Stangl, Franz
- Lebensdaten
- 1908 – 1971
- Geburtsort
- Altmünster (Oberösterreich)
- Sterbeort
- Düsseldorf
- Beruf/Funktion
- Kommandant von NS-Vernichtungslagern ; Lagerkommandant
- Konfession
- konfessionslos
- Normdaten
- GND: 118752693 | OGND | VIAF: 27866909
- Namensvarianten
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- Stangl, Franz
- Stangl, Franz Paul
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Stangl, Franz
Kommandant von NS-Vernichtungslagern, * 26. 3. 1908 Altmünster (Oberösterreich), † 28. 6. 1971 Düsseldorf. (katholisch, seit 1939 konfessionslos)
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Genealogie
V N. N. († 1916), Nachtwächter ;
M N. N.;
1 Schw, 2 Stief-Geschw;
– ⚭ 1935 Theresa Eidenböck (* 1907), n. 1951 Buchhalterin in São Paulo (Brasilien); 3 T. -
Biographie
S. machte eine Lehre als Weber, mußte diesen Beruf aber aus gesundheitlichen Gründen aufgeben und trat 1931 in die österr. Polizei ein, wo er in der politischen Abteilung der Kripo in Wels arbeitete, die u. a. für die Bekämpfung des Nationalsozialismus zuständig war. Nach dem „Anschluß“ Österreichs trat S. 1938 der NSDAP und der SS bei, er arbeitete seit 1939 bei der Gestapo Linz. Im Nov. 1940 wurde er in eine Tötungsanstalt der „Euthanasie“-Aktion nach Hartheim b. Linz versetzt. Dort fungierte er als stellv. Büroleiter. Im Okt. 1941 kam S. an eine andere Tötungsanstalt, Bernburg/Saale, wo zu diesem Zeitpunkt Häftlinge der Konzentrationslager ermordet wurden. Nach kurzer Rückkehr nach Hartheim wurde S. im März 1942 nach Lublin abgeordnet, wo er den Aufbau des Vernichtungslagers Sobibor zu Ende führte und als erster Lagerkommandant fungierte. Im Mai 1942 begannen die von S. organisierten Massenmorde an etwa 100 000 poln. und slowak. Juden in Sobibor. Nachdem das Lager wegen der Störung der Eisenbahnverbindung im Sept. 1942 zeitweise stillgelegt werden mußte, wechselte S., inzwischen SS-Hauptsturmführer, als Kommandant in das größte Vernichtungslager der „Aktion Reinhardt“ in Treblinka, nordöstlich von Warschau. Er reorganisierte das Lager und leitete die Massenmorde an poln., teilweise auch an griech. Juden. Unter S.s Leitung wurden in Treblinka etwa 600 000 Menschen ermordet. Als im Aug. 1943 eine Revolte der jüd. Zwangsarbeiter im Lager ausbrach, begann S. mit dessen Auflösung. Er selbst wechselte mit dem Personal der „Aktion Reinhardt“ im Sept. 1943 in den Raum Triest, wo er an der Bekämpfung der Partisanen und an der Ermordung der dortigen Juden beteiligt war.|Bei Kriegsende wurde S. wegen seiner SSMitgliedschaft von der amerik. Militärpolizei im Lager Glasenbach interniert und saß seit 1947 in Linz in Haft. Dort glückte ihm 1948 die Flucht. Mit Hilfe kirchlicher Stellen gelangte er nach Syrien und von dort 1951 nach São Paulo (Brasilien), wo er als Techniker arbeitete. S. wurde seit Ende der 1950er Jahre steckbrieflich gesucht. Erst 1967 gelang seine Verhaftung und Auslieferung in die Bundesrepublik. Das Landgericht Düsseldorf verurteilte ihn 1970 zu lebenslanger Haft. Im folgenden Jahr verstarb er im Gefängnis, noch bevor sein Urteil rechtskräftig wurde.
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Literatur
S. Wiesenthal, Doch d. Mörder leben, 1967;
G. Sereny, Art.serie in: Die Zeit, 1971;
dies., Am Abgrund, Eine Gewissensforsch., Gespräche mit F. S., Kdt. v. Treblinka, u. anderen, 1979 (P);
A. Rückerl (Hg.), NS-Vernichtungslager im Spiegel dt. Strafprozesse, 1977;
E. Klee u. a. (Hg.), „Schöne Zeiten“, Judenmord aus d. Sicht d. Täter u. Gaffer, 1988 (P);
W. Chrostowski, Extermination Camp Treblinka, 2004;
C. F. Rüter u. a., Justiz u. NS-Verbrechen 34, 2005, Nr. 763 (Urteil LG Düsseldorf). -
Quellen
BA Berlin-Lichterfelde, Personalakte; Dok.stelle Hartheim d. Oberösterr. Landesarchivs; Inst. d. Nat. Gedenkens Warschau, Dok. zu Sobibor u. Treblinka; Simon-Wiesenthal-Inst. Wien; HStA Düsseldorf, 388/231–277, Strafverfahren LG Düsseldorf 8 Ks 1/69.
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Autor/in
Dieter Pohl -
Zitierweise
Pohl, Dieter, "Stangl, Franz" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 54-55 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118752693.html#ndbcontent