Open RAN: AT&T setzt auf Ericsson statt Nokia

AT&T und Ericsson wollen in den USA den Ausbau des 5G-Mobilfunknetzes beschleunigen. Dafür haben beide Unternehmen einen Fünfjahresvertrag(öffnet im neuen Fenster) mit einem Volumen von knapp 14 Milliarden US-Dollar (ca. 12,9 Milliarden Euro) geschlossen. Bis Ende 2026 will AT&T 70 Prozent des Datenverkehrs in seiner Mobilfunkinfrastruktur über Open RAN abwickeln. Bereits ab dem kommenden Jahr sollen erste Open-RAN-Standorte, die in Zusammenarbeit mit Ericsson und Fujitsu errichtet werden, in Betrieb gehen.
Nokia rüstete bisher etwa 50.000 bis 60.000 Mobilfunkstandorte oder etwa 35 Prozent des AT&T-Mobilfunknetzes aus. Dies wird stattdessen Ericsson, sein anderer Anbieter, mit übernehmen.
Open RAN ist ein offener Standard, mit dem Netzbetreiber die Hardware verschiedener Hersteller einsetzen können, anstatt proprietäre Netzwerktechnik von einem Anbieter nutzen zu müssen. In Deutschland setzt 1&1 für den Aufbau seines eigenen Mobilfunknetzes auf Open RAN. Jedoch verläuft der Ausbau sehr schleppend .
Netzwerkkosten senken, Netzbetrieb optimieren
AT&T will ab 2025 Netzwerktechnik verschiedener Hersteller einsetzen, neben Ericsson und Fujitsu auch von Unternehmen wie Corning, Dell oder Intel. Der US-Netzwerkbetreiber geht davon aus, dass er durch den Ericsson-Deal den Wettbewerb im US-RAN-Markt erhöhen wird.
AT&T will mit dem Einsatz von Open RAN vornehmlich den Netzbetrieb optimieren und die Netzwerkkosten senken. Gemessen an der Marktkapitalisierung als Nummer 3 im US-Mobilfunkmarkt hinter der Deutschen-Telekom-Tochter T-Mobile US und Verizon will AT&T mit Open RAN zu den beiden Marktführern aufschließen.
Mehr Wettbewerb, mehr Innovation
Auf ein Unternehmen wirkt sich der zunehmende Wettbewerb bereits jetzt nachteilig aus: Der bisherige AT&T-Partner Nokia wird von Ericsson verdrängt. Wie die Finnen als Reaktion auf die Verkündung des AT&T-Ericsson-Deals mitteilten, gehen sie davon aus, dass der Umsatz mit den Amerikanern im Segment Mobile Networks in den kommenden zwei bis drei Jahren zurückgehen wird. Bislang machte AT&T 5 bis 8 Prozent des Nokia-Nettoumsatzes in diesem Segment aus.
Nokia versucht bereits, nach einem Gewinneinbruch die Kosten durch massiven Stellenabbau zu reduzieren. Die Finnen halten weiter daran fest, dass der Geschäftsbereich Mobile Networks auch in den kommenden Jahren profitabel sein werde, allerdings werde eine operative Gewinnmarge im zweistelligen Prozentbereich wegen des Deals zwischen AT&T und Ericsson erst zwei Jahre später erreicht als zunächst geplant.