Bruckmann, Hugo
- Lebensdaten
- 1863 – 1941
- Geburtsort
- München
- Sterbeort
- München
- Beruf/Funktion
- Verleger ; Redakteur
- Konfession
- römisch-katholisch
- Normdaten
- GND: 116726342 | OGND | VIAF: 3229573
- Namensvarianten
-
- Bruckmann, Hugo
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- Fritz Schwartz (1856–1914)
- Heinrich Wölfflin (1864–1945)
- Houston Stewart Chamberlain (1855–1927)
- Hugo von Hofmannsthal (1874–1929)
- Karl Alexander von Müllers (1882–1964)
- Ludwig Klages (1872–1956)
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Bruckmann, Hugo
1863 – 1941
Verleger
Hugo Bruckmann war einer der einflussreichsten Verleger im deutschsprachigen Raum in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit prägender Wirkung auf das Geistesleben seiner Zeit. Der seit 1889 von ihm geleitete Bruckmann-Verlag in München zählte u. a. Houston Stewart Chamberlain (1855–1927) und Heinrich Wölfflin (1864–1945) zu seinen Autoren. Völkisch-nationalistisch orientiert, förderte Bruckmann nach dem Ersten Weltkrieg mit seiner Ehefrau Elsa Bruckmann (1865–1946) die politische Karriere Adolf Hitlers (1889–1945).
Lebensdaten
Geboren am 13. Oktober 1863 in München Gestorben am 3. September 1941 in München Grabstätte Waldfriedhof in München Konfession römisch-katholisch -
Autor/in
→Daniela Stöppel (München)
-
Zitierweise
Stöppel, Daniela, „Bruckmann, Hugo“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.07.2024, URL: https://www.deutsche-biographie.de/116726342.html#dbocontent
Bruckmann besuchte das humanistische Wilhelmsgymnasium und die Städtische Handelsschule in München, ehe er seit 1879 eine Ausbildung an der Kunsthandlung Arnold in Dresden absolvierte. 1881 trat er in den von seinem Vater gegründeten F. Bruckmann Verlag in München ein, der v. a. aufgrund avancierter Drucktechniken und ambitionierter Editionsprojekte zu den führenden Druck- und Verlagsanstalten Deutschlands zählte und internationales Renommee genoss. 1889 wurde Bruckmann neben seinem älteren Bruder Alfons Geschäftsleiter des Verlags, seit 1892 teilte er sich die Verlagsleitung mit dem Kunsthistoriker Fritz Schwartz (1856–1914).
1899 holte Bruckmann mit Heinrich Wölfflin (1864–1945) einen der bedeutendsten Kunsthistoriker der Zeit in den Verlag. Vor allem dessen Werk „Kunsthistorische Grundbegriffe“ (1915) wurde mit mehreren Auflagen und Übersetzungen zu einem großen Verkaufserfolg auf dem internationalen kunsthistorischen Buchmarkt. Ein weiterer Erfolgsautor, den Bruckmann für seinen Verlag gewann, war der antisemitische Schriftsteller Houston Stewart Chamberlain (1855–1927), der mit seinem Hauptwerk „Die Grundlagen des neunzehnten Jahrhunderts“ (1899) weit über den engeren Kreis der völkischen Bewegung Wirkung entfaltete. Unter Bruckmanns Führung festigte der Verlag durch die Herausgabe von „Die Kunst für alle“ (1885–1944), „Dekorative Kunst“ (1898–1929) und „Die Kunst“ (1899–1945) zudem seine zentrale Stellung auf dem kunsthistorischen Zeitschriftenmarkt. 1908 verließ Bruckmann den Verlag und gründete 1917 einen neuen, nach ihm benannten Verlag, mit dem er nicht an seine früheren Erfolge anknüpfen konnte.
Seit seiner Heirat 1889 waren Bruckmanns Tätigkeiten eng mit den Interessen und Kontakten seiner Frau Elsa Bruckmann (1865–1946) verbunden, die in München einen einflussreichen Salon führte, zu dessen ständigen Gästen u. a. die Schriftsteller Hugo von Hofmannsthal (1874–1929), Ludwig Klages (1872–1956) und Alfred Schuler (1865–1923) zählten. Nach dem Ersten Weltkrieg wandelte sich der Salon zu einem Zentrum völkisch-rechtsnationaler Autoren und Politiker; im Dezember 1924 war erstmals Adolf Hitler (1889–1945) zu Gast, für den in der Folgezeit laut den Erinnerungen Karl Alexander von Müllers (1882–1964) Themenabende durchgeführt wurden, um ihn in den einflussreichen gesellschaftlichen Kreisen zu vernetzen. Das Ehepaar Bruckmann zählte zudem seit 1928 zu den aktiven Förderern des nationalsozialistischen „Kampfbunds für deutsche Kultur“.
1932 trat Bruckmann – mit rückwirkender Gültigkeit bis 1925 und Mitgliedsnummer 90 – der NSDAP bei, die er bis 1941 im Reichstag vertrat. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme übernahm er auf Bitte seines sozialdemokratisch orientierten Amtsvorgängers Oskar von Miller (1855–1934) den Vorstandsvorsitz des Deutschen Museums (seit 1935 stellvertretend). 1933 kehrte Bruckmann in die Leitung des F. Bruckmann Verlags zurück und richtete diesen auf die politische Linie des NS-Regimes aus. Da Bruckmann sich auf die scheinbar unpolitischen Gebiete der Kunst und Kultur konzentrierte, keine rassenideologische Hetze betrieb und als Exponent des unternehmerisch erfolgreichen, kultivierten Großbürgertums enormes soziales und kulturelles Kapital besaß, wirkte sein Einsatz für die Ideen des Nationalsozialismus integrierend auf das (bildungs-)bürgerliche Milieu. Unter anderem als Mitglied des Reichskultursenats, Präsidialrat der Reichsschrifttumskammer, Aufsichtsratsvorsitzender des Deutschen Nachrichtenbüros und Präsident der Deutsch-Italienischen Gesellschaft in München hatte Bruckmann im „Dritten Reich“ kulturpolitische Positionen inne, ohne die Kulturpolitik des NS-Staats freilich entscheidend beeinflussen zu können. Seit Mitte der 1930er Jahre zog sich das Ehepaar Bruckmann mehr und mehr aus der Öffentlichkeit zurück, blieb den Grundlinien von Hitlers Politik aber bis zuletzt treu.
ca. 1938 | Großoffizier des italienischen Kronenordens |
1941 | Staatsbegräbnis |
Nachlass:
Bayerische Staatsbibliothek, München, Bruckmanniana. (weiterführende Informationen)
Weitere Archivmaterialien:
Bayerisches Hauptstaatsarchiv, München, Smlg. Personen 6 857. (Sammlung Rehse)
Gedruckte Quellen:
N. N., Bücher des Verlages F. Bruckmann AG in München 1928, 1928.
Jonathan Zenneck, Zum Gedächtnis an Hugo Bruckmann, in: Deutsches Museum. Abhandlungen und Berichte 13 (1942), S. 128–130. (P)
Erich Pfeiffer-Belli, 100 Jahre Bruckmann. Ein Blick zurück, 1958.
N. N., Hundert Jahre F. Bruckmann KG Verlagswerke, 1958.
Karl Alexander von Müller, Im Wandel einer Welt. Erinnerungen 1919–1932, 1966, S. 299 ff.
Klaus E. Bohnenkamp (Hg.), Hugo von Hofmannsthal, Rudolf Kassner und Rainer Maria Rilke im Briefwechsel mit Elsa und Hugo Bruckmann. 1893–1941, 2014. (P)
Mathias Rösch, Else und Hugo Bruckmann. Ein Verlegerehepaar macht Hitler salonfähig, in: Zum Beispiel Neuhausen 1918–1933. Die nationalsozialistische „Kampfzeit“ in einem Stadtteil der ehemaligen „Hauptstadt der Bewegung“, hg. v. d. Geschichtswerkstatt Neuhausen, 1993, S. 107–109.
Anne Bechstedt/Anja Deutsch/Daniela Stöppel, Der Verlag F. Bruckmann während des Nationalsozialismus, in: Ruth Heftrig/Olaf Peters/Barbara Schellewald (Hg.), Kunstgeschichte im „Dritten Reich“. Theorien, Methoden, Praktiken, 2008, S. 280–311
Wolfgang Martynkewicz, Salon Deutschland. Geist und Macht 1900–1945, 2009.
Daniela Stöppel, Hugo Bruckmann als Vorstand des Deutschen Museums, in: Elisabeth Vaupel/Stefan L. Wolff (Hg.), Das Deutsche Museum in der Zeit des Nationalsozialismus, 2010, S. 127–170.
Klaus E. Bohnenkamp, Einleitung, in: ders. (Hg.), Hugo von Hofmannsthal, Rudolf Kassner und Rainer Maria Rilke im Briefwechsel mit Elsa und Hugo Bruckmann. 1893–1941, 2014, S. 5–110.
Daniela Stöppel, Kat.-Nr. VII.9 [Wölfflin und Bruckmann], in: Matteo Burioni/Burcu Dogramaci/Ulrich Pfisterer (Hg.), Kunstgeschichten 1915. 100 Jahre Heinrich Wölfflin: Kunstgeschichtliche Grundbegriffe, 2015, S. 395–397.
Franziska Lampe, Das Bildarchiv des Bruckmann Verlags. Eine neue Ressource am Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München, in: Rundbrief Fotografie 29 (2022), H. 2, S. 8–17.
Jürgen Kühnert, Art. „Bruckmann Verlag“, in: Historisches Lexikon Bayerns, 2022. (P) (Onlineressource)
Aquarell auf braunem Papier v. Ludwig Scheuermann (1859–1911), 1890, Quelle: Album/Gästebuch der Münchner Mittwochsgesellschaft aus den Jahren 1886–1898. (Onlineressource)
Fotografie, ca. 1900, Abbildung in: Klaus E. Bohnenkamp (Hg.), Hugo von Hofmannsthal, Rudolf Kassner und Rainer Maria Rilke im Briefwechsel mit Elsa und Hugo Bruckmann. 1893–1941, 2014, S. 33.
Fotografien, 1930er/1940er Jahre, Bildarchiv der Bayerischen Staatsbibliothek, München.
Fotografie, ca. 1932, Abbildung in: Reichstags-Handbuch. VI. Wahlperiode 1932, hg. v. Büro des Reichstags, 1932, S. 276. (Onlineressource)
Fotografie, ca. 1933, Porträtsammlung des Deutschen Museums, München, PT 10 232.