Korn, Karl
- Lebensdaten
- 1908 – 1991
- Geburtsort
- Wiesbaden
- Sterbeort
- Bad Homburg
- Beruf/Funktion
- Journalist ; Publizist ; Schriftsteller
- Konfession
- römisch-katholisch
- Normdaten
- GND: 118565486 | OGND | VIAF: 110707709
- Namensvarianten
-
- Korn, Johannes Karl Robert
- Korn, Karl
- Korn, Johannes Karl Robert
- Corn, Carl
- Corn, Johannes Carl Robert
Vernetzte Angebote
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- * Deutsches Literaturarchiv Marbach - Kallías
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Bibliothek des Instituts für Zeitgeschichte München - Berlin
- Index Theologicus (IxTheo)
- * Jahresberichte für deutsche Geschichte - Online
Verknüpfungen
Personen in der NDB Genealogie
Personen im NDB Artikel
- Adolf Hitler (1889–1945)
- Adolf Wagner (1890–1944)
- Elisabeth Langgässer (1899–1950)
- Erich Dombrowski (1882–1972)
- Erich Welter (1900–1982)
- Ernst Jünger (1895–1998)
- Ernst Rowohlt (1887–1960)
- Hans Baumgarten (1900–1968)
- Hans Naumann (1886–1951)
- Karl Mannheims (1893–1947)
- Karl Reinhardt (1886–1958)
- Karl Truppe (1887–1959)
- Kurt Ziesel (1911–2001)
- Max Kommerell (1902–1944)
- Paul Scheffer (1883–1963)
- Paul Sethe (1901–1967)
- Paul Tillichs (1886–1965)
- Peter Suhrkamp (1891–1959)
- Rudolf Alexander Schröder (1878–1962)
- Walter Otto (1874–1958)
- Wolfgang Haut (1927–2001)
- Émile Zola (1840–1902)
Orte
Symbole auf der Karte
Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.
-
Korn, Johannes Karl Robert
1908 – 1991
Journalist, Publizist
Karl Korn war eine der wichtigsten Figuren der bundesdeutschen Nachkriegspublizistik. Als Gründungsherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung war er 25 Jahre lang für das Feuilleton der Zeitung zuständig, dessen Gestalt er seit 1949 maßgeblich prägte. Korn machte das Ressort zu einem überregionalen Debattenort, an dem die großen gesellschaftlichen Themen seiner Zeit kritisch begleitet wurden.
Lebensdaten
Geboren am 20. Mai 1908 in Wiesbaden Gestorben am 10. August 1991 in Bad Homburg Grabstätte Nordfriedhof in Wiesbaden Konfession römisch-katholisch -
Autor/in
→Roxanne Narz (Nürnberg)
-
Zitierweise
Narz, Roxanne, „Korn, Karl“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.10.2022, URL: https://www.deutsche-biographie.de/118565486.html#dbocontent
Aus einem kleinbürgerlichen, katholischen und eher konservativen Elternhaus stammend, wuchs Korn in Wiesbaden auf. 1927 legte er als Jahrgangsbester das Abitur ab und studierte anschließend in Frankfurt am Main Philologie (Germanistik, Latein, Französisch). Zu seinen Dozenten zählten die Klassischen Philologen Walter Otto (1874–1958) und Karl Reinhardt (1886–1958) sowie der Literaturhistoriker Max Kommerell (1902–1944). Korn besuchte zudem Veranstaltungen Karl Mannheims (1893–1947) und Paul Tillichs (1886–1965) aus dem Umkreis des Instituts für Sozialforschung. Bis 1931 pflegte er eine enge Beziehung zu dem seit 1933 offen für den Nationalsozialismus eintretenden Mediävisten Hans Naumann (1886–1951), bei dem er 1931 mit einer Arbeit über die Lyrik des Hochmittelalters zum Dr. phil. promoviert wurde.
Um seine akademische Ausbildung zu finanzieren, gab Korn Privatunterricht und schrieb Referate aus den Frankfurter Geistes- und Sozialwissenschaften, Reiseberichte und Diskussionsbeiträge für die „Rhein-Mainische Volkszeitung“, das „Wiesbadener Tagblatt“ und die „Frankfurter Zeitung“. 1932 legte er das Staatsexamen für das höhere Lehramt ab und erhielt ein Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdiensts. Anschließend arbeitete er als Lektor an der Universität Toulouse und als Assistent am dortigen Lycée de Garçons. 1934 wurde der von „jungkonservativen“ Autoren, v. a. Ernst Jünger (1895–1998), faszinierte Korn des Landes verwiesen, nachdem er lose Verbindungen zum Vizekonsulat in Marseille unterhalten und sich durch nationalistisch gefärbte Äußerungen zu deutschlandpolitischen Fragen hervorgetan hatte.
Nach Deutschland zurückgekehrt, entschied sich Korn für eine journalistische Laufbahn und ging im September 1934 als Volontär zu dem von Paul Scheffer (1883–1963) geleiteten „Berliner Tageblatt“. Hier wurde er Mitglied der Feuilletonredaktion und redigierte bald die Beilage „Geistiges Leben“. In Berlin knüpfte Korn Kontakte zu Verlegern und Literaten wie Elisabeth Langgässer (1899–1950), Ernst Rowohlt (1887–1960) und Rudolf Alexander Schröder (1878–1962) und erlebte ein selbstbewusstes, meinungsstarkes und modernes Feuilleton.
Anfang 1938 wurde Korn von Peter Suhrkamp (1891–1959) zum Chefredakteur der Literaturzeitschrift „Die neue Rundschau“ ernannt und ging im Frühjahr 1940 als Feuilletonchef zur NS-Wochenzeitung „Das Reich“ – ein Schritt, von dem er sich neue Perspektiven, Prestige und ein höheres Gehalt versprach. Doch schon ein halbes Jahr später erhielt er Schreibverbot, nachdem er ein Gemälde von Karl Truppe (1887–1959) kritisiert hatte, das von Adolf Hitler (1889–1945) als Präsent für den Münchner Gauleiter Adolf Wagner (1890–1944) auserkoren worden war. Im April 1941 zum Kriegsdienst einberufen und nach der Grundausbildung zum Oberkommando des Heeres nach Potsdam versetzt, war Korn an der Herausgabe von „Tornisterschriften“ beteiligt, die die Inspektion des Erziehungs- und Bildungswesens des Heeres zu Bildungs- und Propagandazwecken verschickte. 1944 wurde er in Richtung Westfront beordert, wo er im Frühjahr 1945 von der französischen Armee aufgegriffen und interniert wurde.
Nach seiner Rückkehr im Herbst 1945 wurde Korn von einer Spruchkammer in Berlin als „Mitläufer“ eingestuft und war anschließend als freier Journalist tätig. Seit 1948 arbeitete er als Feuilletonredakteur und schließlich -leiter bei der „Allgemeinen Zeitung“ in Mainz, aus deren Hauptausgabe am 1. November 1949 die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) hervorging. Neben Hans Baumgarten (1900–1968), Erich Dombrowski (1882–1972), Paul Sethe (1901–1967) und Erich Welter (1900–1982) gehörte er zu den Gründungsherausgebern der FAZ, die sich zu einem bundesdeutschen Leitmedium entwickelte. Verantwortlich für Kultur und Kulturpolitik, prägte Korn in den ersten 25 Jahren das Gesicht des FAZ-Feuilletons. Dabei knüpfte er an Traditionen der bürgerlich-demokratischen Weimarer Presse an, indem er dem Feuilleton eine akademisch-intellektuelle Ausrichtung verlieh und es auf die Förderung der literarischen und künstlerischen Moderne verpflichtete.
Korn engagierte sich seit den frühen 1950er Jahren für eine kritische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus. Ende der 1950er Jahre löste der Publizist Kurt Ziesel (1911–2001) eine Kontroverse über Korns Rolle im „Dritten Reich“ aus, die in einem Rechtsstreit mündete. Wegen einer Rezension zum Spielfilm „Jud Süß“, die 1940 in „Das Reich“ erschienen war und antisemitische Passagen enthielt, wurde Korn von Ziesel u. a. bezichtigt, ein „Handlanger des Antisemitismus“ gewesen zu sein. Der Rechtsstreit endete im März 1960 mit einem Urteil des Oberlandesgerichts München, das weitgehend zu Korns Gunsten ausfiel und Ziesel fortan die Behauptung untersagte, Korn habe im „Dritten Reich“ führende Positionen bekleidet. Als aufstiegsorientierter Journalist konservativer Prägung hatte Korn zwar klare Zugeständnisse an das NS-Regime gemacht, war in seinen Texten aber meistens unpolitisch-verhalten geblieben und zu keinem Zeitpunkt als überzeugter Nationalsozialist aufgetreten.
Nach seiner Pensionierung 1973 setzte Korn seine publizistische Arbeit fort. Neben einem Buch über den französischen Schriftsteller Émile Zola (1840–1902) verfasste er die Autobiografie „Lange Lehrzeit“ (1975) und ließ seine 1946 erstmals veröffentlichten Kindheitserinnerungen „Die Rheingauer Jahre“ 1986 in überarbeiteter Form neu auflegen.
1964 | Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung |
1974 | Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland |
Nachlass:
nicht bekannt.
Weitere Archivmaterialien:
Deutsches Literaturarchiv, Marbach am Neckar, kleine Konvolute unter den Beständen „A:Korn, Karl 1908–1991“, „H:Korn, Karl“ und „Z:Korn, Karl 1908–1991“; Parallelüberlieferungen u. a. im Bundesarchiv Koblenz, Nachlass Ernst Niekisch (N 1280) und Nachlass Erich Welter (N 1314).
Studien über ‚Freude und Trûren‘ bei mittelhochdeutschen Dichtern. Beiträge zu einer Problemgeschichte, 1932. (Diss. phil.)
In der Stille. Gedanken und Betrachtungen, 1944.
Die Rheingauer Jahre, 1946, Neuausg. 1986, 21993.
Der gezähmte Mensch. Moralistische Traktate, 1949.
Die Kulturfabrik, 1953.
Journalistische Lehrjahre, in: Merkur. Deutsche Zeitschrift für europäisches Denken 9 (1955), H. 86, S. 336–352.
Faust ging nach Amerika, 1958.
Sprache in der verwalteten Welt, 1958, 21959.
Lange Lehrzeit. Ein deutsches Leben, 1975, 21976.
Über Land und Meer. Journal aus drei Jahrzehnten, 1977.
Zola in seiner Zeit, 1980.
N. N., Art. „Korn, Karl“, in: Frankfurter Biographie. Personengeschichtliches Lexikon, Bd. 1, hg. v. Wolfgang Klötzer, bearb. v. Sabine Hock/Reinhard Frost, 1994, S. 417 f. (P)
Bruno Jahn (Bearb.), Die deutschsprachige Presse. Ein biographisch-bibliographisches Handbuch, Bd. 1, 2005, S. 574.
Marcus M. Payk, Der „Amerikakomplex“. „Massendemokratie“ und Kulturkritik am Beispiel von Karl Korn und dem Feuilleton der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ in den fünfziger Jahren, in: ders./Arnd Bauerkämper/Konrad H. Jarausch (Hg.), Demokratiewunder. Transatlantische Mittler und die kulturelle Öffnung Westdeutschlands 1945–1970, 2005, S. 190–217.
Marcus M. Payk, Deutsche Visionen eines amerikanisierten Faust. Die Vereinigten Staaten im deutschen Feuilleton der 1950er Jahre, in: Jochen Vogt/Alexander Stephan (Hg.), Das Amerika der Autoren. Von Kafka bis 09/11, 2006, S. 209–232.
Marcus M. Payk, Der Geist der Demokratie. Intellektuelle Orientierungsversuche im Feuilleton der frühen Bundesrepublik. Karl Korn und Peter de Mendelssohn, 2008.
Marcus M. Payk, Opportunismus, Kritik und Selbstbehauptung. Der Journalist Karl Korn zwischen den dreißiger und den sechziger Jahren, in: Alexander Gallus/Axel Schildt (Hg.), Rückblickend in die Zukunft. Politische Öffentlichkeit und intellektuelle Positionen in Deutschland um 1950 und 1930, 2011, S. 147–163.
Narz, Roxanne, Es herrscht die Stickluft der Inquisition. Widerstand durch Mitarbeit. Das Feuilleton dieser Zeitung im Spiegel der Briefe seines ersten Herausgebers Karl Korn an Margret Boveri, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 5.7.2018, S. 14.
Peter Hoeres, Zeitung für Deutschland. Die Geschichte der FAZ, 2019.
Roxanne Narz, Kultur im Widerstreit. Das Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung 1949–73, 2022.
Fotografien, FAZ-Archiv, Frankfurt am Main.