Eher, Franz
- Lebensdaten
- 1851 – 1918
- Geburtsort
- München
- Sterbeort
- München
- Beruf/Funktion
- Journalist ; Zeitungsverleger ; Verleger ; Redakteur
- Konfession
- römisch-katholisch
- Normdaten
- GND: 133449777 | OGND | VIAF: 70119663
- Namensvarianten
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- Eher, Franz Xaver Josef
- Eher, Franz
- Eher, Franz Xaver Josef
- Eher, Franz Xaver Joseph
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Eher, Franz Xaver Josef
Pseudonyme: Grandlhauer; Prifadje Grandlhauer; E.R.; Frz. Ee.
1851 – 1918
Journalist, Zeitungsverleger
Nach einer journalistischen Karriere bei bedeutenden Zeitungen in Wien und Berlin, kaufte Franz Eher 1900 das Wochenblatt „Münchener Beobachter“ und leitete dieses bis zu seinem Tod. 1920 ging aus dem Blatt der „Völkische Beobachter“, die Parteizeitung der NSDAP, hervor. Als Verleger und Journalist war Eher v. a. bayerisch-partikularistisch und antipreußisch, aber auch antisemitisch orientiert.
Lebensdaten
Geboren am 28. April 1851 in München Gestorben am 22. Juni 1918 in München Grabstätte Alter Südlicher Friedhof in München Konfession römisch-katholisch -
Autor/in
→Paul Hoser (München)
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Zitierweise
Hoser, Paul, „Eher, Franz“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.01.2025, URL: https://www.deutsche-biographie.de/133449777.html#dbocontent
Eher wuchs in München auf und war seit 1865 vermutlich als Gehilfe in dem Galanterie- und Kurzwarengeschäft seines Vaters tätig. 1890 übersiedelte er nach Wien und wurde – ohne journalistische Erfahrung – Redakteur der liberalen, von Eduard Bacher (1846–1908) herausgegebenen Tageszeitung „Neue Freie Presse“, für die auch prominente jüdische Journalisten und Schriftsteller wie Theodor Herzl (1860–1904) und Arthur Schnitzler (1862–1931) schrieben. 1896 zog Eher nach Berlin, wo er Redakteur der zum Pressekonzern August Scherls (1849–1921) gehörenden, nationalkonservativ orientierten Tageszeitung „Berliner Lokalanzeiger“ wurde. Im Folgejahr kehrte er auf Wunsch seines kurz darauf verstorbenen Vaters nach München zurück, verkaufte dessen Laden und gründete 1898 mit dem Druckereibesitzer Johann Naderer (1852–1912) das Fachblatt „Der bayerische Metzgermeister“, für das er bis Ende 1900 als Redakteur tätig war.
Im März 1900 kaufte Eher mit Anton Kaiser (gest. 1927) die kleine Wochenzeitung „Münchener Beobachter“, für deren Feuilleton er seit 1898 Beiträge verfasst hatte und deren alleiniger Inhaber er nach kurzer Zeit wurde; am 2. Dezember 1901 wurde im Handelsgericht München der „Franz Eher Verlag“ eingetragen. 1898 lag die Auflagenhöhe des „Münchener Beobachters“ laut eigenen Angaben bei 2000 Stück, 1909 nur noch bei ca. 1000. Seit 1915 konnte Ehers Zeitung nur noch dreimal pro Woche erscheinen, seit 1916 nur noch zweimal.
Eher betonte die politische Unabhängigkeit seines Blatts. Wichtig war ihm v. a. die politische Selbstständigkeit Bayerns, die er von einer unter dem Vorwand der Reichseinheit betriebenen „Verpreußung“ gefährdet sah. Verhasst waren ihm der Liberalismus und dessen Sprachrohr, die „Münchner Neusten Nachrichten“. Immer wieder finden sich im „Münchener Beobachter“ Ausfälle gegen Juden, die z. T. Eher zugeordnet werden können. Er formte die Zeitung aber nicht zu einem systematisch auf antisemitische Agitation zugeschnittenen Hetzblatt.
Eher sympathisierte v. a. mit dem städtischen Mittelstand und beurteilte alle Steuern, die diesen belasteten, negativ. Neben dem Großkapital und den Großagrariern sah er v. a. die hohen Beamten zum Nachteil des Mittelstands privilegiert. Den Reichsregierungen unter Bernhard von Bülow (1849–1929) und Theobald von Bethmann Hollweg (1856–1919) warf Eher u. a. enorme Schuldenwirtschaft und horrende Finanzansprüche gegenüber Bayern vor. Er kritisierte zudem die hohen Ausgaben für das Militär und prangerte die Misshandlung von Soldaten im preußischen Militär an. Die hohen Kosten der deutschen Kolonialpolitik schienen ihm ungerechtfertigt.
Nach Ehers Tod verkaufte seine Witwe die Zeitung. Die Redaktion übernahm Rudolf von Sebottendorf (1875–1945), der Vorsitzende der in München tätigen, völkisch-antisemitischen Thule-Gesellschaft. Eigentümerin des Verlags „Franz Eher Nachf.“ war anfangs Sebottendorfs Lebensgefährtin Käthe Bierbaumer (geb. 1884), seit September 1919 war der Verlag eine GmbH. Der „Münchner Beobachter“, der seit Anfang 1920 den Haupttitel „Völkischer Beobachter“ führte, betrieb nun permanent antisemitische Hetze. Im Dezember 1920 ging das Blatt an die vereinsrechtliche Organisation der NSDAP, den Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterverein e. V., über.
Nachlass:
nicht bekannt.
Weitere Archivmaterialien:
Stadtarchiv München, PMB E-30. (Polizeimeldebogen)
Landesarchiv Berlin, Register Standesamt Nr. 1268. (Heiratsurkunde Ehers v. 5.12.1896)
Archiv des Erzbistums München-Freising, CB301, M9 319, München, Zu Unserer Lieben Frau, Trauungsbuch 1852–1863, Nr. 23 (zu Ehers Mutter); CB 263, M8 124, München, St. Anna Totenbuch, 1.1.1904–27.10.1923, S. 370, Nr. 166.
Staatsarchiv München, RGA 316. (Registergerichteinträge zum Eher-Verlag)
Gedruckte Quellen:
Der Bayerische Landbote Nr. 349 v. 15.12.1859, S. 1406. (Familiennachricht über die Heirat von Ehers Vater und seiner zweiten Frau Magdalena Wiedermann)
Münchner Neueste Nachrichten v. 24. 6.1918, Nr. 314. (Todesanzeige)
Rudolf von Sebottendorf, Bevor Hitler kam. Urkundliches aus der Frühzeit der Nationalsozialistischen Bewegung, 1933, S. 43–60.
Adolf Dresler, Geschichte des „Völkischen Beobachters“ und des Zentralverlages der NSDAP Franz Eher Nachf., 1937, S. 47–74. (P)
Adolf Dresler, Der „Münchener Beobachter“. 1887–1918, 1940.
Hermann Gilbhard, Die Thule-Gesellschaft vom okkulten Mummenschanz zum Hakenkreuz, 1994, S. 73–76.
Thomas Tavernaro, Der Verlag Hitlers und der NSDAP. Die Franz Eher Nachfolger GmbH, 2004, S. 21 f.
Paul Hoser, Art. „Münchener Beobachter“; in: Historisches Lexikon Bayerns, 2006. (Onlineressource)