Content-Length: 44716 | pFad | https://web.archive.org/web/20111227195027/http://www.romaculta.it/det/sacco_di_roma.html

) Der Sacco di Roma 1527
Search
   
Kultur    römische Impressionen    der "Sacco di Roma" 1527
logo Jubiläum Schweizer Garde

 Gewidmet dem 500-jährigen Jubiläum der pästlichen Schweizer Garde (2006)


          Der "Sacco di Roma" - die Plünderung Roms 1527


Landsknechte belagern die Engelsburg

In der Morgendämmerung des 6. Mai 1527, stürzten deutsche Landsknechte in dämonischer Wut auf Rom und plünderten die Stadt.

Ein Monat lang beraubten, folterten, massakrierten deutsche und spanische Kriegsknechte die Stadtbevölkerung jeden Standes. Die Ewige Stadt mußte unglaubliche Schandtaten über sich ergehen lassen. Die Kirchen und Paläste wurden geplündert und verwüstet.

Die Einwohnerzahl wurde halbiert. Man schätzt die Zahl der Toten beider Seiten auf 30 000 und den Wert der Beute auf zehn Millionen Dukaten.

Landsknechte belagern die Engelsburg Deutscher Kriegsknecht (Söldner)

  Der Sacco di Roma als historische Stadtführung in Rom.


Der Tag darauf enthüllte einen Anblick zu furchtbar für jedes Wort: die Straßen bedeckt mit Trümmern, mit Toten und Sterbenden; brennende Häuser und Kirchen, widerhallend von Geschrei. Holzschnitt Georg Pencz, 1530
Exekutierende Landsknechte Ein gräßliches Gewühl von Raub und Flucht; trunkene Kriegsknechte belastet mit Beute oder fortschleppend Gefangene. Seit Alarichs Goteneinfall 410 n.Chr. hatte die Stadt am Tiber keine Schändung mehr erfahren.
Exekutierende Landsknechte Landsknechte überfallen eine Bäuerin
Titian, Kaiser Karl V, 1548

Die Hauptakteure sind der Papst und der Kaiser

Jahrelang hatte der Medici-Papst Clemens VII. (1523-34) versucht, die europäischen Grossmächte Spanien und Frankreich, die auf der italienischen Halbinsel um die Vorherrschaft rangen, gegeneinander auszuspielen. Die Folge dieser unbeständigen Politik war, dass der Papst schliesslich von beiden Mächten überrannt wurde: Im Mai 1527 stand das Heer Kaiser Karls V. vor den Toren Roms. Am 6. Mai stürmte die beutehungrige Soldateska die Mauern der schlecht gerüsteten Stadt. Die anschliessende Welle von Mord und Plünderung, die über die Ewige Stadt hinwegrollte, ging als Sacco di Roma in die Geschichtsbücher ein. Dem Papst war es rechtzeitig gelungen, sich in die Engelsburg zu retten.

Sebastiano del Piombo, Papst Clemens VII um 1526
Kaiser Karl V 1548 Papst Clemens VII 1526

Die kaiserlichen Truppen bestanden aus:

deutschen Landsknechten ¬
spanischen Söldnern ¬
kaiserfreundlichen Condottieri ¬

Der Papst stellte die:

¬  schweizer Garde
¬  römischen Volkskapitäne
¬  Kavallerie der römischen Adelsgeschlechter

Die deutschen Landsknechte

Sie waren Söldner, die seit 1473 hauptsächlich für das Kaiserhaus kämpften. Sie besaßen eine eigene Verfassung und einen Artikelbrief. Unter "landtsknechten" verstand man ein überwiegend mit langen Spießen, Hellebarden und Handrohren kämpfendes Fußvolk, dessen Männer aus oberdeutschen Gebieten stammten und sich abhoben von den niederdeutschen Fußknechten.

Deutscher Landsknecht, oberrheinisch 16.Jhdt.
Schweizer Garde Die schweizer Garde
 
Um 1500 standen die eidgenössischen Reisläufer im Ruf, die wildesten und tüchtigsten Kriegsleute Europas zu sein.
Es erstaunt deshalb nicht, dass sich Julius II. schon bald nach seiner Wahl zum Papst um ein Kontingent dieser für unbesiegbar gehaltenen Krieger für seine Leibwache bemühte. 1506 zog eine Truppe eidgenössischer Söldner unter der Führung eines Luzerner Hauptmanns in Rom ein, um dort ihren Gardedienst anzutreten.
" Der Abt " " Der Bischof "
Martin Luther
"Vivat Lutherus pontifex"
- der Sacco als Glaubenskierg
"Der Kaplan" " Der Kardinal "

Petrarca-Meister, Spielteufel der Landsknechte, Holzschnitt (Detail)

Die deutschen Landsknechte waren großteils lutherisch gesinnt. Sie selbst erschienen sich als die Rächer der langen Unbilden, die ihr Vaterland durch das römische Priestertum erlitten hatte.
Martin Luther sah 1511 auf seiner Pilgerreise nach Rom die Unsitten der Kurie.
Man sah die Deutschen vor allem als Häretiker, eine abendländische Version der Türken, die gekommen waren, um den Papst zu erniedrigen und die schlimmsten Sakrilegien zu begehen. Ihr Verhalten wurde immer an diesem Umstand gemessen. Ein Augenzeuge der Plünderung stellte fest, sie hätten sich verhalten "come veri luterani".

Der Papstesel in Rom, Spottblatt
Roms Kirchen gehörten zu den ersten Zielen, die die Landsknechte ansteuerten. Mit Schaudern beschreiben die Chronisten Sakrilegien wie die Schändung von Reliquien, die aus ihren kostbaren Behältnissen gerissen wurden, um diese einzuschmelzen oder zu verkaufen und die Plünderung von Tabernakeln, Messgeräten und anderem. aus Murners Satire, 1521, Raub der Reliquien bei einer Kirchenplünderung Solcherlei Scheußlichkeiten wurden nach weit verbreiteter Meinung vor allem von den Landsknechten begangen. Ihre Neigung zur Demütigung der Geistlichen und zur Zerstörung der Gotteshäuser folgte in der Tat nicht dem Zweck der Bereicherung, sondern einer religiösen Motivation.
Landsknecht, Holzschnitt Georg Pencz, 1530 Schon bei ihren ersten Einfällen in Italien hatten sie Angst und Schrecken verbreitet, weil sie, ganz anders als die italienischen Condottieri, den sogenannten "bösen Krieg" führten, bei dem entgegen der ritterlichen Praktiken keine Gefangenen gemacht wurden. An diesem Grundsatz hielten sie so eisern fest, daß sie sogar manchmal Gefangene allen Abmachungen zum Trotz noch nach der Schlacht erschlugen.
Oft waren es archaische, ja geradezu animalische Rituale, mit denen man sich selbst Mut machen und den Feind einschüchtern wollte.
Der Landsknechthaufen Nirgendwo in der Söldnergeschichte wird der Schrecken und das Grauen einer Schlacht so deutlich wie bei den Gemetzeln in Italien, am Anfang den 16.Jhdts. Vorne standen die Pikeniere mit ihren fünf Meter langen Spießen, dahinter kamen die Hellebardenträger und Schwertkämpfer mit langen Zweihändern. Der Zusammenprall zweier Gewalthaufen war furchtbar.
Wenn die Spieße und Hellebarden im Gedränge nicht mehr bewegt werden konnten, wütete man mit kurzen Schwertern, die aus gutem Grund "Katzbalger" genannt wurden, "Mordäxten", Messern, Zähnen und bloßen Händen. Viele wurden von der schiebenden Masse aber auch einfach erdrückt oder zu Tode getrampelt. Richtig mörderisch wurde es, wenn einer der Gewalthaufen anfing zu wanken. Meistens gelang nur ganz wenigen die Flucht; der überwiegende Teil wurde gnadenlos abgeschlachtet. Gustave Jacquet, Landsknechte
Landsknecht, Holzschnitt, 16.Jhdt. Als die Landsknechte bei Marignano einen Angriff der Schweizer abgeschlagen hatten, schnitten sie einem gefallenen Schweizer Hauptmann den Bauch auf und schmierten mit seinem Körperfett ihre Spieße. Einen anderen zerhackten sie, brieten und fraßen die Stücke. Natürlich alles demonstrativ im Angesicht des Gegners. Gerade die des öfteren berichtete Verwendung des "Schmeers", des Fettes der Erschlagenen, kam über das Mittelalter aus älteren Zeiten. Man schrieb ihm magische Wirkungen zu.

Und nun waren die gefürchteten Landsknechte am 6.Mai 1527 vor den Türen der heiligen Stadt gelangt... .


  Lesen Sie hier die historische Stadtführung in Rom.



click    Zurück zu den römischen Impressionen

Menü  |   Leistungen  |   Über uns  |   Kontakt  |   Kultur  |   Links  |   Kompass  |   Newsletter

RomaCulta © online since A.D. MMI  ("MMDCCLIV")
URL: http://www.romaculta.it   e-mail: info@romaculta.it








ApplySandwichStrip

pFad - (p)hone/(F)rame/(a)nonymizer/(d)eclutterfier!      Saves Data!


--- a PPN by Garber Painting Akron. With Image Size Reduction included!

Fetched URL: https://web.archive.org/web/20111227195027/http://www.romaculta.it/det/sacco_di_roma.html

Alternative Proxies:

Alternative Proxy

pFad Proxy

pFad v3 Proxy

pFad v4 Proxy