Enole

Klasse organischer Verbindungen

Enole sind chemische Verbindungen der allgemeinen Formel R1–CR2=CR3–OH, bei denen eine C-C-Doppelbindung mit einer Hydroxygruppe substituiert ist. Sie stehen über eine Keto-Enol-Tautomerie im Gleichgewicht mit der entsprechenden Carbonylverbindung.[1] Das einfachste Enol ist das instabile Ethenol, das sich sofort zu Acetaldehyd (Ethanal) umlagert.[2]


Tautomeres Gleichgewicht zwischen Ethanal (Acetaldehyd, links) und Ethenol (Vinylalkohol, rechts)

Bei Aceton liegen im Gleichgewicht 99,9998 % der Keto- (links) und 0,0002 % der Enol-Form (rechts) vor:[3]


Keto-Enol-Tautomerie am Beispiel von Aceton

Die Hydroxygruppe ist schwach sauer, da die negative Ladung des Enolats mesomeriestabilisiert ist.


Mesomeriestabilisierung des Enolat-Anion

Sind beide Kohlenstoffatome mit einer Hydroxygruppe substituiert, handelt es sich um Endiole. Beispiel dafür ist die Ascorbinsäure, bei der das Keto-Enol-Gleichgewicht fast vollständig auf der Enol-Seite liegt.[4]


Die Ascorbinsäure ist ein stabiles Enol.

Bei aliphatischen Enolen liegt das Gleichgewicht wegen der energetischen Begünstigung vollständig auf der Keto-Seite, weshalb Enole nur als Derivate vorkommen – beispielsweise als Phosphoenolpyruvat (PEP), dem Phosphorsäureester der enolisierten Brenztraubensäure. Aliphatische 1,3-Dicarbonyl-Verbindungen sind jedoch stärker enolisiert. So liegt 2,4-Pentandion (Acetylaceton) zu 76,4 % als cis-Enol vor, das über eine intramolekulare Wasserstoffbrücken-Bindung stabilisiert ist.[3] Auch das cyclische Endiol Ascorbinsäure liegt fast vollständig in der Enolform vor.

Bei den Phenolen ist die Enolform gegenüber der Ketoform aufgrund der Bildung eines aromatischen Systems bevorzugt (vgl. Hückel-Regel).

Siehe auch

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Einzelnachweise

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  1. Bernd Schmidt, Jolanda Hermanns: Grundlagen der Organischen Chemie. Begründet von Joachim Buddrus. 6. überarbeitete Auflage. De Gruyter, Berlin, Boston 2022, ISBN 978-3-11-070087-9, S. 464.
  2. Eintrag zu Vinylalkohol. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 1. März 2024.
  3. a b Siegfried Hauptmann: Organische Chemie, 2. Auflage, VEB Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig 1985, ISBN 3-342-00280-8, S. 377.
  4. Eberhard Breitmaier, Günther Jung: Organische Chemie. Grundlagen, Stoffklassen, Reaktionen, Konzepte, Molekülstruktur. 5. Auflage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-13-541505-8, S. 869 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
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