Mausmakis

Gattung der Familie Katzenmakis (Cheirogaleidae)

Die Mausmakis (Microcebus) sind eine in Madagaskar beheimatete Primatengattung aus der Gruppe der Lemuren mit 25 Arten. Zu ihnen gehören die kleinsten Primaten überhaupt.

Mausmakis

Zwerg-Mausmaki (Microcebus myoxinus)

Systematik
ohne Rang: Euarchonta
Ordnung: Primaten (Primates)
Unterordnung: Feuchtnasenprimaten (Strepsirrhini)
Teilordnung: Lemuren (Lemuriformes)
Familie: Katzenmakis (Cheirogaleidae)
Gattung: Mausmakis
Wissenschaftlicher Name
Microcebus
E. Geoffroy Saint-Hilaire, 1828
Das Verbreitungsgebiet der Mausmakis auf Madagaskar
Grauer Mausmaki (Microcebus murinus)

Merkmale

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Mausmakis haben ein weiches, kurzes Fell, das rötlich-braun oder grau gefärbt sein kann. Die Unterseite ist weißlich, darüber hinaus ist ein weißer Nasenstreifen und ein meist unauffälliger Rückenstreifen vorhanden. Die Hinterbeine sind länger als die Vorderbeine, der Kopf ist durch die kurze Schnauze, den runden Schädel, die großen Augen und die vergrößerten Ohren gekennzeichnet. Die Kopfrumpflänge der Mausmakis beträgt neun bis 15 Zentimeter, der Schwanz ist ebenso lang wie der Körper. Ihr Gewicht variiert zwischen 30 und 100 Gramm, ist jedoch starken saisonalen Schwankungen unterworfen.

Verbreitung und Lebensraum

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Mausmakis kommen wie alle Lemuren nur auf Madagaskar vor, wo sie zu den häufigsten und weit verbreitetsten Vertretern dieser Primatengruppe zählen. Ihr Lebensraum sind Wälder, wobei sie sowohl die Trockenwälder im Westen als auch die Regenwälder im Osten ihrer Heimatinsel bewohnen. Sie fehlen lediglich im unbewaldeten zentralen Hochland.

Lebensweise und Ernährung

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Brauner Mausmaki (Microcebus rufus)

Mausmakis leben vorwiegend auf den Bäumen, sie sind nachtaktiv und schlafen tagsüber in selbst errichteten, runden Blätternestern oder Baumhöhlen. Weibchen bilden Gruppen von zwei bis neun Tieren, die tagsüber gemeinsam schlafen, in der Nacht aber getrennt auf Nahrungssuche gehen. Die Männchen leben eher einzelgängerisch, sie zeigen ein Territorialverhalten und markieren ihr Revier mit Urin oder Kot. Manchmal finden sich männliche Tiere auch längere Zeit in Gesellschaft von Weibchengruppen.

Mausmakis besitzen die Fähigkeit bei schlechten Umweltbedingungen wie Trockenheit, geringer Nahrungs- und Wasserverfügbarkeit sowie Kälte in einen kurzzeitigen Torpor (Starrezustand) oder in längeren Winterschlaf, der bis zu zwei Wochen dauern kann, zu fallen. Dabei werden Körpertemperatur und Stoffwechselrate abgesenkt, sodass Energie eingespart wird. Der Torpor ist ganzjährig zu beobachten, vermehrt aber in der Trockenzeit. Die Tiere gehen bei schlechten Witterungsbedingungen gegen Mitternacht in Torpor und lassen sich dann morgens passiv von der aufsteigenden Hitze erwärmen und aufwecken. Durch den Torpor und das passive Aufwärmen sparen sie viel Energie. Der Winterschlaf konnte bislang nur während der Trockenzeit beobachtet werden und scheint nicht so lang zu dauern wie bei den verwandten Fettschwanzmakis. Zur Vorbereitung legen sie während der Regenzeit einen Fettvorrat (braunes Fettgewebe) in ihrem Schwanz an.

Mausmakis sind Allesfresser, allerdings machen Früchte einen beträchtlichen Teil ihrer Nahrung aus. Daneben verzehren sie auch Insekten, Spinnen, Blüten, Nektar und Blätter.

Fortpflanzung

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Die Paarung erfolgt unmittelbar nach Ende der Trockenzeit, wobei die Tiere ein rituelles Balzverhalten kennen, das sich in Quietschlauten und dem versuchten Fangen des Schwanzes des Partners ausdrückt. Bei den Mausmakis ist das Weibchen oft nur eine Nacht jährlich empfängnisbereit; in diesem kleinen Zeitfenster kommt es zu vermeintlich wahllosen Kopulationen mit bis zu sieben Männchen. Offenbar gibt es bei den Makiweibchen körpereigene postkoitale Mechanismen zur Selektion gesunden, die Überlebensfähigkeit des Nachwuchses erhöhenden Erbgutes.[1]

Nach einer rund 60-tägigen Tragzeit kommen im November oder Dezember meist zwei (seltener auch drei) Jungtiere zur Welt. Teilweise kommt es dann, je nach Gebiet und Dauer der Regenzeit, zu einer zweiten Fortpflanzungsperiode mit einer zweiten Paarungszeit im Dezember und einem zweiten Wurf im Januar und Februar. Die Jungtiere verbringen ihre ersten Lebenswochen im Nest der Mutter. Später werden sie dann von der Mutter während der nächtlichen Aktivität im Maul herumgetragen und jeweils für 1–2 Stunden an wechselnden Stellen im Gestrüpp geparkt, während das Muttertier auf Futtersuche geht. Die Jungtiere werden nach rund einem bis zwei Monaten entwöhnt. Die Geschlechtsreife tritt mit einem bis zweieinhalb Jahren ein. Die Lebenserwartung beträgt bei Tieren in freier Wildbahn sechs bis acht Jahre, Tiere in menschlicher Gefangenschaft können bis zu 15 Jahre alt werden.

Bedrohung

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Die Zerstörung des Lebensraums stellt die Hauptbedrohung für die Mausmakis dar. Insbesondere die Arten mit einem nur kleinen Verbreitungsgebiet sind dadurch gefährdet. Für viele der neu beschriebenen Arten sind jedoch keine Daten verfügbar.

Phylogenetische Systematik der Mausmakis nach Hotaling et al. (2016):[2]
  Mausmakis  


 Graubrauner Mausmaki (M. griseorufus)


   

 Grauer Mausmaki (M. murinus)



   


 Danfoss-Mausmaki (M. danfossi)


   

 Bongolava-Mausmaki (M. bongolavensis)


   

 Goldbrauner Mausmaki (M. ravelobensis)




   


 Marohita-Mausmaki (M. marohita)


   

 Gerps Mausmaki (M. gerpi)



   

 Nördlicher Mausmaki (M. tavaratra)


   



 Microcebus sp. Louis nova 1


   

 Jolly-Mausmaki (M. jollyae)



   

 Nosy-Boraha-Mausmaki (M. boraha)


   

 Simmons-Mausmaki (M. simmonsi)




   


 Microcebus lokobensis


   

 Microcebus sp. Montagne d´Ambre


   

 Sambirano-Mausmaki (M. sambiranensis)




   

 Mittermeier-Mausmaki (M. mittermeieri)


   

 Goodman-Mausmaki (M. lehilahytsara)


   

 Berthe-Mausmaki (M. berthae)


   

 Brauner Mausmaki (M. rufus)


   

 Zwerg-Mausmaki (M. myoxinus)












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In der Vergangenheit ging man von nur zwei (M. murinus, grau mit langen Ohren im Süden und Westen u. M. rufus, rötlich mit kurzen Ohren im Osten) oder drei Arten aus, in jüngerer Zeit wurden jedoch weitere Arten beschrieben, die vor allem anhand ihrer mitochondrialen DNA eindeutig voneinander unterschieden werden, sodass heute 25 Arten der Mausmakis bekannt sind. Es ist aber wahrscheinlich, dass sich diese Zahl noch erhöht.[3][4][5][2]

Die Riesenmausmakis wurden früher ebenfalls zu den Mausmakis gerechnet, werden heute aber in einer eigenen Gattung, Mirza, eingeordnet.

Literatur

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  • Thomas Geissmann: Vergleichende Primatologie. Springer-Verlag, Berlin u. a. 2002, ISBN 3-540-43645-6, (Springer-Lehrbuch).
  • Russell A. Mittermeier, W. R. Konstant, F. Hawkins, E. E. Louis, O. Langrand, J. Ratsimbazafy, R. M. Rasoloarison, J. U. Ganzhorn, S. Rajaobelina, I. Tattersall, D. M. Meyers: Lemurs of Madagascar. 2nd edition. Conservation International, Washington DC 2006, ISBN 1-881173-88-7 (Conservation International tropical field guide series 1).
  • Ronald M. Nowak: Walker’s Mammals of the World. 6th edition. Johns Hopkins University Press, Baltimore MD 1999, ISBN 0-8018-5789-9.

Einzelnachweise

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  1. Nina Schwensow, Manfred Eberle and Simone Sommer: Compatibility counts: MHC-associated mate choice in a wild promiscuous primate. In: Proceedings of the Royal Society B, Band 275, Nummer 1634, 2008, S. 555–564, doi:10.1098/rspb.2007.1433
  2. a b c Scott Hotaling, Mary E. Foley, Nicolette M. Lawrence, Jose Bocanegra, Marina B. Blanco, Rodin Rasoloarison, Peter M. Kappeler, Meredith A. Barrett, Anne D. Yoder, David W. Weisrock. Species discovery and validation in a cryptic radiation of endangered primates: coalescent-based species delimitation in Madagascar’s mouse lemurs. Molecular Ecology, 2016; doi:10.1111/mec.13604.
  3. R. Mittermeier, J. Ganzhorn, W. Konstant, K. Glander, I. Tattersall, C. Groves, A. Rylands, A. Hapke, J. Ratsimbazafy, M. Mayor, E. Louis jr., Y. Rumpler, C. Schwitzer und R. Rasoloarison: Lemur Diversity in Madagascar. In: International Journal of Primatology 29 (2008), S. 1607–1656.
  4. a b c Rodin M. Rasoloarison, David W. Weisrock, Anne D. Yoder, Daniel Rakotondravony, Peter M. Kappeler: Two New Species of Mouse Lemurs (Cheirogaleidae: Microcebus) from Eastern Madagascar. In: International Journal of Primatology. 2013, S. 1–15, doi:10.1007/s10764-013-9672-1.
  5. a b c Louis Jr., E.; Engberg, S.; McGuire, S.; McCormick, M.; Randriamampionona, R.; Ranaivoarisoa, J.; Bailey, C.; Mittermeier, R. & Lei, R. (2008). Revision of the Mouse Lemurs, Microcebus (Primates, Lemuriformes), of Northern and Northwestern Madagascar with Descriptions of Two New Species at Montagne d’Ambre National Park and Antafondro Classified Forest. Primate Conservation 23 (1): 19–38. doi:10.1896/052.023.0103.
  6. Neue Primatenart auf Madagaskar entdeckt, „Gerp’s Mausmaki“ wurde anhand von DNA-Proben identifiziert
  7. Dominik Schüßler, Marina B. Blanco, Jordi Salmona, Jelmer Poelstra, Jean B. Andriambeloson, Alex Miller, Blanchard Randrianambinina, David W. Rasolofoson, Jasmin Mantilla‐Contreras, Lounès Chikhi, Edward E. Louis Jr., Anne D. Yoder and Ute Radespiel. 2020. Ecology and Morphology of Mouse Lemurs (Microcebus spp.) in A Hotspot of Microendemism in northeastern Madagascar, with the Description of A New Species. American Journal of Primatology. DOI: 10.1002/ajp.23180
  8. a b Stephanie Pappas: Tiny Lemur Twins Are 2 New Species. In: LiveScience. 26. März 2013, abgerufen am 26. März 2013.
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