„Venkigau“ – Versionsunterschied
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Der '''Venkigau''' (auch '''Fenkiongau''' oder '''Fenkingau''') umfasste einen stammesmäßig geschlossenen keltisch/germanischen Siedlungsraum, der hauptsächlich östlich der Ems und südöstlich der heutigen Stadt Lingen lag. Dieser hatte eine eigene Gerichtsbarkeit, das [[Gogericht]], das sich in Friduren (heute [[Freren]]) befand. |
Der '''Venkigau''' (auch '''Fenkiongau''' oder '''Fenkingau''') umfasste einen stammesmäßig geschlossenen keltisch/germanischen Siedlungsraum, der hauptsächlich östlich der [[Ems]] und südöstlich der heutigen Stadt [[Lingen (Ems)|Lingen]] lag. Dieser hatte eine eigene Gerichtsbarkeit, das [[Gogericht]], das sich in Friduren (heute [[Freren]]) befand. |
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Abt [[Gerbert Castus]] leitete um 800 n. Chr. von [[Visbek]] aus die [[Christianisierung]] der [[Sachsen (Volk)|Sachsen]] u. a. im Venkigau ein. Die Pfarrkirche in [[Freren]] ist eine Gründung Visbeker Missionare. Zuvor waren ab 780 n. Chr. von [[Karl der Große|Karl dem Großen]] (* wahrscheinlich 2. April 747 oder 748; † 28. Januar 814 in Aachen) Missionssprengel zur Christianisierung der unterworfenen [[Sachsen (Volk)|Sachsen]] errichtet worden, von denen die "cellula fiscbechi" (Visbek) laut Urkunde [[ |
Abt [[Gerbert Castus]] leitete um 800 n. Chr. von [[Visbek]] aus die [[Christianisierung]] der [[Sachsen (Volk)|Sachsen]] u. a. im Venkigau ein. Die Pfarrkirche in [[Freren]] ist eine Gründung Visbeker Missionare. Zuvor waren ab 780 n. Chr. von [[Karl der Große|Karl dem Großen]] (* wahrscheinlich 2. April 747 oder 748; † 28. Januar 814 in Aachen) Missionssprengel zur Christianisierung der unterworfenen [[Sachsen (Volk)|Sachsen]] errichtet worden, von denen die "cellula fiscbechi" (Visbek) laut Urkunde [[Ludwig der Fromme|Ludwigs des Frommen]] vom 1. September 819 einen bildete. Diese Urkunde wird jedoch inzwischen als Totalfälschung aus dem späten 10. Jahrhundert angesehen.<ref>Theo Kölzer: ''Die Urkunden Ludwigs des Frommen für Halberstadt (BM2 535) und Visbek (BM2 702) – ein folgenschweres Mißverständnis.'' In: ''Archiv für Diplomatik 58'' (2012) S. 103–123 (hier: S. 119–121).</ref> Spätestens ab dem Jahre 855 unterstand durch eine Schenkung [[Ludwig der Deutsche|Ludwigs des Deutschen]] der Missionsbezirk Venkigau dem [[Corvey|Kloster Corvey]].<ref>[//www.offizialatsbezirk-oldenburg.de/index.php?myELEMENT=41351 ''Offizialatsbezirk Oldenburg'']. Abgerufen am 15. Oktober 2013.</ref> |
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== Umfang des Venkigaus == |
== Umfang des Venkigaus == |
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Der Venkigau erstreckte sich hauptsächlich östlich der Ems, im Süden von Listrup |
Der Venkigau erstreckte sich hauptsächlich östlich der Ems, im Süden von Listrup bis zum [[Großes Heiliges Meer|Großen Heiligen Meer]] bei Recke. Im Norden grenzte Venki an den Gau [[Agradin]] und den [[Hasegau]], im Westen, auf der westlichen Seite der Ems, befand sich der Gau [[Bursibant]], im Osten der [[Varngau]]. Die Ausdehnung des Venkigaus war im Wesentlichen durch die umgebenden Sumpfflächen beschränkt. In den Heberegistern der Abtei [[Kloster Werden|Werden]], die bis ins 9. Jahrhundert zurückreichen, werden die zum Venkigau gehörenden Ortschaften erwähnt: |
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* 890 [[Ahlde]], [[Beesten]], [[Salzbergen|Feilbexten]], [[Gersten]], [[Spelle|Heitel]], [[Handrup|Hestrup]], [[Salzbergen|Hummeldorf]], [[Bramsche|Hüvede]], [[Langen (Emsland)|Langen]], [[Listrup]], [[Lünne|Plantlünne]], [[Schapen]], [[Spelle]], [[Varenrode]] |
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975 [[Lingen (Ems)|Lingen]], 1000 [[Bawinkel|Bramhar]], 1150 Altenlingen gehörten auch zum Venkigau. Ob auch eine Tributpflicht nach Werden oder [[Corvey]] bestand, ist derzeit nicht ganz geklärt. |
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Allerdings ist nach der Untersuchung von Sebastian Kreyenschulte der Vinkigau ein von Gelehrten geschaffener Mythos, der einer quellenkritischen Untersuchung nicht standhält, so dass dieser Gau zur Sachsenzeit und in früher fränkischer Zeit möglicherweise gar nicht existiert hat. |
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* Hermann Abels |
* Hermann Abels: ''Die Ortsnamen des Emslandes, in ihrer sprachlichen und kulturgeschichtlichen Bedeutung.'' Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn 1929 |
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* Lehrerverein der Diözese Osnabrück |
* Lehrerverein der Diözese Osnabrück: ''Der Kreis Lingen. Beiträge zur Heimatkunde des Regierungsbezirks Osnabrück Heft I.'' Verlag R. van Acken, Lingen (Ems) 1905 |
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* Werner Kaemling |
* Werner Kaemling: ''Atlas zur Geschichte Niedersachsens.'' Gerd J. Holtzmeyer Verlag, Braunschweig 1987, ISBN 3-923722-44-3 |
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* Sebastian Kreyenschulte: ''Die "altsächsischen Gaue" – ein Gelehrtenmythos: Die Dekonstruktion des "Venkigau" im südlichen Emsland.'' In: ''Emsländische Geschichte 20'' (2013), S. 520–539. |
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== Einzelnachweise == |
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Aktuelle Version vom 22. November 2023, 18:36 Uhr
Der Venkigau (auch Fenkiongau oder Fenkingau) umfasste einen stammesmäßig geschlossenen keltisch/germanischen Siedlungsraum, der hauptsächlich östlich der Ems und südöstlich der heutigen Stadt Lingen lag. Dieser hatte eine eigene Gerichtsbarkeit, das Gogericht, das sich in Friduren (heute Freren) befand.
Herkunft des Namens
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Begriff Venkigau (oder Fenkingau) setzt sich aus dem Bestimmungswort: kelt. Fenkin (dtsch. kleine Hirse) oder möglicherweise auch Vehn, Fehne (dtsch. Moor, Torf) und dem Grundwort: Gouwe, Gouwi, Gau (dtsch. Landschaft) zusammen.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Abt Gerbert Castus leitete um 800 n. Chr. von Visbek aus die Christianisierung der Sachsen u. a. im Venkigau ein. Die Pfarrkirche in Freren ist eine Gründung Visbeker Missionare. Zuvor waren ab 780 n. Chr. von Karl dem Großen (* wahrscheinlich 2. April 747 oder 748; † 28. Januar 814 in Aachen) Missionssprengel zur Christianisierung der unterworfenen Sachsen errichtet worden, von denen die "cellula fiscbechi" (Visbek) laut Urkunde Ludwigs des Frommen vom 1. September 819 einen bildete. Diese Urkunde wird jedoch inzwischen als Totalfälschung aus dem späten 10. Jahrhundert angesehen.[1] Spätestens ab dem Jahre 855 unterstand durch eine Schenkung Ludwigs des Deutschen der Missionsbezirk Venkigau dem Kloster Corvey.[2]
Umfang des Venkigaus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Venkigau erstreckte sich hauptsächlich östlich der Ems, im Süden von Listrup bis zum Großen Heiligen Meer bei Recke. Im Norden grenzte Venki an den Gau Agradin und den Hasegau, im Westen, auf der westlichen Seite der Ems, befand sich der Gau Bursibant, im Osten der Varngau. Die Ausdehnung des Venkigaus war im Wesentlichen durch die umgebenden Sumpfflächen beschränkt. In den Heberegistern der Abtei Werden, die bis ins 9. Jahrhundert zurückreichen, werden die zum Venkigau gehörenden Ortschaften erwähnt:
- 835 Messingen
- 836 Thuine
- 890 Ahlde, Beesten, Feilbexten, Gersten, Heitel, Hestrup, Hummeldorf, Hüvede, Langen, Listrup, Plantlünne, Schapen, Spelle, Varenrode
- 891 Freren, Lengerich
- 1000 Baccum, Bramsche, Estringen, Hange, Münnigbüren, Settlage, Sudderwehe, Suttrup, Wilsten
- 1150 Mundersum, Polle, Sommeringen,
- 1188 Barel, Espel
975 Lingen, 1000 Bramhar, 1150 Altenlingen gehörten auch zum Venkigau. Ob auch eine Tributpflicht nach Werden oder Corvey bestand, ist derzeit nicht ganz geklärt. Allerdings ist nach der Untersuchung von Sebastian Kreyenschulte der Vinkigau ein von Gelehrten geschaffener Mythos, der einer quellenkritischen Untersuchung nicht standhält, so dass dieser Gau zur Sachsenzeit und in früher fränkischer Zeit möglicherweise gar nicht existiert hat.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hermann Abels: Die Ortsnamen des Emslandes, in ihrer sprachlichen und kulturgeschichtlichen Bedeutung. Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn 1929
- Lehrerverein der Diözese Osnabrück: Der Kreis Lingen. Beiträge zur Heimatkunde des Regierungsbezirks Osnabrück Heft I. Verlag R. van Acken, Lingen (Ems) 1905
- Werner Kaemling: Atlas zur Geschichte Niedersachsens. Gerd J. Holtzmeyer Verlag, Braunschweig 1987, ISBN 3-923722-44-3
- Sebastian Kreyenschulte: Die "altsächsischen Gaue" – ein Gelehrtenmythos: Die Dekonstruktion des "Venkigau" im südlichen Emsland. In: Emsländische Geschichte 20 (2013), S. 520–539.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Theo Kölzer: Die Urkunden Ludwigs des Frommen für Halberstadt (BM2 535) und Visbek (BM2 702) – ein folgenschweres Mißverständnis. In: Archiv für Diplomatik 58 (2012) S. 103–123 (hier: S. 119–121).
- ↑ Offizialatsbezirk Oldenburg. Abgerufen am 15. Oktober 2013.