Halbleiterproduktion: Ein schmutziges Dilemma
Halbleiterwerke schaden dem Klima. Doch Digitalisierung und Klimawende sind ohne Chips unmöglich.

Wann verhungert ein Esel? Wenn er zwischen zwei gleich großen Heuhaufen steht und sich nicht entscheiden kann, welchen er zuerst fressen soll. Mit diesem Gleichnis veranschaulicht der französische Philosoph und Physiker Jean Buridan, was eine Zwickmühle ist. Thierry Breton, Kommissar der Europäischen Union (EU) für den Binnenmarkt, dürfte das verstehen. Denn als der Franzose 2023 den Chips Act der EU auf den Weg brachte, tat er dies, um den Anteil der Gemeinschaft an der weltweiten Halbleiterproduktion bis 2030 auf 20 Prozent zu steigern. Halbleiter seien die ''Dampfmaschine'' der grünen Transformation der europäischen Wirtschaft, erklärte Breton seinerzeit.
Falls die EU ihr Ziel erreicht, verachtfachen sich jedoch die Emissionen der Chipindustrie in Europa. Dann werden 2030 mehr Treibhausgase produziert, als es die besonders energieintensive Stahlindustrie und die internationale Luftfahrt europäischer Airlines 2021 taten. Zugleich wird sich der Stromverbrauch auf 47,4 Terrawattstunden verfünffachen. Das entspricht der Hälfte des Bedarfs aller europäischen Datenzentren.