Korpus Patiententexte (1834–1957)
Historische Krankenakten des 19. und frühen 20. Jahrhunderts beinhalten oft selbst geschriebene Texte der ehemaligen Patientinnen und Patienten, überwiegend deren Briefe, aber auch Lebensgeschichten und weitere Textsorten. Dazu kommen Briefe von Angehörigen. Diese Texte untersuchte die Erlanger Nachwuchsforschungsgruppe „Flexible Schreiber in der Sprachgeschichte“ (2017–23; Leitung: PD Dr. Markus Schiegg) und erstellte neben Projektpublikationen das hier veröffentlichte Korpus.
Der Hauptfokus des Korpus historischer Patiententexte (CoPaDocs) liegt auf Material aus der 1849 gegründeten psychiatrischen Einrichtung in Kaufbeuren-Irsee in Bayerisch-Schwaben, von wo im Laufe der zehnjährigen Arbeit an den Quellen etwa 3.400 Patiententexte transkribiert wurden. Dazu kommen etwa 500 Texte aus westfälischen psychiatrischen Einrichtungen und 150 Texte aus Hamburg-Langenhorn. Das Korpus besteht aus Texten von über 400 Schreiberinnen und Schreibern aus allen damaligen sozialen Schichten und ist damit insbesondere für sozio- und variationslinguistische Fragestellungen von hoher Relevanz.
Alle Texte des Korpus wurden manuell transkribiert und Korrektur gelesen. Das Korpus wurde nach den internationalen Standards im XML/TEI-Format erstellt. Grundlegende Strukturen der Textauszeichnung wurden dabei annotiert. Zu jedem Brief werden Faksimiles veröffentlicht. Linguistische Annotationen konnten im Rahmen des Forschungsprojekts nicht durchgeführt werden, sind aber durch die automatische Annotation mit besonderem Fokus auf historische Schreibweisen im DWDS-Korpus abfragbar.
Auf der Projekt-Website finden sich weitere Informationen über das Datenmaterial, das Forschungsprojekt, das Korpus und dessen Technik sowie eine Zugriffsmöglichkeit über die einzelnen Patientenakten mit weiteren Auswertungsmöglichkeiten.
Dieses Korpus ist auch Teil des Metakorpus Historische Korpora.
Besonderheiten in der Annotation
Neben den üblichen Metadatenfeldern sind in diesem Korpus auch folgende weitere Metadatenfelder abfragbar:
Metadatenfeld | Beschreibung | Beispielwerte | ||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
addressee |
Adressat | Josef R., Obermedizinalrat, … | ||||||||||
institution |
Einrichtung, in der der Patient, die Patientin schrieb | Kaufbeuren-Irsee, Lippstadt, … | ||||||||||
record |
Aktennummer | kfb-519, mun-1297, … | ||||||||||
sender |
Schreiber bzw. Schreiberin | Hans A., Therese H., … | ||||||||||
sex |
Geschlecht des Schreibers, der Schreiberin | f (= weiblich), m (= männlich) | ||||||||||
texttype |
Art des Briefes |
|
Weitere Informationen
- Projekt-Webseite
- Schiegg, Markus (2022): Flexible Schreiber in der Sprachgeschichte. Intraindividuelle Variation in Patientenbriefen (1850–1936) (Germanistische Bibliothek 75). Heidelberg: Winter.
- Korpusquellen auf GitHub (Lizenz: CC BY-SA 4.0) Download
Dieses Korpus wurde im Rahmen des NFDI-Konsortiums Text+ kuratiert.