Johannes Michael
- Dilherus, Johannes Michael, dt. Theologe, Schriftsteller
- Dilherz, Johann M.
- Dilherz, Johann M., dt. Theologe, Schriftsteller
- Dillherr, Jo. Mich.
- Dillherr, Joannes Michael
- Dillherr, Joannes Michael, dt. Theologe, Schriftsteller
- Dillherr, Johann Michael
- Dillherr, Johann Michael, dt. Theologe, Schriftsteller
- Dillherr, Johannes Michael
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- Dillherrns, Johan Michael
- Dillherrus, Johan Michael
- Dillherrus, Johannes Michael
- J. M. D.
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Dilherr, Johann Michael
lutherischer Theologe, Pädagoge und Kirchenliederdichter, * 14.10.1604 Themar bei Hildburghausen, † 8.4.1669 Nürnberg.
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Genealogie
V Johann [† n. 1623), meiningischer Rat u. Rechtsbeistand des Kantons Rhön-Werra der fränkischen Reichsritterschaft, S des Michael (1505–63), hennebergischer Rat, seit 1539 Amtmann zu Themar (S des Leonhard, 1467-1554, aus altem Ratsgeschlecht in Giengen/Brenz, Bgm. ebd., zog 1545 nach Nürnberg), u. der Ursula Schade aus Sülzfeld;
M Regina († 1617), T des Bgm. Jos. Götz in Münnerstadt (Unterfranken); Großonkel väterlicherseits →Magnus (1497–1569), Handelsherr in Nürnberg (Lebzeltersche und Zollikofersche Handlung, Stamm-V der Patrizier D. v. u. zum Thummenberg);
Ov Andreas (1550–1615, ⚭ Kunigunde, † 1611, T des Ratsherrn Hans Müller in Königsberg (Franken) aus dem Geschl. des Mathematikers →J. Regiomontanus [† 1476]);
⚭ 29.11.1644 Maria Schmid († 1664), verw. Deschauer, aus Eger; kinderlos. -
Biographie
D. begann sein Theologiestudium in Leipzig, wo er in Caspar Barth seinen philologischen Lehrer fand. Über Wittenberg und Altdorf kam er 1629 nach Jena. Dort wurde er Schüler von Johann Gerhard, der durch die Verbindung orthodoxen Luthertums mit der von Johann Arndt in ihm geweckten Neigung zum Erbaulichen D.s religiöse Haltung entscheidend prägte. Seine ersten theologischen Schriften zeigten außerdem einen starken Einfluß Johann Matthäus Mayfarts, dessen eschatologische Vorstellungen und asketische Lebensanschauung er sich weitgehend zu eigen machte. Als Universitätslehrer gelangte D. schnell zu Ansehen (1631 Professor der Beredsamkeit, 1634 der Geschichte und Poesie, 1640 außerordentlicher Professor der Theologie, dreimal Dekan der philosophischen Fakultät, 1635 Rektor). 1642 nahm er einen Ruf zur Gründung eines Auditorium publicum in Nürnberg an. Daneben wurden ihm das Direktorat des Egidiengymnasiums und die Leitung der Stadtbibliothek übertragen. 1646 erhielt er als Nachfolger J. Sauberts die Stelle des 1. Predigers an der Sebalduskirche. In seinem pädagogischen Wirken schloß sich D. vielfach an die Bestrebungen W. Ratkes an. Sittliche und religiöse Erziehung standen für ihn im Vordergrund, in engem Zusammenhang damit aber auch die gelehrte und ihre Vorbereitung im Elementarunterricht, zu der er bis in Einzelheiten methodische Gedanken entwickelte. Die Reform des Kirchenwesens und des akademischen Lebens war ihm ein dringendes Anliegen. Höchstes Ansehen erwarb er sich als Kanzelredner, indem er Volkstümlichkeit mit schöngeistigen Ansprüchen zu verbinden wußte. Das Übermaß an allgemeiner Verehrung und eine gewisse Selbstgefälligkeit forderten die Satire „Leges ordinis Dilherriani“ heraus. So sehr er gegen Katholiken, Calvinisten und Weigelianer polemisierte, beförderte er doch anderseits, sicher angeregt durch Calixt, eine humanistisch ausgleichende Entwicklung innerhalb des Luthertums. Hierzu trug seine Verbindung mit dem Blumenorden an der Pegnitz, besonders mit G. Ph. Harsdörffer, nicht unerheblich bei. Seine geistlichen Lieder zeigen deutlich die Abhängigkeit von den poetischen Anschauungen des Ordens. D. scheint dagegen aber auch dessen Hinwendung zur religiösen Dichtung mitbestimmt zu haben. Er bemühte sich um die enge Verbindung von Dichtung und Musik. Über seine musikerzieherischen Bestrebungen hinaus wurde dies für die weitere Entwicklung bedeutsam durch seine in der Zusammenarbeit mit Johann Erasmus Kindermann entstandenen geistlichen Dialoge, in denen sich das deutsche Oratorium vorbereitete. Gegen Ende seines Lebens kehrte D. wieder stärker zu einer weltflüchtig-asketischen Haltung zurück. Spener hat ihn zu seinen Vorläufern gezählt.
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Werke
u. a. Contemplationes ac suspiria hominis christiani, Jena 1634 (dt. Übers. v. J. M. Mayfart);
Göttl. Liebesflammen…, Jena 1640, ²Nürnberg 1651 (v. G. Ph. Harsdörffer überarb.);
Sermon v. d. rechten Kinderzucht, Nürnberg 1642;
Dialogus Mosis Plag, Sünders Klag, Christi Abtrag, 1642;
Dess Erlösers Christi u. sündigen Menschen heylsames Gespräch, 1643;
De ortu et progressu, usu et abusu musicae, 1643;
Icarus Academicus, 1643;
Seelen-Music, 1644 (Tonsätze v. S. Th. Staden);
Weg zur Seligkeit, 1649;
Hl. Sonntagsfeier, 1652;
Ev. Schlußreime, 1652;
Der irdischen Menschen himml. Engelfreude, 1653;
Heilige Charwoche… geistl. Physica…, 1653 (Tonsatz v. D.);
Hauß-Prediger…, 1654;
Christl. Betrachtungen d. gläntzenden Himmels, flüchtigen Zeit- u. nichtigen Weltlauffs, 1657, ²1665, ³1670;
Propheten-Schul …, 1662;
Hohe Schul d. höchsten Lehrers u. s. Schüler …, 1662;
Heilig-|Epistol. Bericht, Licht, Geleit u. Freud …, 1663;
Gebet-Büchlein wider den Türcken, 1664 (alle in Nürnberg erschienen). -
Literatur
ADB V;
H. Witten, Memoriae Theologorum, 1684, S. 1621 ff. (W);
A. Tholuck, Das ak. Leben d. 17. Jh., 1853/54, II, S. 20 f., 23 ff., 61, 63;
Koch, Kirchenlied;
A. Schwarzenberg, Das Leben u. Wirken J. M. D.s, Programm Dresden 1892 (W, L);
A. Fischer u. W. Tümpel, Das dt. ev. Kirchenlied d. 17. Jh. V, 1911, S. 167 ff. (Textproben);
H. Leube, Die Reformideen in d. dt. luth. Kirche z. Z. d. Orthodoxie, 1924;
Dt. Literatur in Entwicklungsreihen, R. Barock: Barocklyrik, hrsg. v. H. Cysarz, I, S. 64 ff., II, S. 105 u. 292 (Textprobe);
G. A. Will, Nürnberg. Gel.-Lex. I, 1755, S. 264-76, V, 1802, S. 220 bis 226 (W);
Goedeke III, S. 179;
RGG;
MGG (W, L, P). -
Porträts
Gem. v. R. Wernfels (Nürnberg, Stadtbibl.);
Kupf. v. M. Küsel nach Gem. (verschollen) v. J. U. Mayr, Abb. in: MGG. -
Autor/in
Adalbert Elschenbroich -
Zitierweise
Elschenbroich, Adalbert, "Dilherr, Johann Michael" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 717-718 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118525697.html#ndbcontent
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Dilherr, Johannes Michael
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Biographie
Dilherr: Johannes Michael D. (nicht Dillherr), aus ärmlicher Lage in sehr trüben Zeiten durch thatkräftiges Streben zu einer theologischen Leuchte seiner Tage und zum Wohlthäter der Nachwelt emporgestiegen, erblickte zu Themar, dem Stammort seiner Vorfahren und wo sein Vater Johannes D. als meiningischer Kammerprocurator und als Consulent der fränkischen Ritterschaft fungirte, den 14. October 1604 das Licht der Welt. Im 13. Lebensjahre frequentirte er das Gymnasium zu Schleusingen und 1623 die Universität Leipzig, hatte aber hier wie dort, weil sein Vater durch den Bischof von Würzburg um seine Lehen gekommen war, mit der Noth zu kämpfen. In Wittenberg, wohin er sich von Leipzig aus begeben, kam zu seiner dürftigen Lage noch eine schwere Krankheit. Sobald er genesen, ging er nach Leipzig zurück. Ein guter Stern ging für ihn auf, als im Sommer 1627 einige seiner Verwandten zu Nürnberg ihn mit ihren Söhnen nach Altorf schickten. Hier legte er den Grund zu seiner Kenntniß der orientalischen Sprachen. Im J. 1629 bezog er mit seinen Pflegebefohlenen die Universität Jena und wurde daselbst 1631 Professor der Beredsamkeit, 1634 Professor der Geschichte und Poesie und 1640 nach Gerhard's Tod außerordentlicher Professor der Theologie. Zwei Jahre darauf folgte er einem Rufe nach Nürnberg, wo er zuerst als Professor der Theologie und Philosophie, von 1646 an als Hauptpfarrer an der Sebaldskirche, außerdem als Director des neu errichteten Gymnasiums St. Aegidii und als Inspector der Bibliothek und der Alumnen wirkte und endlich am 8. April 1669 sein Leben beschloß. Sein frommer Sinn, sein eiserner Fleiß und die vielfachen Verdienste, die er sich in seinen Aemtern, durch seine theologischen und philologischen Schriften, durch seine Kirchenlieder und seine wohlthätigen Stiftungen erworben hatte, fanden in Deutschland überall die vollste Anerkennung, wie denn ihm zu Ehren eine Reihe panegyrischer Schriften erschienen, unter denen die von Christoph Molitor und Christoph Arnold zugleich Biographien sind. Aus Liebe zu seinem Stammland stiftete D. für die Schulen zu Meiningen, Themar und Schleusingen Geldstipendien und aus Dankbarkeit für Nürnberg vermachte er dieser Stadt seine ansehnliche, in 8000 Bänden bestehende Bibliothek und seine werthvolle Münzsammlung. Von seinen Kirchenliedern sind 13 von den früheren Gesangbüchern aufgenommen worden. Den gewissenhaften Fleiß und frommen Sinn des Mannes kennzeichnet die interessante Aufschrift seiner Stubenthür: „Sta hospes! ne pulsa, nec turba! nisi major vis cogat. Horas promeridianas deo meo et demandatis officii mei consecratas scito; si quid tamen est, quod aliquam pretiosi temporis jacturam mereatur, tuum esto promeridiana, ita tamen, ut scias reddendum deo rationem esse singularum horarum.“
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Literatur
Ueber seine Schriften s. Jöcher, Gel. Lex. II, 126 etc.; außerdem J. C. Zeumeri vitae prof. Jenae. 1711. 157 etc. J. A. Strubbergii Ser. prof. theol. 25 etc.
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Autor/in
Brückner. -
Zitierweise
Brückner, "Dilherr, Johann Michael" in: Allgemeine Deutsche Biographie 5 (1877), S. 225 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118525697.html#adbcontent