Önorm B 4300-5
Önorm B 4300-5
April 1994
Stahlbau ÖNORM
Ermüdungsfestigkeit
B 4300-5
Vorbemerkung
In dieser ÖNORM wird lastseitig von der Kenntnis wirklichkeitsnaher Betriebsbeanspruchungen ausgegangen, eine
Kombination des Ermüdungsfestigkeitsnachweises gemäß dieser ÖNORM mit deterministisch festgelegten Lastansätzen
gemäß den hiefür noch bestehenden ÖNORMEN, insbesondere mit den Lastansätzen für den statischen Tragfähigkeits-
nachweis, ist daher nicht zulässig.
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Inhaltsverzeichnis
1 Allgemeines
1.1 Anwendungsbereich
1.2 Werkstoffe
1.3 Grundsätze des Ermüdungsfestigkeitsnachweises
2 Ermüdungsfestigkeitsnachweis
Medieninhaber: Österreichisches Normungsinstitut,1021 Wien
2.1 Nachweisführung
2.2 Wirksame Spannungsdifferenz
2.3 Ermüdungsfestigkeit
Hersteller: city press (Josef David Nfg.), 1060 Wien
2.4 Teilsicherheitsbeiwerte
2.5 Auftreten von Normal- und Schubspannungen im Grundmaterial
2.6 Auftreten von Normal- und Schubspannungen in Schweißnähten
3 Ermüdungsbeanspruchung
3.1 Wirksame Ermüdungsbeanspruchung
3.2 Spannungsberechnung
3.3 Bemessungskollektiv
4 Ermüdungsfestigkeit
4.1 Ermüdungsfestigkeitslinien für die einzelnen Kerbfallklassen
4.2 Mittelspannungseinfluß
4.3 Kerbfallklassen
5 Konstruktions- und Ausführungsregeln für ermüdungs-
beanspruchte Bauteile
6 Anforderungen an die Güte von Schweißverbindungen bei
ermüdungsbeanspruchten Bauteilen
7 Bezugsnormen
8 Hinweis auf andere Unterlagen
Nach dieser ÖNORM ist eine Kennzeichnung gemäß § 3 Normengesetz 1971 unzulässig.
Hinweise auf Normen ohne Ausgabedatum beziehen sich auf die jeweils geltende Fassung
Fachnormenausschuß
013
Stahlbau
abhängig von:
− der Anzahl der Spannungswechsel N
− Der Spannungsdifferenz ∆σ = Iσ max ⋅ σ minI bzw. deren
− wenn die wirksame Spannungsdifferenz ∆ σ e Größenverlauf
während der Betriebs- bzw. Nutzungsdauer
− der konstruktiven Gestaltung und Fertigungsqualität
stanter Größe und der Spannungswechselzahl N her. Die 3.3.2 nicht möglich ist − durch Auswertung der Bemes-
Beiwerte α und die jeweils zugehörige Spannungs- sungskollektive zu berechnen.
wechselzahl N sind den einschlägigen Tragwerksnormen
Für ein schadensgleiches Einstufenkollektiv der Span-
zu entnehmen. nungswechselzahl N = Σn ergibt sich ∆σe gemäß Bild 1
nach folgenden Formeln:
3.1.3 Ermittlung von ∆σe’ wenn in Tragwerksnormen
keine Festlegungen hiefür vorliegen:
Bild 1
Falls die Ermüdungsfestigkeitslinie (siehe 4.1) eine kon- 3.2.2 Lokale Spannungskonzentrationen zufolge Kerb-
stante Neigung m aufweist, ergibt sich ∆σe aus: wirkungen und Eigenspannungen sind im Wert der
Ermüdungsfestigkeit ∆σR des Konstruktionsdetails der
(3) Kerbfallklassen nach 4.3 bereits berücksichtigt. Span-
nungskonzentrationen zufolge anderer Querschnitts-
Der Beiwert m ist von der Neigung der Ermüdungsfestig- änderungen (Ausschnitte, Löcher, abrupte Querschnitts-
keitslinien abhängig und ist Abschnitt 4 zu entnehmen. sprünge u.a.), welche nicht den angeführten Kerbfall
klassen zugeordnet werden können, sind bei der
Bei Ermüdungsfestigkeitslinien mit 2 verschieden ge-
Ermittlung der Spannungsdifferenz zu berücksichtigen.
neigten Abschnitten m = 3 und m = 5 darf ∆σe näherungs-
weise mit Formel (3) und dem Beiwert m = 3 ermittelt 3.2.3 Eigenspannungen (z. B. aus Schweißung) sind in
werden. den Kerbfällen bereits erfaßt. Zwängungsspannungen
(z. B. aus Temperatur) und Nebenspannungen (z. B. bei
3.2 Spannungsberechnung Fachwerken) sind im allgemeinen zu berücksichtigen.
3.2.1 Die Schnittgrößen und Spannungen sind auf der 3.2.4 Dynamische Effekte von Verkehrslasten sind (z. B.
Grundlage eines elastizitätstheoretischen Rechenmo- durch Stoßbeiwerte) zu berücksichtigen.
dells zu ermitteln, das auf das Formänderungsverhalten
Bedacht nimmt.
ÖNORM B 4300-5 Seite 5
Bild 2
Der Beiwert αs erfaßt nur die Form des Kollektivs, die Damit gilt für ein schadensgleiches Einstufenkollektiv mit
Umrechnung auf andere Spannungswechselzahlen Ne einer bestimmten Spannungswechselzahl Ne:
erfolgt mit dem Beiwert
Seite 6 ÖNORM B 4300-5
Tabelle 2: Ermüdungsfestigkeitswerte für die einzelnen Kerbfallklassen (Ermüdungsfestigkeit ∆σR und ∆τR in N/mm2)
80 231 146 92 80 67 58 37
m=5
100 289 182 115 100 83 72 46
Bezüglich der Werte mit ∗ siehe 4.1.3 und 4.1.4 bzw. 4.3
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Pölten
4.1.3 Die in Tabelle 2 bzw. 4.3 ohne „∗“ gekennzeich- 4.1.6 Als Dauerfestigkeit im Sinne eines beliebig oft er-
neten Kerbfallklassen haben die Neigungsänderung ihrer tragbaren betrieblichen Einstufenkollektives ∆σ = const.
Ermüdungsfestigkeitslinie von m = 3 auf m = 5 bei 5 ⋅106 gelten die in Tabelle 2 angegebenen Werte von ∆σRB für
Spannungswechseln. 5 ⋅106 bzw. ∆σRB∗ für 107 Spannungswechsel und der Wert
von ∆τRC für 108 Spannungswechsel.
4.1.4 Die in Tabelle 2 bzw. 4.3 mit „∗“ gekennzeichneten
Kerbfallklassen haben die Neigungsänderung ihrer Ermü-
dungsfestigkeitslinie von m = 3 auf m = 5 bei 107 Span- 4.2 Mittelspannungseinfluß
nungwechseln.
Für nicht geschweißte Bauteile, die den Kerbfällen 101 bis
4.1.5 Die in Tabelle 2 bzw. 4.3 mit Kerbfallklasse 107 zuzuordnen sind, kann für die vom Bauteil ertragene
80/m = 5 und 100/m = 5 gekennzeichneten Fälle für Spannungsdifferenz ∆σR ein Bonusfaktor β entsprechend
Schubbeanspruchung haben eine konstante Neigung der Bild 5 angewandt werden.
Ermüdungsfestigkeitslinie bis 108 Spannungswechseln.
Die Linie 100/m = 5 gilt für den Nachweis im Grund-
material und in Stumpfnähten; die Linie 80/m = 5 gilt für
den Nachweis in Kehlnähten
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101 Bleche
102 Walzprofile, unbearbeitet, scharfe Kanten, 0berflächen− und Walzfehler müssen
160 abgeschliffen werden.
103 Bleche mit brenngeschnittenen Kanten, wenn das aufgehärtete Material an den
Kanten in Spannungsrichtung abgearbeitet, z.B. geschliffen wird. Reparatur durch
Auftragschweißen in dieser Kerbfallklasse nicht erlaubt; bei schweißtechnischer
Reparatur ist eine Einstufung als querbeanspruchte Stumpfnaht vorzunehmen. 1)
140
Unterbrochene Längsnähte
80 205 Bereiche mit unterbrochenen Längsnähten, zulässig nur für e höchstens 2,5xl.
I … Länge eines Nahtstückes e ... Länge eines Zwischenraumes
− Die Exzentrizität zufolge eines Kantenversatzes, der über das nach 6.1 zulässige
Maß hinausgeht, ist rechnerisch zu berücksichtigen.
− Wenn es sich nicht um Trägerflansche oder um gestützte Stöße handelt, ist die
Exzentrizität zufolge Einziehens der Blechdicke (302, 304 und 305)
rechnerisch zu berücksichtigen.
Quernähte ohne Schweißunterlage, durchgeschweißt
112 Für 301 bis 305 gilt:
Ansatzstücke sind zu verwenden; nach deren Entfernung ist das Nahtende in
Spannungsrichtung eben zu schleifen; alle Nähte sind gegenzuschweißen.
305 Bereiche mit Querstößen in Bauteilen, die in Breite oder Dicke mit einer Neigung
80
401 Bereiche mit Längskehlnähten, abhängig von der Länge I des angeschweißten
90 Teiles.
80 I ≤ 50 mm 402 Bereiche mit Knotenblech, das am Rand eines Bleches oder Trägerflansches
angeschweißt wird. Verlaufender Übergang mit Ausrundungsradius r, der durch
maschinelle Bearbeitung oder durch einen Brennschnitt erzeugt wird; nach dem
71 50 mm < I ≤ 100 mm Schweißen Schleifen des Nahtbereiches in Richtung der Kraft.
50∗
Querlaufende Teile
t ≤ 12
80 mm
Teile mit durchgehenden oder unterbrochenen Schweißnähten, die vom freien
Blechrand mindestens 10 mm entfernt sind.
t > 12
71 mm
405 Bereiche mit Querschotten in Kastenträgern.
71 501 Bereiche mit durchgeschweißter Naht; 100% auf äußere und innere Fehler geprüft.
Laschenanschlüsse
63 Alle Nähte enden weiter als 10 mm vom Blechrand entfernt.
56∗ 505 Endbereiche von einfach oder mehrfach geschweißten Gurtlamellen, mit oder ohne
Stirnkehlnaht; wenn die Zusatzlamelle breiter als der Gurt ist, muß auf das
Pölten
Schubbeanspruchte Kehlnähte
m=5
604 Durchgehende Kehlnähte, die einen Schubfluß übertragen; Halskehlnähte in
80 Blechträgern, Beanspruchung im a− Querschnitt berechnet.
Schubbeanspruchte Kopfbolzen
m=5
605 Schweißnähte von Kopfbolzendübeln, die mit Bolzenschweißgeräten geschweißt
80 werden; die Beanspruchung wird im Querschnitt des Bolzenschaftes berechnet.
5.2 Konstruktive Ausbildung und 5.2.11 Kehlnähte zwischen Gurt, Stegblechen und ein-
Ausführungsregeln gesetzter Stegsteife:
Bei ermüdungsbeanspruchten Konstruktionen müssen Blechdicken bis 12 mm: nach dem Schweißen der Hals-
Spannungsspitzen vermieden werden, da sie Ausgangs- kehlnähte sollen nach neueren Erkenntnissen die Steifen
punkte für Ermüdungsrisse darstellen. ohne Ausschnitt eingepaßt werden, die Steifenkehlnähte
überkreuzen die Halskehlnähte. Ansatzstellen und End-
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Spannungsspitzen sind von der Gestalt des Konstrukti- krater in den Kreuzungspunkten sind dabei nicht zulässig.
onsteiles abhängig. Sie treten besonders in einsprin-
Blechdicken über 12 mm: Nahtkreuzungen sind zu ver-
genden Ecken, an Krafteinleitungen und bei schroffen
meiden. Um das zu erreichen, wird das Steifenblech mit
Querschnittsänderungen auf; in vielen Fällen lassen sie
einem Viertelkreisausschnitt von mindestens 35 mm
sich durch richtige Gestaltung verringern oder vermeiden.
Radius versehen. Ausschnitte in Form eines Schräg-
schnittes sind unzulässig.
5.2.1 Angeschweißte Teile, wie Laschen, Anschluß-
bleche, sollen möglichst quer zur Kraftrichtung des Haupt-
5.2.12 Um eine günstigere Kerbfallklasse zu erreichen,
bauteiles liegen, nicht längs.
kann die Gurtquernaht bei Stegsteifen durch Einpassen
der Steife oder durch ein eingepaßtes Plättchen zwischen
5.2.2 Der Nahtübergang von längs- und querlaufenden
Gurt und Steife vermieden werden.
Kehlnähten soll nicht näher als 10 mm an den freien
Blechrand des Hauptbauteiles herangeführt werden, um Ist kein Kontakt zwischen Gurt und Steife nötig und dient
dort die lokale Spannungskonzentration zu begrenzen, die Steife nur zur Verhinderung der Stegblechbeulung
z. B. Konstruktionsdetail 403. (Beulsteife), darf das Steifenende auf eine Entfernung
kleiner als 4 X Stegblechdicke vom Gurt abgerückt
5.2.3 Ungestützte, einschnittige (daher unsymmetrische) werden.
Laschenverbindungen sollen vermieden werden.
5.2.13 Bei einseitigen Kehlnähten ist die Nahtvorbe-
5.2.4 Kerbwirksame Riefen in brenngeschnittenen Kan- reitung so auszuführen, daß einerseits eine gute Er-
ten, deren Tiefe größer als etwa 0,3 mm ist, müssen mit fassung der Wurzel möglich ist und andererseits ein
sanfter Ausrundung verlaufend ausgeschliffen werden. Sie Durchschmelzen der Wurzel bei versenkten Kehlnähten
dürfen nicht zugeschweißt werden, ansonsten ist eine (HY-Kehlnähten) verhindert wird.
Neueinstufung erforderlich.
5.2.14 Schrumpfspannungen, die durch Schweißnähte
5.2.5 Ausnehmungen müssen ausgerundet werden. Das zwischen eingepaßten Bauteilen entstehen, sollen durch
Zuschweißen von Ausnehmungen und Löchern ist nur entsprechende konstruktive Maßnahmen in weitgehendem
nach Neueinstufung zulässig. Maß verringert werden; dazu zählt z. B. das Vorsehen von
geeigneten Ausschnitten bei der Durchdringung von
5.2.6 Bei Konstruktionsdetails, für die durchgehend Längs- und Querträgern der orthotropen Platte.
geschweißte Nähte gefordert werden, sind Ansatzstellen
und Endkrater nur dann erlaubt, wenn diese Stellen beim 5.2.15 Es sollen nur notwendige Nahtstärken und Naht-
Weiterschweißen einwandfrei wieder aufgeschmolzen volumina ausgeführt werden, um Zwängungen durch
werden. Schrumpfspannungen so gering wie möglich zu halten.
5.2.7 Nach Möglichkeit sind Laschennähte (Steilflanken- 5.2.16 Stirnseitige Ausrundungen und Ausschleifen bei
nähte) mit entfernbarer Nahtunterlage, z. B. nichtmetal- aufgeschweißten, stehenden Blechen mit Längskehl-
lische Bänder, Kupferschienen und dergleichen, auszu- nähten (Konstruktionsdetail 401) bringen keine wesent-
führen. Bei Verwendung einer Stahllasche ist diese lichen Verbesserungen.
möglichst dünn auszuführen. Auf eine möglichst gute
Passung der Lasche an die Bleche ist zu achten. 5.2.17 Eine mechanisch durchgeführte Nahtvorbereitung
bringt gegenüber maschinellem oder Hand-Brennschnitt
5.2.8 Dicken- und Breitensprünge an Querstößen von keine Erhöhung der Betriebsfestigkeit, weil die vom
Blechen sollen möglichst mit Neigungen flacher als 1 : 4 Brennschnitt beeinflußte Zone beim Schweißen wieder
abgeschrägt werden. aufgeschmolzen wird.
Seite 16 ÖNORM B 4300-5
5.3 Umwelteinflüsse
Ermüdungsbeanspruchte Stahlkonstruktionen sind sorg-
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