Hufeland, Otto: Vorlesungen über physicalische Geographie von A. v. Humboldt. [G]eschrieben im Sommer 1829 durch Otto Hufeland. [Berlin], [ca. 1829]. [= Abschrift einer Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.]5.) 5.) <TEI> <text> <body> <div type="session" n="13"> <pb facs="#f0116" n="112"/> <p><note place="left"><hi rendition="#u">5.)</hi><lb/></note>Die fünfte Epoche von 1590 bis 1643 ist durch die <hi rendition="#u">Entdeckungen neuer physikalischer<lb/> Instrumente</hi> bezeichnet, welche der siñlichen Beobachtung <choice><orig>/</orig><reg resp="#CT">(</reg></choice>mit der natürlichen<lb/> Stärke unserer Sinne<choice><orig>/</orig><reg resp="#CT">)</reg></choice> geschärftere Organe hinzufügte. Wir heben hier insbe-<lb/> sondere 4 Werkzeuge heraus, welche die Fortschritte der Wissenschaft merk-<lb/> würdig gefördert haben: das Fernrohr, das Thermometer, das Barometer,<lb/><choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> weñ es erlaubt ist, eine der schönsten Entdeckungen ein Organ zu<lb/> nennen, die Infinitesimalrechnung. – <hi rendition="#u">Das Fernrohr</hi> wurde 1590 von<lb/><hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-1026506565 http://d-nb.info/gnd/1026506565">Jansen</persName></hi> zu <hi rendition="#aq">Middelburg</hi> erfunden und bis zum Jahre 1611 waren schon die<lb/> wichtigsten Entdeckungen damit gemacht. Die Jupiterstrabanten waren<lb/> aufgefunden, die <choice><orig>Fasen</orig><reg resp="#BF">Phasen</reg></choice> der Venus beobachtet und somit ein neuer Beweis<lb/> für die Richtigkeit des copernikanischen Weltsystems geführt. Das nebliche<lb/> Ansehn der Milchstrasse hatte vor dem Fernrohre sich in unzählige Sterne<lb/> aufgelöst, der Ring des Saturns war entdeckt <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> die Berge des Mondes<lb/> wurden gemessen. Die Soñenflecke führten <subst><del rendition="#s">u</del><add place="across">a</add></subst>uf die Keñtniß der Rota-<lb/> tion des großen Weltkörpers, so wie die Anwendung des Fernrohrs<lb/> bei astronomischen Winckelmessungen eine früher stets mangelnde<lb/> Genauigkeit erreichen ließ. – <hi rendition="#u">Das Thermometer 1660</hi> von <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-100816207 http://d-nb.info/gnd/100816207">Drebbel</persName></hi><lb/> in Alkmar erfunden machte aufmerksam auf die Verschiedenheit<lb/> der Climate <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> ihren Einfluß auf die allgemeinen Vegetations-<lb/> verhältnisse. Doch erst als <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118749420 http://d-nb.info/gnd/118749420">Reaumur</persName></hi> hundert Jahr später das In-<lb/> strument durch Bestim̃ung der beiden festen Puncte comparabel<lb/> gemacht hatte, konnte man sich desselben bei climatologischen Unter-<lb/> suchungen mit Nutzen bedienen. – 1643 erfand der große <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118623427 http://d-nb.info/gnd/118623427">Fiorelli</persName></hi><note resp="#BF" type="editorial">In <bibl>[N. N.]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1827/28] (Ms. Germ. qu. 2124), Bl. 62v.</bibl>: Torricelli. Online verfügbar: <ref target="http://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2124_1827/128">Deutsches Textarchiv</ref>.</note><lb/><hi rendition="#u">das Barometer</hi> <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> der geistreiche Philosoph <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118591843 http://d-nb.info/gnd/118591843">Pascal</persName></hi> wandte dasselbe<lb/> auf die Messung der Berghöhen an. Es ist augenscheinlich, daß das<lb/> Barometer sehr viel zu einer genauern Keñtniß der Erdoberfläche<lb/> beigetragen hat, indem insbesondere die Anwendung desselben zu<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [112/0116]
Die fünfte Epoche von 1590 bis 1643 ist durch die Entdeckungen neuer physikalischer
Instrumente bezeichnet, welche der siñlichen Beobachtung /mit der natürlichen
Stärke unserer Sinne/ geschärftere Organe hinzufügte. Wir heben hier insbe-
sondere 4 Werkzeuge heraus, welche die Fortschritte der Wissenschaft merk-
würdig gefördert haben: das Fernrohr, das Thermometer, das Barometer,
u weñ es erlaubt ist, eine der schönsten Entdeckungen ein Organ zu
nennen, die Infinitesimalrechnung. – Das Fernrohr wurde 1590 von
Jansen zu Middelburg erfunden und bis zum Jahre 1611 waren schon die
wichtigsten Entdeckungen damit gemacht. Die Jupiterstrabanten waren
aufgefunden, die Fasen der Venus beobachtet und somit ein neuer Beweis
für die Richtigkeit des copernikanischen Weltsystems geführt. Das nebliche
Ansehn der Milchstrasse hatte vor dem Fernrohre sich in unzählige Sterne
aufgelöst, der Ring des Saturns war entdeckt u die Berge des Mondes
wurden gemessen. Die Soñenflecke führten auf die Keñtniß der Rota-
tion des großen Weltkörpers, so wie die Anwendung des Fernrohrs
bei astronomischen Winckelmessungen eine früher stets mangelnde
Genauigkeit erreichen ließ. – Das Thermometer 1660 von Drebbel
in Alkmar erfunden machte aufmerksam auf die Verschiedenheit
der Climate u ihren Einfluß auf die allgemeinen Vegetations-
verhältnisse. Doch erst als Reaumur hundert Jahr später das In-
strument durch Bestim̃ung der beiden festen Puncte comparabel
gemacht hatte, konnte man sich desselben bei climatologischen Unter-
suchungen mit Nutzen bedienen. – 1643 erfand der große Fiorelli
das Barometer u der geistreiche Philosoph Pascal wandte dasselbe
auf die Messung der Berghöhen an. Es ist augenscheinlich, daß das
Barometer sehr viel zu einer genauern Keñtniß der Erdoberfläche
beigetragen hat, indem insbesondere die Anwendung desselben zu
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Zitationshilfe: | Hufeland, Otto: Vorlesungen über physicalische Geographie von A. v. Humboldt. [G]eschrieben im Sommer 1829 durch Otto Hufeland. [Berlin], [ca. 1829]. [= Abschrift einer Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.], S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_privatbesitz_1829/116>, abgerufen am 22.04.2025. |