Phenazon
Phenazon (früherer Markenname: Antipyrin) ist ein Pyrazolon-Derivat und wird in der Human- und Veterinärmedizin als Schmerzmittel (Analgetikum) und fiebersenkendes Mittel (Antipyretikum) eingesetzt.
Strukturformel | |||||||||||||||||||
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Allgemeines | |||||||||||||||||||
Freiname | Phenazon | ||||||||||||||||||
Andere Namen |
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Summenformel | C11H12N2O | ||||||||||||||||||
Kurzbeschreibung |
weißer Feststoff[1] | ||||||||||||||||||
Externe Identifikatoren/Datenbanken | |||||||||||||||||||
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Arzneistoffangaben | |||||||||||||||||||
ATC-Code | |||||||||||||||||||
Eigenschaften | |||||||||||||||||||
Molare Masse | 188,23 g·mol−1 | ||||||||||||||||||
Aggregatzustand |
fest | ||||||||||||||||||
Dichte | |||||||||||||||||||
Schmelzpunkt | |||||||||||||||||||
Siedepunkt |
319 °C (bei 230 hPa)[1] | ||||||||||||||||||
Löslichkeit |
sehr gut in Wasser (1700 g·l−1 bei 20 °C)[1] | ||||||||||||||||||
Sicherheitshinweise | |||||||||||||||||||
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Toxikologische Daten | |||||||||||||||||||
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa). |
Eigenschaften
BearbeitenPhenazon ist ein weißes, geruchloses, kristallines Pulver, das sich sehr gut in Wasser löst (1700 g/l bei 20 °C). Die Substanz schmilzt bei 111 bis 114 °C und siedet bei 319 °C. Bei weiterem Erhitzen tritt ab 360 °C Zersetzung ein.[1]
Verwendung
BearbeitenPhenazon ist ein Analgetikum aus der Gruppe der Pyrazolone. Es ist das älteste synthetische, schwach wirksame Analgetikum und besitzt außer seiner analgetischen auch eine fiebersenkende (antipyretische) Wirkung.
Geschichte
BearbeitenPhenazon wurde 1883 auf Anregung von Wilhelm Filehne durch Emil Fischers Assistenten Ludwig Knorr beim Versuch, ein im Vergleich zum fiebersenkenden Chinin nebenwirkungsärmeres Chinolinderivat zu finden,[3] erstmals synthetisiert. Das Pyrazolon Phenazon wurde von den Farbwerken Hoechst 1883 zum Patent angemeldet und anschließend unter dem Markennamen Antipyrin vermarktet. Die Arzneimittelsparte der Höchster Farbwerke[4] sowie letztlich die gesamte deutsche Pharmaindustrie[5] verdankt diesem Medikament ihren Aufstieg. Der Stoff wurde von Hoechst 1896 zum dreifach wirksameren Aminophenazon (Pyramidon) weiterentwickelt, welches nach damaligem Wissensstand auch weniger Nebenwirkungen hatte.[4] Seit 1978 ist Aminophenazon in Deutschland und der Schweiz allerdings aufgrund seiner Karzinogenität[6] in der Humanmedizin nicht mehr zugelassen. 1922 folgte mit dem Metamizol eine andere Weiterentwicklung des Phenazons durch Hoechst, 1933 mit Hoffmann-La Roches Propyphenazon (Saridon®, in Kombination mit Phenacetin, Pyrithyldion und Coffein) ein Wirkstoff, auf welche nach der Streichung des Aminophenazons verstärkt als Ersatz zurückgegriffen wurde. Phenazon als Ursubstanz wird bis heute in einigen wenigen Präparaten, wie zum Beispiel unter dem Markennamen Migräne-Kranit 500 mg durch Krewel Meuselbach, vermarktet.
Synthese
BearbeitenPhenazon kann ausgehend von Phenylhydrazin und Ethylacetoacetat synthetisiert werden. Nach der Kondensation der beiden Moleküle zum Pyrazolon erfolgt eine Methylierung mit Methyliodid oder Dimethylsulfat zum Phenazon.[7]
Handelsnamen
BearbeitenMonopräparate
Eu-Med (D), Migräne-Kranit 500 mg Tabletten / Suppositorien (D)
Kombinationspräparate
Coffo-Selt (A), Otalgan (D, A, CH), Otipax (CH), Otosan (CH), Otothricinol (CH)
Siehe auch
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Axel Schneider: Primum nil nocere – zur Nutzen-Risiko-Bewertung früher synthetischer Arzneistoffe. Dissertation, Universität Marburg, 2014.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c d e f g h Eintrag zu Phenazon in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 2. Januar 2024. (JavaScript erforderlich)
- ↑ Datenblatt Antipyrine bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 12. Mai 2017 (PDF).
- ↑ Doris Schwarzmann-Schafhauser: Antipyrin. In: Werner E. Gerabek u. a. (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin / New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 72.
- ↑ a b Ludwig Knorr (1859–1921). ( vom 21. Juli 2007 im Internet Archive) MDR: Geschichte Mitteldeutschlands
- ↑ Andreas Jehkul: Klinisch-pharmakologische Untersuchungen zur Pharmakodynamik und Pharmakokinetik von Codein und Propyphenazon an Probanden und Patienten. Dissertation, Universität Heidelberg 2002, S. 16 m.w.N., DNB 96615214x/34
- ↑ Aminophenazon. In: Lexikon der Biologie
- ↑ Kay Brune, Burkhard Hinz: The discovery and development of antiinflammatory drugs. In: Arthritis & Rheumatism. Band 50, Nr. 8, 2004, S. 2391–2399, doi:10.1002/art.20424.