Scholz, Wilhelm von
- Lebensdaten
- 1874 – 1969
- Geburtsort
- Berlin
- Sterbeort
- Gut Seeheim bei Konstanz
- Beruf/Funktion
- Schriftsteller ; Offizier ; Dramatiker ; Dramaturg ; Herausgeber ; Kritiker ; Literarhistoriker
- Konfession
- -
- Normdaten
- GND: 118610392 | OGND | VIAF: 118268195
- Namensvarianten
-
- Scholz, Franz Josef Wilhelm von
- Steen (Pseudonym)
- Wengler, Josef (Pseudonym)
- Scholz, Wilhelm von
- Scholz, Franz Josef Wilhelm von
- Steen (Pseudonym)
- steen
- Wengler, Josef (Pseudonym)
- wengler, josef
- Neuberg, Hermann
- S. V. W.
- S.V.W.
- Scholz, Wilhelm Franz Johann von
- Scholz, Wilhelm v.
- Steen, Josef Wengler
- Šolcs, Vilhelms fon
- Von Scholz, Wilhelm
- wengler, joseph
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Scholz, Franz Johannes Wilhelm von (Pseudonym Steen, Josef Wengler)
Schriftsteller, Offizier, * 15.7.1874 Berlin, † 29.5.1969 Gut Seeheim bei Konstanz, ⚰ Konstanz. (evangelisch)
-
Genealogie
V →Adolf (s. 1);
M Anna Mentzel;
⚭ 1) München 1897 Irmgard (* 1876), aus Stettin, T d. →Oskar Wallmüller (1842–1920), preuß. Gen.lt., u. d. Wisa Credé, 2) Berlin 1939 →Gertrud (Gertie) (1899–1986), aus B., Pianistin, T d. Adolf Richter, Pfarrer, u. d. Léa Gloor;
1 S aus 1) →Wilhelm (1899–1917 ⚔), 1 T aus 1) Irmgard (* 1897, kath., ⚭ →Rudolf Peters, 1902–62, Komp., s. Dt. Musiker-Lex. 1929, S d. →Heinrich Peters, † 1917, Musikdir. in Gelsenkirchen). -
Biographie
S. besuchte das Gymnasium in Berlin und – nach der Übersiedlung der Familie auf das Gut Seeheim 1890 – in Konstanz. Nach dem Abitur 1892 studierte er – mit Unterbrechung durch Rekrutenzeit und Dienst als Leutnant 1894/95 – Literaturgeschichte und Philosophie in Berlin, Lausanne, Kiel und München, wo er 1897 mit einer Arbeit über „Annette v. Droste-Hülshoff als westfäl. Dichterin“ (gedr. 1897) zum Dr. phil. promoviert wurde. Bereits 1896 war er mit der Gedichtsammlung „Frühlingsfahrt“ hervorgetreten, die dem Umkreis der Neoromantik zuzurechnen ist. Als Dramatiker debütierte S. 1899 mit dem „mystischen Drama“ „Der Besiegte“. Seit 1901 in Weimar, seit 1907 in Hohenschäftlarn lebend, fand S. v. a. durch seine Freundschaft zu →Paul Ernst (1866–1933) Anschluß an den Neoklassizismus. Parallel zu dramatischen Werken, deren bekanntestes die Tragödie „Der Jude von Konstanz“ (1905) ist, entstanden Essays zum Theater und zur Dramatik Friedrich Hebbels (Gedanken zum Drama u. andere Aufss. über Bühne u. Lit.; Hebbel, beides 1905). Bis zum Ausbruch des 1. Weltkriegs, an dem er als Offizier teilnahm, schuf S. ein umfangreiches schriftstellerisches Werk, das ihn als renommierten Autor des wilhelminischen Deutschland etablierte. Darüber hinaus war der formal wie weltanschaulich dem konservativen Lager zuzurechnende S. auch vielfältig als Herausgeber tätig. So veröffentlichte er u. a. Gedichte der Droste-Hülshoff (1904), Eichendorffs (1909) und Hölderlins (1913) sowie später Werkausgaben von Novalis (1922), Hebbel, Mörike (beide 1923) und Eichendorff (1924).
1916-22 war S. Dramaturg und Erster Spielleiter am Hoftheater (später: Landestheater) Stuttgart. Unter seinen Bühnenbearbeitungen sind v. a. Shakespeares „Troilus und Kressida“ (1919), die 1923 im Staatstheater Berlin aufgeführte Inszenierung von Hölderlins „Der Tod des Empedokles“ sowie „Das Leben ein Traum“, eine Neudichtung nach Calderon (1932) hervorzuheben. 1931 war im Stadttheater Aachen bereits Calderons Schauspiel „Über allen Zauber Liebe“ in einer freien Nachdichtung durch S. zur Aufführung gelangt, 1937 folgte eine Nachdichtung von „Der Richter von Zalamea“.
Als Schriftsteller feierte S. seine größten Erfolge mit dem 1920 in Stuttgart uraufgeführten Schauspiel „Der Wettlauf mit den Schatten“ und dem (Debüt-)Roman „Perpetua“ (1926). Durch den „Wettlauf und andere Bühnenstücke wie das 1923 im Berliner Stadttheater uraufgeführte „Der Gast“ wurde S. zu einem der meistgespielten Dramatiker zwischen 1920 und 1933. „Perpetua“ erreichte bis 1949 eine Auflage von 100 000 Exemplaren, ist wie viele von S.s Dramen auch im historischen Milieu angesiedelt und bündelt auf exemplarische Weise Kernthemen seines literarischen Schaffens wie etwa den plakativen Gegensatz zwischen „Hell“ und „Dunkel“.
1926 wurde S. in die neugegründete Sektion Dichtkunst der Preuß. Akademie der Künste berufen, deren Vorsitz er bis zu seinem Rücktritt 1928 inne hatte; seitdem lebte er als freier Schriftsteller auf Gut Seeheim. Besonders die wiederholt thematisierte „Selbstopferungsproblematik“ (Peschken) sowie S.s hierarchisch-autoritär geprägtes Weltbild ließen ihn zu einem Befürworter der NS-Ideologie und -Kulturpolitik werden, so schon 1933 in den mit →Rudolf Binding, →Erwin Guido Kolbenheyer u. a. als öffentliche Antwort auf Romain Rolland verfaßten „Sechs Bekenntnissen zum neuen Deutschland“. Dessen ungeachtet nahm S. auch nach dem Krieg im Literaturbetrieb der Bundesrepublik führende Funktionen und Ämter wahr: So wurde er nach der Wiedergründung des Verbandes Dt. Bühnenschriftsteller und Bühnenkomponisten 1951 dessen erster Präsident (später Ehrenmitgl.) neben →Eduard Künneke, 1952 Präsident der Max-Dauthendey-Gesellschaft und 1954 Ehrenpräsident des Verbandes dt. Schriftsteller. S.s Werk spielte hingegen in der Nachkriegsliteratur keine nennenswerte Rolle mehr. Nicht zuletzt wegen seiner Haltung zum NS-Regime wurde er Gegenstand literaturpolitischer Kontroversen: Ein 1959 von der Stadt Konstanz nach ihm benannter Preis für Abiturienten wurde 1989 wieder abgeschafft.
-
Auszeichnungen
Goethe-Medaille (1932);
Dr. phil. h. c. (Heidelberg 1944);
Humanitasring d. West-Ost-Kulturwerks (1955);
Eichendorff-Plakette (1959);
Goldene Hebbel-Medaille (1964);
Dauthendey-Plakette (1964);
Mitgl. d. PEN-Clubs (1949–52). -
Werke
Ges. Werke, 8 Bde., 1919-23;
dass., 5 Bde., 1924;
dass. in Einzelausgg., 3 Bde., 1934;
Die Gedichte, Gesamtausg., 1944;
Ausgew. Schauspiele, 1964;
– Autobiogr.:
Wanderungen, 1924;
Berlin u. Bodensee, 1934;
Eine Jh. wende, 1936;
An Ilm u. Isar, 1939;
Lebenslandschaft, 1943;
Mein Theater, 1964;
– Bibliogr.:
Wilpert-Gühring;
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Nachlass
Nachlaß: DLA Marbach.
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Literatur
E. Bleuler. W. v. S., 1929;
D. Beckers, W. v. S.' Theatertätigkeit in Stuttgart, Als Dramaturg, Regisseur u. Schausp., Diss. München 1956;
R. Gramich, Formprobleme d. Erzählkunst, W. v. S., 1958;
W. v. S., FS d. Arb.kr. f. dt. Dichtung z. 85. Geb.tag, hg. v. W. Jantzen, 1959 (P);
I. Seidel, W. v. S. als Erzähler, in: Das lit. Echo 26, 1924, S. 260 ff., Wiederabdr. in: dies., Frau u. Wort, 1965;
B. Peschken, Klassizist. u. ästhetizist. Tendenzen in d. Lit. d. faschist. Epoche, in: Die dt. Lit. im Dritten Reich, hg. v. H. Denkler u. K. Prümm, 1976, S. 207-23;
A. Wöhrmann, Das Progr. d. Neuklassik, Die Konzeption e. modernen Tragödie b. →Paul Ernst, W. v. S. u. Samuel Lublinski, 1979;
K. Oettinger, „Getrennt auf ewig, f. alle Zeit Feinde!“, W. v. S. u. d. Juden, in: Allmende 24/25, 1989, S. 153-65;
Rhdb. (P);
Dt. Führerlex.;
Gedenktage d. mitteldt. Raumes 1974 (P);
Baden-Württ. Biogr. I (P);
Killy;
Kosch, Theaterlex.;
Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
Lit. in Nazi-Dtld. (P);
Munzinger. -
Porträts
Gem. v. C. Gitschmann (1888), J. Heise (1890er J.), J. W. Fehrle (1924), R. Großmann (vor 1941), K. M. Württemberger (1953) u. O. Dix (1953).
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Autor/in
Johannes John -
Zitierweise
John, Johannes, "Scholz, Wilhelm von" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 451-453 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118610392.html#ndbcontent