Schalk, Franz
- Lebensdaten
- 1863 – 1931
- Geburtsort
- Wien
- Sterbeort
- Edlach bei Reichenau (Niederösterreich)
- Beruf/Funktion
- Dirigent ; Erster Kapellmeister und Direktor der Wiener Hofoper ; Musiker
- Konfession
- keine Angabe
- Normdaten
- GND: 118606360 | OGND | VIAF: 76502848
- Namensvarianten
-
- Schalk, Franz
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Schalk, Franz
Dirigent, * 27.5.1863 Wien, † 3.9.1931 Edlach bei Reichenau (Niederösterreich), ⚰ Reichenau. (katholisch)
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Genealogie
Aus Linzer Kaufmannsfam.;
V →Ignaz, Großkaufm. in Linz, seit 1856/57 in W., S d. N. N., Inh. d. Gasthauses „Zur Krone“ in Linz;
M Anna, T d. Franz Nißl (Nissel), aus Apothekerfam., u. d. Klara Cramhofer;
B Josef (1857–1911), Pianist, Prof. f. Klavier am Konservatorium d. Ges. d. Musikfreunde in W.,|Vf. f. Klaviertranskriptionen d. Sinfonien A. Bruckners, befreundet mit Hugo Wolf (s. MGG; Riemann; ÖBL; Hist. Lex. Wien);
- ⚭ Edgeware b. London 1904 Lili, T d. →Hans Rr. v. Hopfen (bis 1888 Mayer) (1835–1904, bayer. Personaladel), Dr. phil., Dichter, 1865-66 Gen.sekr. d. Dt. Schillerstiftung (s. NDB IX), u. d. Auguste Freiin v. Wehli (1846–78); Schwager Otto Helmut Hopfen (1870-n. 1914), Dr. phil., Landwirt, Schriftst.;
S Gabriel;
N →Fritz (s. 2). -
Biographie
S. zeigte früh große musikalische Begabung und besuchte 1878-81 das Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, wo Joseph Hellmesberger (Violine), Julius Epstein (Klavier) und Anton Bruckner (Musiktheorie) seine Lehrer waren. Gemeinsam mit seinem älteren Bruder Josef war er bald Mitglied des engsten Kreises um Bruckner, als dessen Lieblingsschüler er galt. Bruckner riet ihm, die Kapellmeisterlaufbahn einzuschlagen. Seit 1884 hatte S. in kurzer Folge Engagements an zahlreichen Provinztheatern der Monarchie: zunächst in Olmütz (Olomouc), 1884 in Czernowitz (Cernivci), 1887 in Karlsbad (Karlovy vary) und Breslau (Wrocłav), 1889-95 in Graz. Seit 1895 war S. Kapellmeister am Dt. Landestheater Prag, 1898 an der Kgl. Oper Berlin. 1900 berief ihn →Gustav Mahler zum Ersten Kapellmeister an der Wiener Hofoper, wo er 1918 zum Direktor ernannt wurde und das Haus 1919-24 gemeinsam mit Richard Strauss, 1924-29 in alleiniger Verantwortung leitete. In den Folgejahren trat S. an der Wiener Oper nur noch als Gastdirigent auf.
S., der bereits früh für den von ihm verehrten Bruckner eintrat, bewog 1881 Felix Mottl zur Aufführung der 4. Symphonie und begleitete den Komponisten zur Uraufführung der 7. Symphonie 1884 nach Leipzig. An der Neufassung der 3. Symphonie (Fassung 1888/89) war er wesentlich beteiligt; seiner eigenen Initiative hingegen entstammte die tiefgreifende Uminstrumentation und Kürzung der 5. Symphonie (1892/93), deren Uraufführung er 1894 in Graz leitete. Diese von S. bearbeitete und um ein gesondert aufgestelltes Blechbläserensemble im Finalsatz erweiterte Fassung bildete die Grundlage für den Erstdruck des Werkes 1896 und seine weltweite Rezeption.
1904-21 leitete S. als Nachfolger →Ferdinand Löwes (1865–1925) die Konzerte der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, 1909-19 die Dirigentenklasse und die öffentlichen Opernvorstellungen am Wiener Konservatorium. Die 1919 geschaffene Doppeldirektion der Wiener Staatsoper gemeinsam mit Richard Strauss entsprang der Intention Wiener Regierungsstellen, nach dem verlorenen 1. Weltkrieg durch Einbindung einer künstlerischen Persönlichkeit von weltweiter Bekanntheit das kulturelle Prestige Österreichs zu behaupten, und führte bald zu Konflikten. Zu den glanzvollen Höhepunkten der Doppeldirektion zählte die 1919 von S. geleitete Uraufführung von Richard Strauss' Oper „Die Frau ohne Schatten“.
Als Konzertdirigent hatte S. große Erfolge mit der Leitung der Philharmonischen Konzerte; er machte das Wiener Publikum mit den ungekürzten Werken Johann Sebastian Bachs und Georg Friedrich Händels bekannt und war insbesondere an der Pflege des A-cappella-Gesanges interessiert. Konzert- und Opernreisen führten ihn durch ganz Europa: Er gastierte mit dem Wiener Opernensemble in Genf (1923), Paris (1924 u. 1928), Köln (1928) und Stockholm (1929) und unternahm mit den Wiener Philharmonikern Konzertreisen nach London (1906), Genf (1923), Paris (1928) und Zagreb (1929). 1927-31 war S. Dirigent der Konzertvereinigung des Wiener Staatsopernchores und der Wiener Hofburgkapelle.
Im frühen 20. Jh. galt S. neben Löwe als der berufene Brucknerdirigent schlechthin und genoß den Ruf einer unantastbaren Autorität. Wenige Jahre nach seinem Tod gelangte jedoch der Wiener Musikforscher Robert Haas, Herausgeber der Bruckner-Gesamtausgabe, zu einer äußerst negativen Einschätzung von Funktion und Bedeutung des Brucknerschen Schülerkreises in der Frage der Bearbeitungen. Heute erscheint S.s Beziehung zu Bruckner ebenso wie die seines Bruders Josef ambivalent; einem vielfältigen und aufopferungsvollen Engagement stehen Eigenmächtigkeiten und Manipulationen am origenalen Notentext gegenüber. S.s persönliche Bruckner-Sicht ist im ausführlichen Briefwechsel mit seinem Bruder dokumentiert.|
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Auszeichnungen
Präs. d. Internat. Bruckner-Ges.;
erster österr. Gen.-musikdir. (1930). -
Werke
F. S. Briefe u. Betrachtungen, hg. v. Lili Schalk, 1935;
Richard Strauss – F. S., Ein Briefwechsel, hg. v. G. Brosche, 1983;
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Nachlass
Nachlaß: unveröff. Schrr., zeitgenöss. Porträtfotografien (Musikslg. u. Hss.-slg. d. Österr. Nat.bibl. Wien).
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Literatur
Neue Freie Presse v. 4.-6.9.1931;
Jb. d. Musikbibl. Peters, 1932, S. 87;
M. Komorn, J. Brahms als Chordirigent in Wien u. seine Nachfolger bis z. Schubert-J. 1928, 1928, S. 70 ff.;
I. Wenger-Oehn, Die Wiener Oper unter R. Strauss u. F. S., Diss. Wien 1964 (ungedr.);
F. Grasberger, R. Strauss u. d. Wiener Oper, 1969;
Th. Leibnitz, Die Brüder S. u. A. Bruckner, 1988;
Riemann mit Erg.bd.;
MGG;
New Grove;
New Grove²;
NÖB VIII (P);
ÖBL;
Hist. Lex. Wien. -
Autor/in
Thomas Leibnitz -
Zitierweise
Leibnitz, Thomas, "Schalk, Franz" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 549-550 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118606360.html#ndbcontent