Lobberich

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Lobberich
Stadt Nettetal
Wappen von Lobberich
Koordinaten: 51° 18′ N, 6° 17′ OKoordinaten: 51° 18′ 26″ N, 6° 16′ 45″ O
Höhe: 47 m
Fläche: 17,64 km²
Einwohner: 14.378 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 815 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1970
Postleitzahl: 41334
Vorwahl: 02153
Karte
Lage von Lobberich in der Stadt Nettetal

Lobberich ist ein Stadtteil der Stadt Nettetal im Kreis Viersen in Nordrhein-Westfalen. Lobberich war bis Mitte des 20. Jahrhunderts in vielen Ländern der Welt für seine Samt- und Seidenproduktion bekannt. Zu Lobberich gehören die Ortschaften Sassenfeld, Dyck und Nieder- und Oberbocholt (mit Burg).

Die älteste erhaltene Urkunde, in der Lobberich erwähnt wird, wurde um das Jahr 988 ausgefertigt. Mit ihr übertrug Erzbischof Everger von Köln unter anderem die Kirche zu Lubbruch dem Bischof Notker von Lüttich.[2]

Lobberich gehörte ursprünglich zum Amt Krickenbeck im Oberquartier des Herzogtums Geldern. Der Ostteil des Oberquartiers fiel 1713 an Preußen und wurde 1798 von Frankreich annektiert. Lobberich bildete nun eine Mairie nach französischem Vorbild und gehörte zum Kanton Wankum im Arrondissement Kleve des Rur-Departements.[3] Nachdem 1814 der gesamte Niederrhein preußisch wurde, kam Lobberich 1816 zum neuen Kreis Kempen. Aus der Mairie Lobberich der Franzosenzeit wurde die preußische Bürgermeisterei Lobberich.[4]

Aktenkundig begann die Lobbericher Textilindustrie 1802 mit der Samtbandfabrik Heithausen. 1880 wurde bei Niedieck der erste ganzmechanische Webstuhl in Betrieb genommen; er bescherte einen großen Wettbewerbsvorteil. Niedieck beschäftigte in den Jahren 1970 bis 1975 über 1000 Mitarbeiter.[5] 1868 wurde die Bahnstrecke Kempen–Venlo eröffnet[6], 1999 geschlossen. Während des Zweiten Weltkrieges war in der Gemeinde eine Flak-Abteilung der Luftwaffe stationiert. Am 2. März 1945 wurde Lobberich nach Artilleriebeschuss im Zuge der Operation Grenade von der Eighth United States Army besetzt.[7]

Nur sechs Jahre nach der Verleihung der Stadtrechte 1964 wurde im Zuge der kommunalen Neugliederung aus den Städten Lobberich und Kaldenkirchen sowie den Gemeinden Breyell, Hinsbeck und Leuth am 1. Januar 1970 die neue Stadt Nettetal gebildet.[8]

Nach dem Zweiten Weltkrieg gewann die Metallindustrie Bedeutung durch die Sanitärarmaturen- und Vergaserproduktion bei „Rokal Armaturen GmbH“. Rokal produzierte auch Modelleisenbahnen der Spur TT (12 mm)[9] und wurde später von Pierburg, einem Zulieferer der Automobilindustrie, übernommen. Pierburg gab 2014/15 seinen Standort Lobberich auf und zog nach Neuss (→ Rheinmetall Automotive).

Mitte Mai 2011 kaufte das niederländische Unternehmen Laarakkers das Gelände der 2004 insolvent gewordenen ehemaligen Samtweberei Niedieck.[10] Laarakkers ließ das Niedieck-Gebäude abreißen und baute dort Wohnungen, kleinteilige Gewerbeflächen und Gebäude für Dienstleistungsfirmen.[11][12]

Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Samtproduktion machte Lobberich wohlhabender als die umliegenden Gemeinden. Deren Bewohner sagten den Lobberichern Wichtigtuerei und Überheblichkeit nach und verwendeten dafür den Begriff „Lobbricker Wenk“. Wenkbüll ist die mundartliche Bezeichnung für Lobbericher (Ur-)Einwohner, was „Windbeutel“ bedeutet.

Persönlichkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Daten & Fakten | Stadt Nettetal. Abgerufen am 1. September 2024.
  2. Marcus Optendrenk: Lobberich – Zwischen Herrschaft und Gemeinde. In: Frank G. Hirschmann, Gerd Mentgen: Campana pulsante convocati. Festschrift anläßlich der Emeritierung von Prof. Dr. Alfred Haverkamp. Kliomedia, Trier 2005, ISBN 978-3-89890-086-7, S. 449–472, hier S. 451.
  3. Kanton Wankum – GenWiki. Abgerufen am 1. September 2024.
  4. Johann Georg von Viebahn: Statistik und Topographie des Regierungs-Bezirks Düsseldorf. 1836, S. 114, abgerufen am 11. November 2022 (Digitalisat).
  5. RP ONLINE: Nettetal: Seidenbarone standen Pate. 15. Mai 2009, abgerufen am 1. September 2024.
  6. der Bahnhof war am Ende der Friedenstraße; er wurde 1978 abgerissen. Rheinische Post 2. Januar 2018, S. C2
  7. Hans Kaiser / Grenzland-Kurier vom 28. Februar 2015, S. C4: Die Bürger schwenkten die weißen Fahnen vor den anrückenden US-Soldaten.
  8. Martin Bünermann: Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1970, S. 115.
  9. ROKAL-Freunde Lobberich - Uebersicht der Arbeitsgruppen und Webseiten - rokal-tt.lobberich.de. Abgerufen am 1. September 2024.
  10. WZ vom 11. Mai 2011: Niedieck-Gelände ist verkauft
  11. www.wohnen-in-nettetal.de@1@2Vorlage:Toter Link/www.wohnen-in-nettetal.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  12. www.niedieckpark.de (Memento vom 6. Januar 2018 im Internet Archive)
  13. Krankenhaus in Lobberich - Lobberich.de. Abgerufen am 1. September 2024.
  14. www.vvv-lobberich.de (Memento vom 10. April 2015 im Internet Archive)
  15. Manfred Albersmann. Abgerufen am 1. September 2024.
  16. ein Reprint erschien 1977.