Morell, Theodor
- Lebensdaten
- 1886 – 1948
- Geburtsort
- Trais-Münzenberg (Oberhessen)
- Sterbeort
- Tegernsee
- Beruf/Funktion
- Mediziner ; Leibarzt Hitlers ; Arzt ; Nationalsozialist
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 118583999 | OGND | VIAF: 76458109
- Namensvarianten
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- Morell, Theodor
- Morell, Theo
- Morell, Theodor Gilbert
- Morell, Theodor Karl Ludwig Gilbert
- Morell, Theodor Carl Ludwig Gilbert
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Morell, Theodor
Leibarzt Hitlers, * 22.7.1886 Trais-Münzenberg (Oberhessen), † 26.5.1948 Tegernsee. (evangelisch)
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Genealogie
Die Fam. stammte aus Frankreich u. kam 1687 mit anderen Hugenotten nach Friedrichsdorf. V Karl (1857-n. 1933), Volksschullehrer in Trais-Münzenberg, S d. Volkschullehrers →Georg Jacob Karl (1826–81) u. d. Elisabeth Catharina Müller (1826–93);
M →Elise Häuser (1857–1933), aus Bauernfam.;
⚭ Berlin-Charlottenburg 1919 Johanna (Hanni) Möller (1898–1983); kinderlos. -
Biographie
M. wurde zunächst Volksschullehrer und erhielt 1905 eine Anstellung in Bretzenbach bei Mainz. Seit 1907 studierte er Medizin in Gießen, Heidelberg, Grenoble, Paris und München, wo er 1912 das Staatsexamen ablegte. Nach seiner Approbation 1913 promovierte er zum Dr. med. („Dreizehn Fälle von verschleppter Querlage und ihre Behandlung in der Universitäts-Frauenklinik München“).|Danach, noch vor Ausbruch des 1. Weltkrieges, fuhr M. als Schiffsarzt neun Monate zur See, besuchte beide Amerika und die afrikan. Westküste, ehe er sich 1914 als praktischer Arzt in Dietzenbach bei Offenbach niederließ. 1915 wurde er zum Militär eingezogen und als Stabsarzt im Westen eingesetzt, erkrankte jedoch alsbald an einem Nierenleiden und verbrachte die folgenden Jahre teils in Lazaretten, teils als Arzt in Kriegsgefangenenlagern. Anfang 1918 als dienstuntauglich entlassen, ließ er sich im Oktober als Facharzt für Urologie in Berlin nieder und baute eine anerkannte Praxis auf.
Zum Jahreswechsel 1936/37 untersuchte M. erstmals →Adolf Hitler und behandelte ihn so erfolgreich, daß er zum Leibarzt ernannt wurde. Er hatte viele andere prominente Patienten, weilte aber seit 1939 bis April 1945 stets in allernächster Nähe →Hitlers, obgleich er verschiedentlich selbst ernstlich erkrankte. Seine Vorstellungen von der Bedeutung der Darmbakterien für die Gesundheit und die der Hormone und Vitamine für die Leistungsfähigkeit bestimmten die Therapie →Hitlers. Zwischen 1941 und 1945 verordnete M. mindestens 92 verschiedene Medikamente und machte ihm über 1000 intravenöse und intramuskuläre Injektionen zu dessen Zufriedenheit und teilweise auf dessen Verlangen. Psychopharmaka kamen dabei nicht zum Einsatz. Zugleich baute M. vom jeweiligen Führerhauptquartier aus seit 1943 ein Pharma-Imperium auf, das von Riga über Winniza und Olmütz bis Charkow reichte, aber in dem Maße liquidiert wurde, wie die besetzten Ostgebiete verlorengingen. Er war Eigentümer bzw. Treuhänder mit Vorkaufsrecht von sechs Firmen in den von Deutschland besetzten Gebieten. An einer Reihe deutscher Pharmafirmen war er maßgeblich beteiligt, dazu gehörten die Nordmark Werke in Hamburg und ein privates Forschungslabor in Bayrisch Gmain, das er von →Hitler als Geschenk erhalten hatte. Eine in jüdischen Händen befindliche Gesellschaft in Ungarn machte ihn 1944 zu ihrem Geschäftsführer bzw. Präsidenten. Wenn M. auch seine Position als Leibarzt →Hitlers rigoros ausnutzte, um seine geschäftlichen Interessen zu fördern, so betätigte er sich politisch oder ideologisch kaum oder gar nicht. An der Planung von Euthanasieprogrammen und am Holocaust war er unbeteiligt. Er trug eine selbst erdachte Sonderuniform und verstand es, sich den Bemühungen Himmlers zu entziehen, der ihm, wie allen anderen Personen in →Hitlers Umgebung, einen Ehrenrang der SS verleihen wollte. M. betrachtete seine Aufgabe zwar als historisch, achtete aber dennoch in erster Linie auf seinen persönlichen Vorteil und vermochte →Hitler in diesem Sinne auszunutzen. Die unter M.s Namen erschienenen Publikationen stammen nicht von ihm, sondern wurden für ihn verfaßt. Sie waren medizinisch-pharmakologisch ausgerichtet und hatten vornehmlich den Zweck, von M. hergestellte oder vertriebene Pharmaka möglichst positiv darzustellen. Ferner sollte sein Ansehen als bedeutender Arzt und Wissenschaftler damit gehoben werden.
Am 21.4.1945 endete M.s Tätigkeit für den „Führer“. Er flog nach Bayern, wo er schwer erkrankte und von den Amerikanern verhaftet wurde. Nach ausgiebigen Verhören entließ man ihn 1947 als haftunfähig. Er starb ein Jahr später in einem Krankenhaus am Tegernsee.|
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Auszeichnungen
Ernennung zum Professor (1938);
Ritterkreuz zum Kriegsverdienstkreuz (1944). -
Literatur
O. Katz, T. M., 1982;
E. G. Schenck, Patient Hitler – e. med. Biogr., 1989. -
Autor/in
Ernst Günther Schenck -
Zitierweise
Schenck, Ernst Günther, "Morell, Theodor" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 97-98 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118583999.html#ndbcontent