und ausgebildet. Letzteres ist eine rein histori- sche Frage. Sehen wir ersteres Phänomen im Kausalzusammenhange, so können wir entweder einen Urtypus mit Degeneration annehmen, wo durch Einwirkung des Klimas sich Varietäten bildeten, oder mehrere Typen der Bildung annehmen. Jm ersten Falle s[unleserliches Material]ind Pallas u. andere Naturforscher der Meinung gewesen, daß die schwarzen Menschen ursprünglich geschaffen u. aus diesen selbst die Kaukasische Race entstanden ist. Man hat bemerkt, daß selbst Thiere, wenn sie gezähmt werden, von dunkler zu heller Farbe übergehen u. dies ist die leitende Jdee gewesen. Jch mag dies nicht vertheidigen u. gewiß werden es auch die Europäer ungern glauben, daß sie von Negern abstammen. Uebrigens ist dem W[unleserliches Material]eißen die schwarze Farbe lange nicht so zu wieder, als dem umgekehrt. Danham sagt, daß in Sennaar d[unleserliches Material]ie Frauen bei seinem Anblick nicht nur erschrocken sind, sondern ihnen förmlich übel geworden, wenn sie seine proeminente Nase erblickten, welches ihn am Ende selbst höchst verdrossen. Jedes Volk trägt den Typus der Schönheit in seiner Jndividualität, doch gewiß ist der Begriff von Schönheit u. Anmuth völlig unabhängig vom Stamm. Diese Ansichten gehören der Jdeenwelt an; üaber dennoch kann man sagen, daß so sanft u. fein die schwarze Haut auch ist, doch das Erröthen der weißen Haut fehlt. Die Frauen in Dongola indeß soll[en] auch trotz der schwarzen Farbe geröthete Wangen haben. Uebrigens ist bei den Negern die Jntensität der Farbe ein Zeichen ihrer Gesundheit.
Die Geschichte im eigentlichen Sinne des Worts reicht nicht zu, den Ursprung der Dinge auf- zudecken. Sie wird die Frage über den Ur- sprung den Menschen nicht schlichten, so wenig als die Untersuchung über die Sprache u. Schriften u. mit Vertrauen können wir nur die [unleserliches Material - 1 Wort fehlt] Forschungen ehren. Hier beschränke ich mich allein
auf
und ausgebildet. Letzteres iſt eine rein hiſtori- ſche Frage. Sehen wir erſteres Phänomen im Kauſalzuſam̃enhange, ſo köñen wir entweder einen Urtypus mit Degeneration añehmen, wo durch Einwirkung des Klimas ſich Varietäten bildeten, oder mehrere Typen der Bildung añehmen. Jm erſten Falle ſ[unleserliches Material]ind Pallas u. andere Naturforſcher der Meinung geweſen, daß die ſchwarzen Menſchen urſprünglich geſchaffen u. aus dieſen ſelbſt die Kaukaſiſche Raçe entſtanden iſt. Man hat bemerkt, daß ſelbſt Thiere, weñ ſie gezähmt werden, von dunkler zu heller Farbe übergehen u. dies iſt die leitende Jdee geweſen. Jch mag dies nicht vertheidigen u. gewiß werden es auch die Europäer ungern glauben, daß ſie von Negern abſtam̃en. Uebrigens iſt dem W[unleserliches Material]eißen die ſchwarze Farbe lange nicht ſo zu wieder, als dem umgekehrt. Danham ſagt, daß in Señaar d[unleserliches Material]ie Frauen bei ſeinem Anblick nicht nur erſchrocken ſind, ſondern ihnen förmlich übel geworden, weñ ſie ſeine proeminente Naſe erblickten, welches ihn am Ende ſelbſt höchſt verdroſſen. Jedes Volk trägt den Typus der Schönheit in ſeiner Jndividualität, doch gewiß iſt der Begriff von Schönheit u. Anmuth völlig unabhängig vom Stam̃. Dieſe Anſichten gehören der Jdeenwelt an; üaber deñoch kañ man ſagen, daß ſo ſanft u. fein die ſchwarze Haut auch iſt, doch das Erröthen der weißen Haut fehlt. Die Frauen in Dongola indeß ſoll[en] auch trotz der ſchwarzen Farbe geröthete Wangen haben. Uebrigens iſt bei den Negern die Jntenſität der Farbe ein Zeichen ihrer Geſundheit.
Die Geſchichte im eigentlichen Siñe des Worts reicht nicht zu, den Urſprung der Dinge auf- zudecken. Sie wird die Frage über den Ur- ſprung den Menſchen nicht ſchlichten, ſo wenig als die Unterſuchung über die Sprache u. Schriften u. mit Vertrauen köñen wir nur die [unleserliches Material – 1 Wort fehlt] Forſchungen ehren. Hier beſchränke ich mich allein
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und ausgebildet. Letzteres iſt eine rein hiſtori-
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einen Urtypus mit Degeneration añehmen, wo
durch Einwirkung des Klimas ſich Varietäten
bildeten, oder mehrere Typen der Bildung
añehmen. Jm erſten Falle ſind Pallas u. andere
Naturforſcher der Meinung geweſen, daß die
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die Frauen bei ſeinem Anblick nicht nur erſchrocken
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ſie ſeine proeminente Naſe erblickt, welches ihn
am Ende ſelbſt höchſt verdroſſen. Jedes Volk
trägt den Typus der Schönheit in ſeiner
Jndividualität, doch gewiß iſt der Begriff
von Schönheit u. Anmuth völlig unabhängig vom
Stam̃. Dieſe Anſichten gehören der Jdeenwelt
an; aber deñoch kañ man ſagen, daß ſo
ſanft u. fein die ſchwarze Haut auch iſt, doch
das Erröthen der weißen Haut fehlt. Die
Frauen in Dongola indeß ſollen auch trotz
der ſchwarzen Farbe geröthete Wangen haben.
Uebrigens iſt bei den Negern die Jntenſität
der Farbe ein Zeichen ihrer Geſundheit.
Die Geſchichte im eigentlichen Siñe des Worts
reicht nicht zu, den Urſprung der Dinge auf-
zudecken. Sie wird die Frage über den Ur-
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u. mit Vertrauen köñen wir nur die _
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Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 381.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/patzig_msgermfol841842_1828/398>, abgerufen am 20.05.2025.
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