Homo juluensis
Homo juluensis ist die von dem US-amerikanischen Paläoanthropologen Christopher J. Bae und seiner chinesischen Kollegin Xiujie Wu vorgeschlagene Bezeichnung für eine zwischen 1976 und 2018 geborgene Gruppe von homininen Fossilien, die in Asien unabhängig voneinander entdeckt wurden und bislang jeweils einen eigenen Namen zugewiesen bekommen hatten. Dem Vorschlag zufolge sollen der Art folgende Fossilien aus der Zeit vor 200.000 bis 160.000 Jahren zugewiesen werden: Xujiayao, Xuchang und Penghu 1, ferner der Xiahe-Unterkiefer, der große Backenzahn Tam Ngu Hao 2 sowie – aufgrund der Zahn- und Kiefermerkmale – alle anderen Fossilien der Denisova-Menschen.[1]
Homo juluensis | ||||||||||||
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Funde des Xujiayao-Menschen: | ||||||||||||
Zeitliches Auftreten | ||||||||||||
Mittelpleistozän | ||||||||||||
ca. 0,2 bis 0,16 Mio. Jahre | ||||||||||||
Fundorte | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Homo juluensis | ||||||||||||
Wu und Bae, 2024 |
Namensgebung
BearbeitenDie Bezeichnung der Gattung Homo ist abgeleitet von lateinisch hŏmō [ ] „Mensch“. Das Epitheton juluensis greift das chinesische Wort „julu“ auf (wörtlich übersetzt: „großer Kopf“). Von chinesischen Forschern werden die Angehörigen dieser Art auch als „Juluren“ oder „Julurens“ bezeichnet; „ren“ bedeutet im Chinesischen „Mensch“ oder „Person“. Homo juluensis bedeutet somit „Mensch mit großem Kopf“.
Die formale Beschreibung von Homo juluensis gemäß den internationalen Regeln für die Zoologische Nomenklatur erfolgte in einem von Bae verfassten Fachbuch,[A 1] das am 30. September 2024 als E-Book veröffentlicht wurde.[2] Eine breitere, insbesondere mediale Bekanntheit erlangte der Vorschlag international im November 2024, nachdem Bae und Wu eine leichter zugängliche Veröffentlichung in der Fachzeitschrift Nature Communications vorgelegt hatten.[3]
Erstbeschreibung
BearbeitenIn der Erstbeschreibung von Homo juluensis durch Wu und Bae wurde im Jahr 2024 als Holotypus die Gesamtheit aller 21 Fossilien der sogenannten Xujiayao-Menschen benannt (siehe Abbildung). Diese zwischen 1976 und 1979 in der nordchinesischen Provinz Shanxi entdeckten Schädelknochen und Zähne belegen laut Erstbeschreibung eine Population mit einer einzigartigen Kombination aus einem großen Gehirn, einer sehr geringen Schädelbreite und extrem großen, komplexen Zähnen. Die Gesamtheit der Merkmale der Xujiayao-Fossilien sei einzigartig und unterscheide sich deutlich von Homo erectus, Homo longi, Homo neanderthalensis und Homo sapiens.
Als Paratypen wurden die Schädelfragmente Xuchang 1 bis Xuchang 5 benannt.
Weitere Überlegungen zur verwandtschaftlichen Nähe von homininen Fossilien aus China
BearbeitenZugleich mit der Einordnung der genannten Fossilien als zu Homo juluensis gehörend wurde 2024 in Nature Communications vorgeschlagen,[3]
- den Jinniushan-Mensch und den Dali-Mensch in Homo longi einzugliedern und
- den sogenannten Narmada Man, den Schädel Maba 1 und die Funde aus der Hualong-Höhle als zur gleichen Art gehörend zu interpretieren, denn es sei möglich, dass diese Fossilien – nach weiteren Analysen – in die Nähe von Homo neanderthalensis gestellt werden oder einen eigenen taxonomischen Namen erhalten.
Literatur
Bearbeiten- Yousuke Kaifu und Sheela Athreya: Diversity and Evolution of Archaic Eastern Asian Hominins: A Synthetic Model of the Fossil and Genetic Records. In: PaleoAnthropology. In Press. (2024 ?) Volltext-Vorabversion.
Weblinks
Bearbeiten- Zuwachs für die Gattung Homo? Asiatische Frühmenschen-Fossilien provozieren Neuordnung des Menschenstammbaums. Auf: scinexx.de vom 4. Dezember 2024.
- Julurens: a new cousin for Denisovans and Neanderthals. Auf: johnhawks.net vom 16. Juni 2024.
Anmerkungen
Bearbeiten- ↑ In dem von Bae als einzigem Autor verfassten Fachbuch The Paleoanthropology of Eastern Asia dankt Bae in einem Vorwort seiner „engen Kollegin und Freundin Wu Xiujie für die sorgfältige Durchsicht von Kapitel 4, insbesondere die Diskussion über Homo juluensis sp. nov.“ Auf Seite 122 wird der neue Artname wie folgt eingeführt: Homo juluensis sp. nov. Wu and Bae.
Belege
Bearbeiten- ↑ Xiujie Wu und Christopher J. Bae: Xujiayao Homo: A New Form of Large Brained Hominin in Eastern Asia. In: PaleoAnthropology. In Press. (2024 ?) Volltext-Vorabversion
- ↑ Christopher J. Bae: The „Muddle in the Middle“. (~400 KA – ~100 KA). Kapitel 4 in: ders.: The Paleoanthropology of Eastern Asia. E-Book. University of Hawaii Press, Honolulu 2024, S. 121–123, ISBN 978-0-8248-9765-9.
- ↑ a b Christopher J. Bae und Xiujie Wu: Making sense of eastern Asian Late Quaternary hominin variability. In: Nature Communications. Band 15, Artikel-Nr. 9479, 2024, doi:10.1038/s41467-024-53918-7.