montagne, oder die Luft zu Speien, welches auf dem Meere eben so statt findet. Schwächliche Personen u. besonders Frauen wenn sie von der Seeküste über die Anden zum Besuche der Freunde reisen, wo ein Pa[ß] zu überschreiten, der höher wie der Mont blanc ist, fühlen ganz besonders eine Schläf- rigkeit, Mattigkeit u. Abspannung aller Kräfte. Die Ursache ist darin wohl zu suchen, daß die Lunge bei der Dünne der Luft nicht soviel Sauerstoff durch die geringere Quantität Luft ein athmen kann, als sie es in nieder gelegenen Gegenden der Fall ist. Schon Acosta im 16ten Jahrh. der ein herrliches Werk über die physische Geogra- phie geschrieben, erwähnt derselben Erschei- nung. Jm noch höhern Himalaja-Gebirge glaubt man daß auf einigen Bergen die Luft giftig sey, u. die Bewohner halten schon Höhen von 15000 Fuß für ungesund. Feuer brennt in der Höhe schwer. Eine andere Erscheinung ist die Schwierigkeit Feuer auf der Höhe zu machen. Jch fand es selbst, daß wenn ich behufs der Signale auf der Hoch-Anden Feuer anzündete, diese Flamme nicht in die Höhe stieg, sondern an der Erde fortlief. Marko Polo hat bereits diese Entdeckung auf dem Plateau am Kaspischen Meere gemacht. Die Flamme [wird] Nach neuern Beobacht. ist ein Unterschied zwischen dem mittlern Druck d. Atmosphäre am Aequator u. bei uns benutzt man den Barometer zu Höhenmessungen, so fällt er jede 70 Fuß etwa eine Linie. Bei einer Temperatur von 0° R. ist der mittlere Barometer druck 337, 25''' = 28" 1,2'''. Unter den Tropen 336, 28''' Auf der Pariser Sternwarte ist nach 21 jähr. beobacht. der Mitteldruck 3,5''' niedriger wenn der Südwind, als wenn der Nordwind weht. An der N Br. Küste aus Mangel des Drucks der Luft nicht z[u-] sammengehalten. - Man bemerkt in de[r] Oscillation der Luft Luft eine Oscillation, Ebbe u. Fluth m[öch-] te man es nennen, die sehr regelmäßig ist. Seit Ende des 17ten Jahrh. ist dies be- reits beobachtet. Jn den Tropen kann der Barometer beinahe die Stunden ganz regelmäßig anzeigen. Derselbe hat de[n] höchsten Stand Morgens 9 Uhr, sinkt
denn
montagne, oder die Luft zu Speien, welches auf dem Meere eben ſo ſtatt findet. Schwächliche Perſonen u. beſonders Frauen weñ ſie von der Seeküſte über die Anden zum Beſuche der Freunde reiſen, wo ein Pa[ß] zu überſchreiten, der höher wie der Mont blanc iſt, fühlen ganz beſonders eine Schläf- rigkeit, Mattigkeit u. Abſpañung aller Kräfte. Die Urſache iſt darin wohl zu ſuchen, daß die Lunge bei der Düñe der Luft nicht ſoviel Sauerſtoff durch die geringere Quantität Luft ein athmen kañ, als ſie es in nieder gelegenen Gegenden der Fall iſt. Schon Acoſta im 16ten Jahrh. der ein herrliches Werk über die phyſiſche Geogra- phie geſchrieben, erwähnt derſelben Erſchei- nung. Jm noch höhern Himalaja-Gebirge glaubt man daß auf einigen Bergen die Luft giftig ſey, u. die Bewohner halten ſchon Höhen von 15000 Fuß für ungeſund. Feuer breñt in der Höhe ſchwer. Eine andere Erſcheinung iſt die Schwierigkeit Feuer auf der Höhe zu machen. Jch fand es ſelbſt, daß weñ ich behufs der Signale auf der Hoch-Anden Feuer anzündete, dieſe Flam̃e nicht in die Höhe ſtieg, ſondern an der Erde fortlief. Marko Polo hat bereits dieſe Entdeckung auf dem Plateau am Kaſpiſchen Meere gemacht. Die Flam̃e [wird] Nach neuern Beobacht. iſt ein Unterſchied zwiſchen dem mittlern Druck d. Atmoſphäre am Aequator u. bei uns benutzt man den Barometer zu Höhenmeſſungen, ſo fällt er jede 70 Fuß etwa eine Linie. Bei einer Temperatur von 0° R. iſt der mittlere Barometer druck 337, 25‴ = 28″ 1,2‴. Unter den Tropen 336, 28‴ Auf der Pariſer Sternwarte iſt nach 21 jähr. beobacht. der Mitteldruck 3,5‴ niedriger weñ der Südwind, als weñ der Nordwind weht. An der N Br. Küſte aus Mangel des Drucks der Luft nicht z[u-] ſam̃engehalten. – Man bemerkt in de[r] Oſcillation der Luft Luft eine Oſcillation, Ebbe u. Fluth m[öch-] te man es neñen, die ſehr regelmäßig iſt. Seit Ende des 17ten Jahrh. iſt dies be- reits beobachtet. Jn den Tropen kañ der Barometer beinahe die Stunden ganz regelmäßig anzeigen. Derſelbe hat de[n] höchſten Stand Morgens 9 Uhr, ſinkt
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Schwächliche Perſonen u. beſonders Frauen
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zum Beſuche der Freunde reiſen, wo ein Paß
zu überſchreiten, der höher wie der Mont
blanc iſt, fühlen ganz beſonders eine Schläf-
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Kräfte. Die Urſache iſt darin wohl zu
ſuchen, daß die Lunge bei der Düñe der Luft
nicht ſoviel Sauerſtoff durch die geringere
Quantität Luft ein athmen kañ, als ſie
es in nieder gelegen Gegenden der Fall
iſt. Schon Acoſta im 16t Jahrh. der ein
herrliches Werk über die phyſiſche Geogra-
phie geſchrieben, erwähnt derſelben Erſchei-
nung. Jm noch höhern Himalaja-Gebirge
glaubt man daß auf einig Bergen die
Luft giftig ſey, u. die Bewohner halten
ſchon Höhen von 15000 Fuß für ungeſund.
Eine andere Erſcheinung iſt die Schwierigkeit
Feuer auf der Höhe zu machen. Jch fand es
ſelbſt, daß weñ ich behufs der Signale auf
der Hoch-Anden Feuer anzündete, die
Flam̃e nicht in die Höhe ſtieg, ſondern
an der Erde fortlief. Marko Polo hat
bereits dieſe Entdeckung auf dem Plateau am
Kaſpiſchen Meere gemacht. Die Flam̃e wird
aus Mangel des Drucks der Luft nicht zu-
ſam̃engehalten. – Man bemerkt in der
Luft eine Oſcillation, Ebbe u. Fluth möch-
te man es neñen, die ſehr regelmäßig
iſt. Seit Ende des 17t Jahrh. iſt dies be-
reits beobachtet. Jn den Tropen kañ
der Barometer beinahe die Stunden ganz
regelmäßig anzeigen. Derſelbe hat den
höchſten Stand Morgens 9 Uhr, ſinkt
deñ
Feuer
breñt in der
Höhe ſchwer.
Nach neuern Beobacht. iſt ein Unterſchied
zwiſchen dem mittlern Druck d. Atmoſphäre
am Aequator u. bei uns benutzt man
den Barometer zu Höhenmeſſungen, ſo
fällt er jede 70 Fuß etwa eine Linie.
Bei einer Temperatur von 0° R. iſt der
mittlere Barometer druck 337, 25‴
= 28″ 1,2‴. Unter den Tropen 336, 28‴
Auf der Pariſer Sternwarte iſt nach
21 jähr. beobacht. der Mitteldruck 3,5‴
niedriger weñ der Südwind, als weñ
der Nordwind weht. An der N Br. Küſte
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Oſcillation
der Luft
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Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 274.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/patzig_msgermfol841842_1828/291>, abgerufen am 20.05.2025.
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