Küstner, Friedrich
- Lebensdaten
- 1856 – 1936
- Geburtsort
- Görlitz
- Sterbeort
- Mehlem bei Bonn
- Beruf/Funktion
- Astronom ; Professor der Astronomie in Bonn
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 116592850 | OGND | VIAF: 25357718
- Namensvarianten
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- Küstner, Friedrich
- Küstner, Friedrich
- Kuestner, Friedrich
- Kuestner, Karl Friedrich
- Küstner, F.
- Küstner, Friedr.
- Küstner, Karl Friedrich
- Cüstner, Friedrich
- Cuestner, Friedrich
- Cuestner, Carl Friedrich
- Cüstner, F.
- Cüstner, Friedr.
- Cüstner, Carl Friedrich
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Küstner, Friedrich
Astronom, * 22.8.1856 Görlitz, † 15.10.1936 Mehlem bei Bonn. (evangelisch)
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Genealogie
V Eduard (1823–91), Maurermeister, Architekt, S d. Joh. Friedrich, aus Camburg/Saale, Nagelschmied in G., u. d. Christiane Dorothea Anders aus G.;
M Amalie (1827–1902), T d. Karl Friedrich Naumann, Seifensiedermeister u. Partikulier in G., u. d. Amalie Dorothea Gläser;
⚭ 1887 Else, T d. Bildhauers Carl Börner in Hamburg;
1 S (⚔), 2 T, u. a. Johanna (⚭ →Hermann Schneider, 1886–1961, Prof. d. Germanistik in Tübingen). -
Biographie
K. studierte und promovierte in Berlin und war dann einige Jahre lang Assistent in Berlin und Hamburg. Sein Lehrer →F. W. Förster ermöglichte ihm 1882 die Teilnahme an der sog. „Venusexpedition“ nach Punta Arenas (Magellanstraße) zur Bestimmung der Entfernung Erde–Sonne. Seit 1884 war K. Observator an der Berliner Sternwarte, wurde 1891 als o. Professor nach Bonn berufen und blieb dort bis zu seiner Emeritierung 1925.
K. stellte an seine Messungen höchste Anforderungen und bearbeitete sie in eingehender Kritik. Sein Ziel war die Erstellung gesicherter Sternpositionen und -bewegungen, die für die Arbeiten späterer Generationen von Astronomen Unterlagen geben sollten. Seine Beobachtungskunst zeigte sich vor allem an der 1884 erfolgten Entdeckung der „Polhöhenschwankung“, die später zu einem – bis heute fortgeführten – ständigen internationalen Überwachungsdienst geführt hat. Diese Untersuchungen bilden zusammen mit der 1910 erstmalig durchgeführten spektroskopischen Entfernungsbestimmung der Sonne das erste von 5 Hauptarbeitsgebieten K.s. Ein zweites sind seine teils in Berlin, teils in Bonn durchgeführten, an die 5 000 Messungen umfassenden Meridiankreisarbeiten. Sie wurden 1910 mit dem großen Katalog von 10 600 Sternpositionen gekrönt, der ihm die Goldene Medaille der Royal Astronomical Society in London einbrachte. Ein drittes Arbeitsgebiet waren die zahlreichen und sehr genauen Radialgeschwindigkeitsmessungen an etwa 500 Sternen, die aufgegeben wurden, als der relativ kleine Bonner Refraktor nicht mehr mit den amerikan. Spiegelteleskopen in Wettbewerb treten konnte. Dafür widmete sich K. als viertem Gebiet 1900-25 der photographischen Präzisionsvermessung zahlreicher Sternhaufen, einer Arbeit, die erst rund 50 Jahre später durch Wiederholung und Vergleich begann, Früchte zu tragen. Ein letzter Bereich seiner Tätigkeit galt der Organisation internationaler Gemeinschaftsarbeiten, besonders auf dem Gebiet der Meridiankreisastronomie. So beobachtete er gemeinsam mit seinen Observatoren und Assistenten die „Intermediären Sterne“ und die „Selected Areas“. Vor allem aber war er der „Spiritus rector“ bei der Wiederholung des „Zonenunternehmens der Astronomischen Gesellschaft“, der langjährigen Vorbereitung, der Auswahl der photographischen Anhaltsterne, der Erprobung einer Spezialkamera und dem Aufstellen bindender Richtlinien für die Beobachter. Dabei war er bestrebt, alle erdenklichen systematischen Fehler in den Messungen durch geeignete Vorschriften unwirksam zu machen. Er konnte noch die Vollendung der Beobachtungen für diese Gemeinschaftsarbeit von sieben astronomischen Instituten erleben. – K. war ein ausgezeichneter Lehrer. Sein Unterricht war ganz auf die Beobachtungspraxis und die Kritik der eigenen Messungen ausgerichtet. Hypothesen stand er abwartend gegenüber. Er wollte nur gesicherte Grundlagen schaffen. – In den „Charakteren teutscher Dichter und Prosaisten, von Karl dem Großen bis aufs Jahr 1780“ (2 Bde., 1781) versuchte K., die rein biographische und bibliographische Behandlung der Autoren durch eine ästhetische Würdigung zu vervollkommnen. Er urteilt vom Standpunkt der „Briefe, die neueste Litteratur betreffend“ und der Leipziger „Bibliothek der schönen Wissenschaften“ her. Klopstock und Lessing bilden die zentralen Orientierungspunkte. Wenn ihm auch manche der zahlreichen Charakteristiken allzu schematisch gerieten, hatte seine Sammlung direkten und indirekten Einfluß auf die literarhistorischen Urteile seiner Zeit.
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Auszeichnungen
Goldene Bradley-Medaille d. Berliner Ak.;
Mitgl. d. Preuß. Ak. d. Wiss. (1910). -
Literatur
J. Hopmann, in: Vjschr. d. Astronom. Ges. 72, 1937;
E. Zinner, Gesch. d. Sternkde., 1931;
Rhdb. (P);
Pogg. III-VI. -
Autor/in
Josef Hopmann -
Zitierweise
Hopmann, Josef, "Küstner, Friedrich" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 240 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116592850.html#ndbcontent