Die COVID-19-Pandemie in Australien wurde zum ersten Mal am 25. Januar 2020 in Victoria festgestellt: ein aus Wuhan (China) zurückkehrender Mann wurde positiv auf SARS-CoV-2 getestet.[1]
Die erste COVID-Infektion wurde am 25. Januar 2020 festgestellt. Premierminister Morrison rief am 27. Februar den Notfall aus, den sogenannten Australian Health Sector Emergency Response Plan for Novel Coronavirus.[2] Am 13. März 2020 wurde ein National Cabinet gebildet, ein Krisenkabinett, das in dieser Form seit Ende des Zweiten Weltkriegs nicht mehr eingesetzt wurde.[3] Dieses Kabinett bestand aus dem Premierminister Australiens, den Premierministern der Bundesstaaten und den Chief Ministern der Territories in Australien. Am 25. März richtete Morrison die National COVID-19 Coordination Commission (NCCC) ein, die die strategischen Anti-COVID-Maßnahmen australienweit koordiniert.[4]
Am 11. März wurde der 100. COVID-Infizierte registriert, Ende März der 4.359. neu an COVID Infizierte, Ende April der 6.746. (plus 2.387), Ende Mai der 7.185. Fall (plus 439), Ende Juni der 7.767. neu an COVID Infizierte (plus 582). Die erste COVID-Welle war also (wie in vielen anderen Ländern auch) von Mitte März bis Ende April.
Zweite COVID-Welle: Im Juli 2020 wurden 8536 Neuinfektionen registriert, im August 9367 und im September 1393.
Damit hatte Australien die kalte Jahreszeit überstanden. Vom 5. September 2020 bis zum 12. Juli 2021 war die tägliche Zahl der Neuinfektionen nur zweistellig.
Seit der letzten Juniwoche 2021 wird eine Zunahme von Neuinfektionen durch die Delta-Variante beobachtet.
Sydney (über 5 Millionen Einwohner) und große Teile von New South Wales sind seit Ende Juni 2021 im Lockdown. Auch in Melbourne und der Hauptstadt Canberra gelten Beschränkungen.
Trotzdem verzeichnete New South Wales am 13. August 2021 insgesamt 390 Neuinfektionen – mehr als jemals zuvor. In Australien waren damals nur 19 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft.[5] Melbourne war über 240 Tage im Lockdown, länger als jede andere Stadt weltweit.[6]
Seit dem 21. Februar 2022 dürfen Menschen – wenn sie geimpft sind – wieder nach Australien einreisen. Seit März 2020 war dies stark eingeschränkt. Australien wirbt seitdem auch wieder um Touristen.[7]
Ende März 2020 wurde vermutet, dass 20 % der COVID-Erkrankungen in Australien von Kreuzfahrttouristen eingeschleppt wurden.[8]
Ein australischer Epidemiologe, Professor Tony Blakely von der Universität Melbourne, forderte die Regierung auf, Maßnahmen zur räumlichen Distanzierung anzuordnen.[9] Drei Tage nach der Einführung solcher Maßnahmen hielten sich etwa 90 % der Australier daran. Blakely schlug vor, in drei Wochen bis Ende Mai eine gesellschaftliche Diskussion unter Epidiomologen, Ökonomen, Philosophen und Ethikern zu führen, die Auswirkungen verschiedener Strategien zur Bekämpfung der Pandemie zu diskutieren und darüber Entscheidungen zu treffen.[10]
Australien führte Ende April 2020 eine Corona-Warn-App auf der Basis einer Bluetooth-Technologie auf Handys ein, mit der man feststellen kann, ob sich ein Handynutzer im Abstand von bis zu 1,5 Metern zu einem Infizierten aufgehalten hat. Anhand der verschlüsselten Daten, die auf einem zentralen Rechner in Australien abgespeichert werden, sollen Gesundheitsbehörden Infektionsketten schneller nachverfolgen können. Die Teilnahme ist freiwillig.[11] Die App, die Premierminister Morrison als „[...] an important protection for a Covid-safe Australia“ (deutsch: „einen bedeutenden Schutz für ein COVID-19-sicheres Australien“) Ende April angekündigt hatte und mit einem Sonnenschutzmittel verglichen hatte, blieb weit hinter den Erwartungen zurück.[12]
Anfang April 2020 wurde etwa eine Million Arbeitnehmer arbeitslos. Um die Nachfrage anzuregen, wurden keynesianische Konzepte einer Nachfrageanregung verfolgt, ein Wirtschaftskonzept, das die rechtskonservative Regierung bislang stets kategorisch abgelehnt hatte: Sozialhilfeempfänger erhielten für 14 Tage zusätzliche 550 AUD. Veteranen erhielten (zum zweiten Mal) eine Extra-Zahlung von 750 Dollar. Bürger, die eine Rentenrücklage haben, können daraus bis zu 10.000 AUD steuerfrei abziehen. Dies ist in gleicher Höhe ab Juli erneut möglich. Für Bankkredite an notleidende Kleinunternehmer bürgt der australische Staat in Höhe von insgesamt 40 Milliarden AUD (21,7 Milliarden Euro). Mittelständische Unternehmen bekamen bis zu 100.000 Dollar zur Zahlung von Löhnen vom Staat.[13] Am 2. April 2020 gab die Regierung bekannt, dass sie 1,6 Milliarden AUD (870 Millionen Euro) für etwa eine Million Familien zur Kinderbeaufsichtigung zur Verfügung stelle, vor allem für die arbeitende Bevölkerung; damit solle die Wirtschaft in Gang gehalten werden.[14]
Am 3. Juni 2020 wurde bekannt, dass Australien zum ersten Mal seit 29 Jahren eine Rezession verzeichnete: das BIP war in drei aufeinanderfolgenden Monaten (März bis Mai) gefallen. Der Index fiel in den ersten drei Monaten des Jahres um insgesamt 0,3 %, was von offizieller Seite auf die Auswirkungen der Buschfeuer von 2019/2020 und auf die COVID-19-Pandemie zurückgeführt wurde.[15]
Am 31. August 2022 stimmte das National Cabinet zu, die obligatorische Quarantänezeit für mit COVID-19 infizierte Personen auf 5 Tage zu verkürzen, wenn eine Person zu diesem Zeitpunkt keine Symptome aufweist. Arbeiter in Hochrisikogebieten müssen sich weiterhin für 7 Tage isolieren.[16]
Seit 1. Februar 2020 durften keine Chinesen in Australien mehr einreisen. Australien verhängte am 19. März 2020 ein Reiseverbot ins Ausland; alle einreisenden Australier müssen in eine zweiwöchige Quarantäne in Hotels, die die Regierung zur Verfügung stellt. Am 19. März 2020 gab die Regierung bekannt, dass sich maximal 100 Menschen in geschlossenen Räumen aufhalten dürfen, ausgenommen wurden „öffentliche Verkehrsmittel, medizinische Einrichtungen, Gerichte, Haftanstalten, Flughäfen, Supermärkte, Einkaufszentren, Parlamente, Fabriken und Baustellen“. Auch die Schulen sollen geöffnet bleiben.[17] Australier, die sich im Ausland aufhalten, sollten unverzüglich zurückkehren.[18]
Zunächst waren Gruppen von bis zu 10 Personen im öffentlichen Raum erlaubt, später nur zwei. Über 70 Jahre alte Menschen und chronisch Erkrankte durften lediglich in Notfällen ihre Wohnung verlassen, dies galt ebenso für die indigene Bevölkerung im Alter von über 50 Jahren. Bei Hochzeiten waren maximal 5 Gäste und bei Beerdigungen maximal zehn Gäste erlaubt.[19]
In Australien wurde eine Abstandsregel, zur Vermeidung von Virusübertragungen für jede einzelne Person, mit einer Fläche von 4 m² (2 × 2 m) definiert. Personen müssen also 2 Meter Abstand halten.[20]
Am 3. April forderte Morrison alle Ausländer auf, Australien zu verlassen, ausgenommen Pflegekräfte, Ärzte und Studenten mit einer 12-monatigen Aufenthaltserlaubnis. Ausländische Saisonarbeitskräfte in der Landwirtschaft müssen vor einer Arbeitsaufnahme in eine zweiwöchige Quarantäne.[21]
Seit November 2021 dürfen australische Staatsbürger und Menschen mit Wohnsitz in Australien wieder unkompliziert einreisen. Ab Dezember 2021 galt dies auch für Fachkräfte, internationale Studenten und andere berechtigte Visuminhaber. Ab dem 21. Februar 2022 öffnet es seine Grenzen wieder für Touristen. Diese müssen vollständig geimpft sein.[22]
Die australische Regierung stellte einen Dreistufenplan (Roadmap) zur Lockerung des Lockdowns vor. Sie überließ den Bundesstaaten die Entscheidungen zur Lockerung.[23]
Als sich Ende Juni 2020 die Fallzahlen im Raum von Melbourne in Victoria erhöhten, sandte die australischen Regierung etwa 1000 Soldaten nach Melbourne, die den Kampf gegen COVID unterstützen sollen. Zu den Infektionsherden zählten ein Quarantäne-Hotel und ein Bekleidungsgeschäft.[24] Als die Zahlen weiter anstiegen, wurde ab dem 1. Juli 2020 über zahlreiche Vorstädte Melbournes ein Lockdown bis zum 30. Juli 2020 verhängt.[25]
Bars und Nachtclubs, Kinos und Museen wurden geschlossen, Homeoffice wurde empfohlen. Nichttragen von Gesichtsmasken auf Straßen war mit Geldstrafen belegt. Die Grenzen zu den benachbarten Bundesstaaten New South Wales und South Australia wurden wieder geschlossen.[26]
Premierminister Morrison erklärte am 11. Juni 2020, dass Ende Juli 2020 in Gesamt-Australien die Reisefreiheit wiederhergestellt sein werde, außer in Western Australia. Die Regierung von Western Australia gab keinen verbindlichen Termin bekannt.[27]
Angesichts vieler Neuinfektionen im Juli 2020 (zweite Welle) wurden harte Maßnahmen ergriffen. Am 27. November 2020 gab der Bundesstaat Victoria bekannt, dass er den 28. Tag in Folge keine neuen Coronavirus-Fälle registrierte. Der Bundesstaat South Australia meldete am gleichen Tag keine Neuinfektionen.[28]
Im Juni 2021 wurden der Großraum Sydney, die Bergregion Blue Mountains sowie nahe gelegene Küstengemeinden wegen einer Ausbreitung der Delta-Variante für zunächst zwei Wochen abgeriegelt. Der Lockdown wurde verlängert. Australische Politiker bereiteten die Bevölkerung auf einen mehrere Wochen andauernden Lockdown im Großraum Sydney vor. Trotz Lockdown stieg die Zahl der Infektionen weiter an. Die Impfquote in Australien ist deutlich gestiegen. Seit dem 9. August 2021 ist auch der Impfstoff von Moderna zugelassen.[29] Am 22. August 2021 wurden 914 Neuinfektionen an einem Tag gemeldet, was einem neuen Höchststand entspricht. Zu diesem Zeitpunkt befand sich mehr als die Hälfte der australischen Bevölkerung im Lockdown. In mehreren Städte gab es Demonstrationen gegen diesen.[30]
Australien hatte lange vor allem auf den AstraZeneca-Impfstoff AZD1222 gesetzt.
Dieses wird in Australien bislang nur Menschen über 60 empfohlen, weil bei jüngeren Menschen in sehr seltenen Fällen Blutgerinnsel entstehen können. Jüngere können AZD1222 nach Absprache mit ihrem Hausarzt bekommen. Mitte 2021 waren nur elf Prozent der Australier komplett geimpft, deutlich weniger als in anderen Industrieländern.
Pfizer/BioNTech wird laut Regierung bis Jahresende 40 Millionen Dosen Tozinameran liefern, einige davon früher als erwartet. Die Regierung hofft, pro Woche eine Million dieser Dosen zu verimpfen; sie will jedem Australier bis Jahresende mindestens eine Impfung anbieten. Speziell in Sydney, mit über 5 Millionen Einwohnern größte Stadt Australiens, soll geimpft werden, um den dortigen Ausbruch der Delta-Variante zu stoppen.[31]