Fabricius Montanus, Johannes
- Lebensdaten
- 1527 – 1566
- Geburtsort
- Bergheim (Oberelsaß, daher Beiname Montanus)
- Sterbeort
- Chur (Graubünden) (an der Pest)
- Beruf/Funktion
- neulateinischer Dichter ; zwinglianischer Reformator in Zürich und Graubünden ; Humanist ; Evangelischer Theologe ; Reformator ; Lehrer ; Pfarrer
- Konfession
- protestantisch
- Normdaten
- GND: 104045698 | OGND | VIAF: 17384178
- Namensvarianten
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- Fabricius, Johannes
- Schmid, Johannes
- Fabricius Montanus, Johannes
- Fabricius, Johannes
- Schmid, Johannes
- Fabricius Montanus, Ioannes
- Fabricius Montanus, Johann
- Fabricius, Joannes M.
- Fabricius, Joannes Montanus
- Fabricius, Johan Montanus
- Fabricius, Johannes Montanus
- Fabricius, Johannes aus Bergheim
- Fabricius, Johannes aus Bergheim, aus Bergheim
- Fabricius, Johannes, Montanus
- Fabritius Montanus, Johannes
- Montanus, Ioannes Fabricius
- Montanus, Johannes
- Montanus, Johannes F.
- Montanus, Johannes Fabricius
- Schmid, Jean
- Schmid, Jean, wirkl. Name von Johannes Fabricius Montanus
- Schmid, Johann
- Schmidt, Jean
- Schmidt, Johannes
- Schmied, Jean
- Schmied, Johann
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Fabricius Montanus, Johannes
zwinglianischer Reformator in Zürich und Graubünden, * Herbst 1527 Bergheim (Oberelsaß, daher Beiname Montanus), † 5.9.1566 Chur (Graubünden) (an der Pest).
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Genealogie
V Jakob Schmid, Metzger u. später Spitalmeister in Bergheim;
M Klara, Schw des →Leo Jud (1482–1542), Mitarbeiter der Zürcher Reformatoren;
⚭ 1) 1547 Katharina († 1548), T des Kaplans am Zürcher Großmünster Ulrich Stutz, 2) ca. 1550 Agatha, T des →Rudolf Collinus († 1578) Prof. der griechischen Sprache in Zürich (s. NDB III); mehrere K (2 überlebten F.). -
Biographie
Neben Conr. Pellikan, →Leo Jud, Johannes Adelphi und anderen gehört F. zu den aus dem Elsaß stammenden Humanisten und Reformatoren, welche den Gang der Reformation in der Schweiz mitbestimmt haben. Unter der Obhut seines Oheims →Leo Jud begann er mit 7 Jahren in Zürich seine Studien, die er in Basel und Straßburg fortsetzte, um dann wieder nach Zürich überzusiedeln. So konnte er, gut vorbereitet in den Kenntnissen der alten Sprache, an die Universität Marburg ziehen, wo unter anderem Andreas Hyperius sein Lehrer war. Einige Freunde, vor allem der bedeutende neulateinische Dichter Petrus Lotichius Secundus, begeisterten ihn für die Dichtkunst, und durch Lotichius wurde in ihm auch das Interesse für die Naturbetrachtung und die Pflanzenwelt geweckt. Nach Zürich zurückgekehrt, trat F. in den Kirchen- und Schuldienst und wurde mit dem Zürcher Bürgerrecht belohnt. Seine Vorliebe für Naturbeobachtung wurde durch den Arzt und Naturforscher Conr. Gesner vertieft. In seinen naturwissenschaftlichen Schriften und in seinen Dichtungen erwies er sich als ein würdiger Freund Gesners und als einer der begabtesten Schüler des Petrus Lotichius Secundus. Seiner Charaktereigenschaften und Geistesgaben wegen allgemein geschätzt, veranlaßte ihn H. Bullinger 1557 zur Übernahme der Predigerstelle an Sankt Martin, der Hauptkirche von Chur, dem politischen und religiösen Zentrum der 3 rätischen Bünde (Graubünden). In dem von katholischen Orten und Mächten umgebenen, von französischen und spanischen Geldgebern und Diplomaten umworbenen Paßland, in dem durch Intrigen der Jesuiten und der angrenzenden Mächte bedrohten Untertanengebiet des Veltlins (der heutigen italienischen Provinz Sondrio), wo auch italienische Religionsflüchtlinge mit ihren häretischen Ansichten Verwirrung anrichteten, in einem solchen Gebiet konnte nur eine überragende Persönlichkeit den Schwierigkeiten gewachsen sein. Dies war F., ein Landfremder, erst 30jährig, der auf Anraten Bullingers als Nachfolger des Bündner Reformators →Johannes Comander nach Chur berufen wurde, und der die in ihn gesetzten Erwartungen vollauf erfüllt hat. Er hat nicht nur für Bestand der reformierten Kirche gesorgt, sondern auch weitere Ortschaften, zum Beispiel im Prätigau, für die Reformation gewonnen. Die Säkularisierung des Churer Bistums mißlang, doch konnte das Bündner Gebiet und die reformierte Kirche vor dem Chaos bewahrt werden. F. war auch in Chur schriftstellerisch tätig, veröffentlichte Gedichte, Autobiographien, theologische Schriften, Erbauungsschriften und Kontroversschriften gegen spanische Theologen wegen der Konzilsfrage. Andere Schriften politischen Inhalts, auch eine solche gegen die Flucht von Geistlichen in Pestzeiten, wurden erst später gedruckt oder blieben ungedruckt. Er bezeugte weiterhin Interesse für Botanik, Balneologie und so weiter, unternahm, wohl als einer der ersten in Graubünden, Alpenwanderungen und sammelte seltsame Pflanzen für Gesner.
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Werke
Differentiae animalium quadrupedum …, Zürich 1555; Poemata, Sylvarum liber unus, De consulibus Tigurinis, De Vuilhelmo Thellio Elegia, ebd. 1556;
De providentia divina liber, o. O. 1563; Kontroversschrr.; Gedenkrede auf Conr. Pellikan u. 2 kurze Autobiogrr. in:
Miscellanea Tigurina III, Zürich 1724, S. 373-439 (W-Verz., S. 21-23); Autobiogrr., verdeutscht v.
Th. Vulpinus, in: Btrr. z. Landes- u. Volkskde. v. Elsaß-Lothringen, 1894, H. 18 (W-Verz., S. 3). – Briefe:
Epistolarum medicinalium Conradi Gesneri, …, Libri III, Zürich 1577;
Bullingers Korr. mit d. Graubündnern II, ed. T. Schieß, in: Qu. z. Schweizer Gesch. 24, 1905 (W-Verz.). -
Literatur
G. Bener-Lorenz, Ehrentafel bündner. Naturforscher, 1938, S. 11-13;
H. Fischer, J. F. M. … u. Conr. Gessner, in: Vjschr. d. Naturforschenden|Ges. in Zürich 85, 1940, S. 322-28;
ders., Zu e. unveröff. Brief C. Gessners an J. F. M., ebd., S 329-36;
G. Ellinger, Gesch. d. neulat. Lit. Dtld.s im 16. Jh., II: Die neulat. Lyrik Dtld.s in d. ersten Hälfte d. 16. Jh., 1929, S. 408 ff.;
D. Cantimori, Ital. Häretiker d. Spätrenaissance, dt. v. W. Kägi, 1949, bes. S. 270 ff. -
Autor/in
Conradin Bonorand -
Zitierweise
Bonorand, Conradin, "Fabricius Montanus, Johannes" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 737-738 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104045698.html#ndbcontent