Carl Kessler (Maler)

deutscher Maler

Carl August Keßler (geboren am 26. Oktober 1876 in Coburg; gestorben am 14. Juni 1968 in München) war ein deutscher Landschaftsmaler. Er spezialisierte sich etwa 1910 auf naturnahe Winterlandschaften, malte aber auch Städteansichten. Seine Motive fand er hauptsächlich in den bayerischen Alpen, Tirol und der Schweiz. Er galt zu seiner Zeit als Meister des Aquarells, der viel Wert darauf legte, die jeweilige Lichtstimmung im Bild festzuhalten. Seine Werke signierte er mit CARL KESSLER.

Signatur von Carl Kessler
Signatur von Carl Kessler

Leben und Werk

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Carl August Keßler kam am 26. Oktober 1876 als Sohn des Privatiers Carl August Keßler[1] und seiner Frau Wilhelmine, geborene Blechschmidt, in Coburg zur Welt. Die Mutter starb bereits 1887 mit nur 34 Jahren[2] – ein schwerer Schicksalsschlag auch für Keßlers drei Jahre jüngere Schwester Helene Martha.[3] Noch bis zum Frühjahr 1889 besuchte Keßler das Herzogliche Ernestinum zu Coburg, bevor der Vater mit den Kindern nach Markneukirchen zog.[4] Im Jahr 1892 wurde der Sechzehnjährige in die Klasse für angehende Dekorationsmaler der Königlich-Sächsischen Kunstgewerbeschule in Dresden aufgenommen, die er nach einem halben Jahr wieder verließ.[5] 1898 begann er an selber Stelle eine weitere, diesmal einjährige Ausbildung mit dem Schwerpunkt auf „Buntdruck“.[6]

Im November 1899 schrieb sich Keßler in der Akademie der Bildenden Künste München ein und besuchte dort die Naturklasse des angesehenen Landschaftsmalers Karl Raupp.[7] Wohl während des Studiums schloss er sich der Münchner Künstlergenossenschaft an. Nachdem sich 1901 die Luitpold-Gruppe davon abgespalten hatte, trat Keßler der gleichzeitig gegründeten Vereinigung Die Achtundvierzig bei. Diese betont konservative Gruppe von zunächst 48 Künstlern verstand ihr Schaffen als Alternative zu den modernen Strömungen innerhalb der damaligen bildenden Kunst.[8][9] Einige seiner frühen Werke stellte Keßler Anfang 1902 in den Örtlichkeiten des Münchner Kunstvereins aus.[10] Bald darauf verließ er München jedoch und kehrte nach kurzem Aufenthalt in Nürnberg[11] wieder nach Dresden zurück, um dort für ein halbes Jahr einer weiteren Ausbildung an der Kunstgewerbeschule nachzugehen.[12]

 
Der Glaspalast in München, in dem Keßler von 1911 bis 1930 ausstellte.

Ende 1905 zog es den Künstler erneut nach München. Ab 1907 betrieb er dort ein Gewerbe als Lithograf,[11] ohne jedoch seine malerische Tätigkeit ruhen zu lassen. Während dieser Zeit entstandene Bilder waren im Kunstverein München und im Salon Die Werdenden zu sehen, den der Kunsthändler Theodor Bierck 1908 zur Förderung junger Künstler eröffnet hatte.[13] 1910 trat Keßler dann auch als gewerbsmäßiger Kunstmaler in Erscheinung;[14] bereits zu dieser Zeit hatte er sich auf Winterlandschaften spezialisiert.[8] Im Februar 1911 meldete Keßler schließlich das Lithografengewerbe ab und bezog ein Atelier in der Bauerstraße, in dem er zugleich wohnte.[11] Von dort beschickte er noch im selben Jahr erstmals bedeutende Ausstellungen wie die Große Aquarellausstellung in Dresden (Blick auf Kitzbühel)[15] und die Kunstausstellung im Münchner Glaspalast (Hospiz St. Christof am Arlberg).[16]

Prinzregent Luitpold von Bayern erwarb 1912 das von Keßler im Glaspalast ausgestellte Aquarell Bergkirche bei Davos.[17] Nicht zuletzt wegen dieses prominenten Käufers war das Interesse an Keßlers Bildern gewachsen, so dass der Künstler zusätzlich Reproduktionen in Form von Kunstdrucken anzufertigen begann. Anfang 1913 präsentierte er beispielsweise eine Chromolithografie des von Luitpold erworbenen Bildes, wobei der gelernte Lithograf Keßler[11] bei der Erstellung des Steindrucks selbst Hand angelegt hatte.[18] Auch die Fotografie hatte es dem Alpinisten Keßler angetan. Eigene Lichtbilder mit Motiven aus den bayerischen und Tiroler Alpen führte er 1913 im Deutschen Alpenverein vor,[19] dessen Mitglied er schon 1907 geworden war.[20] In der Folgezeit – auch während des 1914 ausgebrochenen Ersten Weltkrieges – stellte der auf Aquarelle spezialisierte Maler regelmäßig seine Werke, darunter auch Ölbilder[21] und Zeichnungen, hauptsächlich in München aus.[22]

Im Juni 1917 wurde der ungediente Keßler zum Landsturm eingezogen. Er war zunächst beim Bayerischen Landwehr-Infanterie-Regiment No. 2 stationiert,[23] ab Februar 1918 dann beim 30. Bayerischen Infanterie-Regiment. Zu dieser Zeit nahm Keßler auch an Kampfhandlungen teil,[24] im März beispielsweise für drei Wochen bei Verdun.[25] Kurz darauf wurde er zur Bayerischen Fliegerabteilung 296 versetzt. Dort zu den Pionieren gehörend, leistete er von April 1918 bis Januar 1919 seinen restlichen Militärdienst als Zeichner ab.[26] Bereits am 22. Dezember 1917 hatte Keßler die deutlich jüngere Magdalena Gerhard aus München geheiratet;[27] die einzige Tochter Angela Karolina kam am 22. Oktober 1918 zur Welt.[28] Anfang November 1919 siedelten die Keßlers von der Münchner Theresienstraße nach Heimstetten um, wo der Maler ein Haus in der Hauptstraße gekauft hatte.[11]

1920 veranstaltete die Münchner Künstlergenossenschaft Keßler zu Ehren eine Sammelausstellung im Alten Nationalmuseum.[8] Neben Aquarellen und Gemälden, mit denen Keßler nach wie vor im Glaspalast vertreten war, schuf er in den 1920er Jahren auch Illustrationen für den Perthes Verlag.[29] Unterstützt wurde sein neues Tätigkeitsfeld durch den Süddeutschen Illustratorenbund[30] und den Verband Deutscher Illustratoren, deren Mitglied er geworden war.[31] Im September 1938 gab Keßler sein Atelier in der Münchner Kanalstraße auf,[32] das er seit spätestens 1930 genutzt hatte.[33] Danach arbeitete er bis zu seinem Ruhestand – wohl Anfang der 1940er Jahre – in der Mozartstraße.[32] Unterstützt von seiner Familie, lebte der Pensionär dann zurückgezogen in Heimstetten. Keßler starb hochbetagt am 14. Juni 1968 in München.[28]

Rezeption

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Der bekannte Kunsthistoriker Georg Jacob Wolf nannte Keßler bereits im Jahr 1910 einen „poesievollen Alpenaquarellisten, dessen Spezialität die Schneemalerei ist“.[34] Keßler gehe mit „epischen Empfindungen an seine Motive heran, die ja mit Ausschließlichkeit fast der winterlichen Bergwelt angehören“ und es liege „etwas ungemein Zielbewußtes in der Entwicklung dieses Künstlers“. Mit Bewunderung verfolge man, wie „er immer freier und leichter weite Landschaftsperspektiven mit großen Schneeflächen zu verlebendigen und beherrschen lernt“. Niemand könne genannt werden, der „auf seinem Gebiet ihm zur Zeit in gleicher Meisterschaft nahe steht“, so die Münchner Neuesten Nachrichten im Frühjahr 1911.[35] In einem weiteren Beitrag lobte sie in den „famos“ und „überaus frisch gemalten“ winterlichen Alpendarstellungen vor allem die „sichere Wiedergabe des Spieles der Sonnenstrahlen auf großen Schneeflächen“.[36] Der Feuilletonist Fritz von Ostini bescheinigte dem Künstler 1912 eine „brillante Technik“.[37] Ein Jahr später zählten die Münchner Neuesten Nachrichten Keßler bereits zu den „bekannteren“ unter den Landschaftern.[38] Er wisse „exakte Zeichnung mit künstlerischer Reife“ zu vereinen.[39] 1915 wird Keßler im Leipziger Tageblatt zu den modernen Meistern gezählt und in eine Reihe mit beispielsweise Edward Harrison Compton gestellt.[40] Auch wenn Keßlers Städtebilder die gleiche Beherrschung der Aquarelltechnik verraten würden, wie die Münchner Neuesten Nachrichten im Jahr 1917 zu berichten wussten,[41] so brachte man den laut Coburger Zeitung „anerkannt tüchtige[n] Aquarellist[en]“[42] auch in den Folgejahren hauptsächlich mit Schneelandschaften, Winterschilderung (Karlsruher Tagblatt, 1929)[43] und „effektvolle[r] Kältepoesie“ (Dortmunder Zeitung, 1929)[44] in Verbindung.

Die Rezeption in der Gegenwart beschränkt sich auf vergleichsweise kurze Einträge in Kunstlexika. In Bruckmanns Lexikon der Münchner Kunst von 1993 führt die Kunsthistorikerin Clelia Segieth aus, dass sich der „beliebte Landschaftsmaler“ und seinerzeitige „Meister des Aquarells“ ganz auf die Natur an sich konzentriere. Er folge damit insbesondere nicht dem Chiemseemaler Raupp, der seine Landschaften durch genreartige Staffage zu beleben pflegte. Keßler habe großen Wert auf die jeweilige Lichtstimmung gelegt, sei dabei in seinen Motiven – vorzugsweise aus den bayerischen Alpen, Tirol und der Schweiz – aber stets vedutenhaft genau geblieben, so Segieth weiter. Ein ausführlicherer kunsthistorischer Diskurs fand bislang nicht statt. Einige Werke von Keßler befinden sich in den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen (Blick auf Kufstein) und der Städtischen Galerie im Lenbachhaus (Wintermorgen in Klosters, Braunwalder Alpe im Winter, Vorfrühling, Stuben am Arlberg, Vorfrühling im Wetterstein).[8] In den 1980er Jahren benannte die Gemeinde Kirchheim bei München im Ortsteil Heimstetten dem Künstler zu Ehren eine Straße nach ihm.

Literatur

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Anmerkungen

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  1. Getauft. In: Regierungs-Blatt für das Herzogtum Coburg, 21. Februar 1877, S. 131.
  2. Aus dem Sterberegister. In: Regierungs-Blatt für das Herzogtum Coburg, 23. März 1887, S. 238.
  3. Getauft. In: Regierungs-Blatt für das Herzogtum Coburg, 21. Juli 1880, S. 572.
  4. Programm des Herzoglichen Ernestinum (Realschule) zu Coburg. Dietz'sche Hofbuchdruckerei, Coburg, 1890, S. 34.
  5. 2. Schuljahr 1892/93. Bericht über die Königlich-Sächsische Kunstgewerbeschule und das Kunstgewerbemuseum zu Dresden auf die Schuljahre 1891/92 und 1892/93, C. Rich. Gärtner'sche Buchdruckerei, Dresden, S. 35.
  6. 2. Schuljahr 1898/99. Bericht über die Königlich-Sächsische Kunstgewerbeschule und das Kunstgewerbemuseum zu Dresden auf die Schuljahre 1897/98 und 1898/99, C. Rich. Gärtner'sche Buchdruckerei, Dresden, S. 32.
  7. Kessler, Karl. Grundbuch der Studierenden der k. Akademie d. b. K. Begonnen am 13. Oktober 1884, Eintrag 2081.
  8. a b c d Clelia Segieth: Kessler, Karl. Bruckmanns Lexikon der Münchner Kunst, Band 5, Hrsg. Horst Ludwig, Bruckmann, München 1993, S. 458.
  9. München. In: Die Kunst für Alle, herausgegeben von Fritz Schwartz, 23. Jahrgang 1907–1908, Bruckmann A.-G., 1908, S. 404; R. A. Linhof: Kunst und Literatur. In: Allgemeine Zeitung, 27. März 1915, S. 204.
  10. Kunstverein. In: Allgemeine Zeitung, 2. Februar 1902, S. 3.
  11. a b c d e Polizeilicher Meldebogen der Stadt München vom 22. Mai 1919, Signatur: DE-1992-PMB-G-197 des Stadtarchiv München.
  12. 2. Schuljahr 1902/03 Bericht über die Königlich-Sächsische Kunstgewerbeschule und das Kunstgewerbemuseum zu Dresden auf die Schuljahre 1901/02 und 1902/03, C. Rich. Gärtner'sche Buchdruckerei, Dresden, S. 37.
  13. Kleine Kunstnachrichten. In: General Anzeiger der Münchner Neuesten Nachrichten, 28. November 1908, S. 1.
  14. 1910 erscheint erstmalig ein entsprechender Eintrag im Münchner Adressbuch.
  15. Ausstellerverzeichnis. Katalog der Großen Aquarell-Ausstellung Dresden 1911, zweite Auflage, Verlag von C. Heinrich, Dresden, 1911, S. 70.
  16. Exponate. Offizieller Katalog der Jubiläums-Ausstellung der Münchener Künstler-Genossenschaft, zweite Ausgabe 1911, Verlag der Münchner Künstlergenossenschaft, München, S. 83.
  17. Kunstchronik. In: Münchner Neueste Nachrichten, 6. Juli 1912, S. 2.
  18. Kunstverein München. In: General-Anzeiger der Münchner Neuesten Nachrichten, 22. März 1913, S. 3.
  19. Alpine Zeitung. In: Münchner Neueste Nachrichten, Vorabendblatt, 8. April 1913, S. 11.
  20. Alpine Zeitung. In: Münchner Neueste Nachrichten, 27. Mai 1932, S. 11.
  21. Kunstverein München. In: General-Anzeiger der Münchner Neuesten Nachrichten, 21. Januar 1917, S. 1.
  22. Kunstverein München. In: General-Anzeiger der Münchner Neuesten Nachrichten, 30. Mai 1916, S. 3.
  23. Kriegsstammrolle 8815 Bd. 9 des Bayerischen Hauptstaatsarchivs Abt. IV Kriegsarchiv, laufende Nummer 4574.
  24. Kriegsstammrolle 8769 Bd. E des Bayerischen Hauptstaatsarchivs Abt. IV Kriegsarchiv, laufende Nummer 1505.
  25. Kriegsstammrolle 2247 des Bayerischen Hauptstaatsarchivs Abt. IV Kriegsarchiv, laufende Nummer 378.
  26. Kriegsstammrolle 17968 des Bayerischen Hauptstaatsarchivs Abt. IV Kriegsarchiv, laufende Nummer 443 und Kriegsstammrolle 18221 Bd. 8, laufende Nummer 5657.
  27. Heiratsurkunde vom 22. Dezember 1917, Signatur DE-1992-Standesamt München I Nr. 1650/1917 des Stadtarchiv München.
  28. a b Nachlassakt, Bestandszeichen AG München Nr. 1968/4740 des Staatsarchiv München.
  29. Petra Weigel: Jenseits der Karte - Geographische Typenbilder in der Sammlung Perthes. Blog der Forschungsbibliothek Gotha, 16. August 2022, abgerufen am 8. August 2023.
  30. Kunstverein München. In: General-Anzeiger der Münchner Neuesten Nachrichten, 20. Oktober 1923, S. 1.
  31. Maler und Graphiker. Handbuch des Kunstmarktes: Kunstadressbuch für das Deutsche Reich, Danzig und Deutsch-Österreich, Antiqua Verlagsgesellschaft Hermann Kalkoff, Berlin, 1926, S. 89.
  32. a b Einwohnermeldekarte vom 10. Oktober 1938, Signatur DE-1992-EWK-65-G-348 des Stadtarchiv München.
  33. Kessler, Karl. In: Dresslers Kunsthandbuch. Band 2, Hrsg. Willy Oskar Dressler, Verlag Karl Curtius, Berlin 1930, S. 503.
  34. Georg Jacob Wolf: Aus den Münchner Kunstsalons. In: Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur, 15. Januar 1910, S. 189.
  35. Kunstchronik. In: Münchner Neueste Nachrichten, Morgenausgabe, 2. März 1911, S. 3.
  36. W. B.: In der Atelieraustellung „Die Werdenen“. In: Münchner Neueste Nachrichten, 30. Juli 1911, S. 3.
  37. Fritz von Ostini: Kunstchronik. In: Münchner Neueste Nachrichten, Abendausgabe, 14. November 1912, S. 3.
  38. W. K. Kunstchronik. In: Münchner Neueste Nachrichten, Abendausgabe, 3. Juli 1913, S. 2.
  39. Kunstchronik. In: Münchner Neueste Nachrichten, Morgenausgabe, 18. Juni 1913, S. 2.
  40. Kunstsalons. In: Leipziger Tageblatt, 11. Juli 1915, S. 19.
  41. Bildende Kunst. In: Münchner Neueste Nachrichten, Abendausgabe, 17. März 1917, S. 2.
  42. Aus Stadt und Land. In: Coburger Zeitung, 10. August 1920, S. 2.
  43. A. R.: Karlsruher Kunstausstellungen. In: Karlsruher Tagblatt, 5. März 1929, S. 2.
  44. Neue Aquarelle bei Utermann. In: Dortmunder Zeitung, 26. Mai 1929, S. 11.
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