Leyen, Friedrich von der
- Lebensdaten
- 1873 – 1966
- Geburtsort
- Bremen
- Sterbeort
- Kirchseeon bei München
- Beruf/Funktion
- Germanist ; Volkskundler ; Philologe ; Professor der deutschen Philologie ; Mediävist ; Hochschullehrer ; Literarhistoriker
- Konfession
- lutherisch
- Normdaten
- GND: 118728024 | OGND | VIAF: 81978119
- Namensvarianten
-
- von der Leyen, Friedrich
- Leyen, Friedrich von der
- von der Leyen, Friedrich
- Leyen, Friederich von der
- Leyen, Friedrich
- Leyen, Friedrich Gustav von der
- Leyen, Friedrich v. der
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von der Leyen, Friedrich von der
Germanist, Volkskundler, * 19.8.1873 Bremen, † 6.6.1966 Kirchseeon bei München. (lutherisch)
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Genealogie
V →Alfred (1844–1934), Dr. iur., Dr. phil. h. c., 1872 Syndikus d. Handelskammer Bremen, 1876 Eintritt ins Reichseisenbahnamt, zuletzt WGR, Vortragender Rat, Honorarprof. d. Staatswiss. in Berlin, Vf. zahlr. Schrr. üb. d. Eisenbahnwesen (s. Rhdb., P; Kürschner, Gel.-Kal. 1931), S d. Rentiers →Gustav (1796–1875, E d. Conrad, s. Gen. 1) u. d. Amalie Kapp;
M Luise (1852–1908), T d. Politikers →Frdr. Kapp († 1884, s. NDB XI);
Om →Wolfgang Kapp († 1922), Politiker (s. NDB XI);
-⚭ 1901 Helene (* 1874), Malerin (s. ThB), T d. Dr.|Otto Heinrich Asher, Notar in Hamburg, u. d. Henriette Helene Milberg;
1 T. -
Biographie
Nach Studiensemestern in Marburg und Leipzig wurde L. 1894 bei Karl Weinhold in Berlin promoviert. Neben diesem zählte er →Erich Schmidt und →Andreas Heusler zu seinen wichtigsten akademischen Lehrern. Er habilitierte sich 1899 in München mit der Schrift „Das Märchen in den Göttersagen der Edda“ und wirkte hier als Schriftsteller, Journalist und Privatdozent, seit 1906 als apl. a. o. Professor. 1920 wurde er an die 1919 neugegründete Univ. Köln berufen, deren Germanistisches Institut und Phil. Fakultät er tatkräfig mit ausbaute. Von den Nationalsozialisten wurde er 1937 in den vorzeitigen Ruhestand versetzt. Nach dem 2. Weltkrieg stellte er sich in hohem Alter erneut in den Dienst der Universität und lehrte 1946/47 in Köln und 1947-53 in München als Honorarprofessor. Zahlreiche internationale Vortragsreisen und Gastprofessuren an namhaften amerikan. Universitäten (Yale 1913/14; Stanford 1919 u. 1932; Harvard 1931/32) bezeugen seinen Weltruf und die Weltoffenheit seines Gelehrtentums.
Kennzeichnend für L.s Forschung und Lehre waren vor allem zwei Tendenzen: sein Interesse galt zum einen der gesamten deutschen und skandinav. Literatur einschließlich der neueren und neuesten, wobei die german. Frühzeit und das Mittelalter seine Schwerpunkte blieben. Zum anderen zogen ihn wiederholt noch wenig erforschte Randgebiete in ihren Bann. Schon früh wandte er sich der Märchen-, Mythen- und Sagenforschung zu, und späterhin förderte er organisatorisch und in Publikationen energisch die Volkskunde. L. wagte große Gesamtüberblicke über die Geschichte der deutschen Dichtung wie auch über die zeitgenössische deutsche Literatur, aber er konnte sich auch liebevoll ins philologische Detail vertiefen. Seine zahlreichen Abhandlungen über Märchen, Sagen und Germanisches erweiterten den Horizont auf diesen Gebieten erheblich. – Weit über den akademischen Bereich hinaus wirkte L. als Herausgeber und Übersetzer. Gemeinsam mit Karl Wolfskehl gab er 1909 die ältesten deutschen Dichtungen mit Übersetzungen heraus. 1912 rief er die Reihe „Märchen der Weltliteratur“ ins Leben, die er bis zu seinem Tode betreute. Er verstand sich mehr als die meisten Vertreter seines Faches auch als Mittler zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit. Seine vielfach in Zeitungen und kulturellen Zeitschriften erschienenen Aufsätze zu Fragen des Tages, zu allgemeinen Fragen der Erziehung und Bildung sowie zu Problemen der Universität und des Fachs zeigen dies ebenso wie eine Reihe von sachkundig ausgewählten Anthologien, durch die er breitere Aufmerksamkeit auch für weniger bekannte Werke wecken konnte, vor allem durch „Das Buch der Deutschen Dichtung“ (Bd. 1-3, 1939-42, umgearb. 1962), „Deutsche Reden und Rufe“ (1942, mit A. Kippenberg, erweitert 1956), sowie eine Auswahl aus den Fragmenten des Romantikers J. W. Ritter (1938, 11.-20. Tsd. 1946). War L. einerseits, wie seine Wissenschaft, deutschnationalen Traditionen verpflichtet, so blieb er doch auf Grund der Vielfalt seiner Interessen diesem Rahmen nicht verhaftet. Dies dokumentieren am deutlichsten seine 1960 erschienenen Lebenserinnerungen „Leben und Freiheit der Hochschule“. Die Weite seines Horizonts ist wohl auch der Grund dafür, daß L. keine wissenschaftliche Schule im alten Sinne gebildet hat. Bis ins hohe Alter ist er aber Gelehrten vieler Länder eine Quelle der Anregung geblieben.
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Werke
Weitere W. u. a. Des armen Hartmann Rede vom Glouven, 1897 (Diss. München);
Dt. Univ. u. dt. Zukunft, 1906;
Die Götter u. Göttersagen d. Germanen, 1909, ³1924;
Das Märchen, 1911, ⁴1958;
Die dt. Heldensagen, 1912, ²1923;
Dt. Dichtung in neuer Zeit, 1922, ²1927, Nachtrag 1931;
Gesch. d. dt. Dichtung 1926, ²1931;
Die Götter d. Germanen, 1938;
Die dt. Dichtung u. d. Weltlit., 1950;
Die Welt d. Märchen, 2 Bde., 1953;
Das Heldenliederbuch Karls d. Gr., 1954. -
Literatur
. O. Basler, in: Bayer. Jb. f. Volkskde., 1953, S. 189-91 (P);
Märchen, Mythos, Dichtung, Festschr. z. 90. Geb.tag, hrsg. v. H. Kuhn u. K. Schier, 1963 (W-Verz, P);
J. M. Ritz, in: Zs. f. Volkskde. 55, 1959, S. 85 f.;
K. Schier, ebd. 58, 1967, S. 228-30;
F. Karlinger, in: Hess. Bll. f. Volkskde. 54, 1963, S. 692 f.;
I. Brunner-Schubert, Lebensformen in Mittelfranken, Unterss. u. Analysen auf Grund d. Antwortmaterials d. Münchener Umfrage v. 1908/09 u. nach Erhebungen aus d. J. 1970–73, Diss. München 1974. -
Autor/in
Ingeborg Glier -
Zitierweise
Glier, Ingeborg, "Leyen, Friedrich von der" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 433-434 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118728024.html#ndbcontent