Bahnstrecke Orbe–Chavornay

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Orbe–Chavornay
Die Bahnstrecke dient primär dem Güterverkehr.
Am 4/4 705 la Relève in Chavornay, 2024.
Die Bahnstrecke dient primär dem Güterverkehr.
Am 4/4 705 la Relève in Chavornay, 2024.
Strecke der Bahnstrecke Orbe–Chavornay
Streckennummer (BAV):211
Fahrplanfeld:211
Streckenlänge:3,898 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Stromsystem:700 Volt =
Maximale Neigung: 30 
von Lausanne
0,000 Chavornay (Keilbahnhof) 447 m ü. M.
nach Biel/Bienne
Canal d’Entreroches
Talent
Nozon
2,500 Les Granges (Orbe) 445 m ü. M.
Remise
3,500 St-Eloi 470 m ü. M.
Orbe
Grand Pont (9 m)
3,898 Orbe 473 m ü. M.
Depot und Werkstätte

Die Bahnstrecke Orbe–Chavornay des Transports Vallée de Joux–Yverdon-les-Bains–Ste-Croix (TRAVYS) ist eine normalspurige, von Anfang an elektrisch betriebene, Eisenbahnstrecke. Eröffnet im Jahre 1894 ist sie die erste elektrisch betriebenen Normalspurbahnstrecke in der Schweiz und gehörte bis 2008 den Usines de l’Orbe.

Die Usines de l’Orbe (UO) betrieben anfänglich während kurzer Zeit die Bahnstrecke unter dem eigenen Namen auf eigene Rechnung, lagerten dann aber das Eisenbahngeschäft an die eigene neu gegründete Tochtergesellschaft Orbe–Chavornay-Bahn (OC) französisch: Chemin de fer Orbe–Chavornay aus. Im Jahr 2008 wurde diese Tochtergesellschaft OC durch Fusion in das Unternehmen TRAVYS integriert und aufgelöst.

Geschichte

Ab 7. Mai 1855 fuhren die ersten Züge der Compagnie de l’Ouest Suisse von Bussigny-près-Lausanne nach Yverdon durch die Orbe-Ebene und hielten in Chavornay. Der etwa vier Kilometer abseits von Chavornay gelegene Bezirkshauptort Orbe aber hatte keinen Eisenbahnanschluss. Als sich dort die Industrie mit Mühlen und einer Nestlé-Fabrik vergrösserte, musste ein geeigneter Anschluss gefunden werden.

Usines de l’Orbe

Die Usines de l’Orbe waren ein vom 5. Februar 1892 bis zum 25. Mai 2012 bestehendes Unternehmen zur Elektrizitätserzeugung mit Wasserkraftwerken am Fluss Orbe, im Raum Orbe.[1] Die Firma wurde durch die VOé production in Vallorbe übernommen, womit die Wasserkraftkraftwerke im Raum Orbe–Vallorbe am Fluss Orbe in ein Unternehmen zusammengefasst wurden.[2]

Orbe–Chavornay-Bahn bis 2008

Am 17. April 1894 wurde die Stichbahn von Orbe nach Chavornay eröffnet. Da das Trassee vor dem Endbahnhof Orbe auf kurzer Distanz mit 30 Promille ansteigt, und der Eigentümer selbst Strom erzeugte, wurde die elektrische Traktion gewählt. Man wählte Gleichspannung mit 600, später 700 Volt. Die anfänglich vorhandenen zwei Triebwagen Ce 2/2 und CFe 2/2 sowie der Gütertriebwagen Fe 2/2 bezogen ihren Strom zunächst mit Rollenstromabnehmern von der Fahrleitung, und ihre zwei Motoren leisteten 70 Pferdestärken (51,5 kW). Der Personenverkehr war bescheiden, aber der starke Güterverkehr verlangte bald noch stärkere Triebfahrzeuge. 1902 beschaffte man daher einen doppelt so leistungsfähigen Gütertriebwagen, den Fe 2/2 32.

Am 1. Juni 2003 übernahm Travys die Geschäftsleitung und in der Folge die Aktien von den Usines de l’Orbe. Von diesen wird auch der Bahnstrom bezogen. Im Jahr 2008 wurde die Gesellschaft durch Fusion vollständig in das Unternehmen integriert.[3]

Transports Vallée de Joux–Yverdon-les-Bains–Ste-Croix ab 2008

Travys Em 3/3 3 vor Güterzug in Chavornay und PESA-Rangiertraktor im Hintergrund, 2017

Der einzige noch vorhandene Personentriebwagen, der Be 2/2, erlitt 2021 einen Schaden und konnte nicht mehr eingesetzt werden. Seit Juli 2022 wickelt Travys den Personenverkehr mit zwei von der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft übernommenen Triebwagen der Serie GT8-100C/2S ab, den Güterverkehr mit einer Elektrolokomotiven und drei Diesellokomotive.

Umstellung der Stromversorgung 2026

Im Jahr 2021 wollte Travys die Strecke von 700 Volt Gleichspannung auf 15 000 Volt 16,7 Hertz Wechselspannung umstellen. Das Projekt verzögerte sich jedoch durch mehrere Rekurse.

Im Zusammenhang mit der Umstellung der Stromversorgung wird die Strecke so in den Bahnhof Chavornay eingebunden, dass direkte Züge des RER Vaud von Lausanne nach Orbe verkehren können. Dazu wird sie auf etwa einem Kilometer neu trassiert und zweigleisig ausgebaut. Die Stationen Les Granges, St-Eloi und Orbe erhalten 110 Meter lange Perrons. Die Bauarbeiten beginnen im Sommer 2024 und dauern bis Ende 2026.[4]

Infrastruktur

In Orbe befinden sich ein Depot und eine Werkstätte, in Les Granges (Orbe) eine einfache Remise.

Fahrzeuge

Diese Liste ist nicht aktuell, es fehlen die aktuellen Diesellokomotiven und die kurzzeitig vorhandenen SBB Em 3/3.

Von der OC beziehungsweise Travys eingesetzte Fahrzeuge

Personen- sowie Personen- und Gepäcktriebwagen

Personenwagen

  • C2 12 (1894), ehemals C 21, 1980 verkauft an Rive-Bleue Express, nach dessen Liquidation 2005 an den Verein Historische Mittel-Thurgau-Bahn (VHMThB) abgegeben
  • C2 21 (1894) 1980 verkauft an Rive-Bleue Express, 2005 an Verein Historische Mittel-Thurgau-Bahn, Weiterverkauf an Privat, abgestellt seit ca. 2014 im Locorama Romanshorn, desolater Zustand
  • C2 22 und C2 23 (1895/1862), ehemals SBB A 251 und 253, ehemals Jura-Simplon-Bahn A 11 und 13, 1958 abgebrochen
  • C2 24 (Umbau 1918), ehemals Ce 2/2 1 (1894), 1980 verkauft an Rive-Bleue Express, nach dessen Liquidation 2005 an den Verein Historische Mittel-Thurgau-Bahn abgegeben, Weiterverkauf an Privat, abgestellt seit ca. 2014 im Locorama Romanshorn, desolater Zustand
  • C2 25 (1892/1950), ehemals SiTB C 22, 1986 verkauft an Rive-Bleue Express, nach dessen Liquidation 2005 an die Zürcher Museums-Bahn (ZMB) abgegeben
  • Br4 26 (1955/1987/1994), ehemals B 26, ehemals SBB B 20-33 024, ehemals SBB 5937, 2007 Verkauf an Verein RVT-Historique

Steuerwagen

  • Bt 51 La Sihl (1960/2006), ehemals Sihltal-Zürich-Uetliberg-Bahn Bt 912, ursprünglich Uetlibergbahn Bt 17

Gütertriebwagen und Rangierlokomotiven

  • Fe 2/2 31 (1894), ehemals Fe 2/2 1, 1947 abgebrochen
  • De 2/2 32 (1902) SWS / MFO, 2020 an WAGI Museum Schlieren.
  • De 2/2 33 (1921) SWS / MFO, 1987 verkauft an Rive-Bleue Express (REB), Einsatz auf einem Abschnitt der Tonkin-Linie, dort Packwagen, 2006 nach Achsschaden bei Überführungsfahrt zum neuen Besitzer der Zürcher Museums-Bahn (ZMB) abgebrochen
  • Ee 2/2 1–2 (1970), Elektrolokomotive (vorgesehene Nummern Ee 927 601 und Ee 927 602)
  • Em 3/3 3 (1985) Henschel DHG 700 C, Diesellokomotive (vorgesehene Nummer Em 837 603), Em 98 85 5837 803-6 CH-TVYS, Fabriknummer: 32724
  • Am 4/4 706 (2004) Vossloh G 1000 BB, Diesellokomotive (vorgesehene Nummer Am 842 705-6), Am 98 85 5842 705-6 CH-TVYS, Fabriknummer: 5001533, 2016 von der 2015 stillgelegten Raffinerie Collombey (Tamoil RSO Services) übernommen
  • Em 4/4[6] 601 (1960) Brissonneau & Lotz, Diesellokomotive, Em 92 85 8846 601-3 CH-TVYS, ehemals Scheuchzer Em 4/4 80 8597 70 002-6 Gazelle, ehemals SBB Em 4/4 1110, ursprünglich Bassin du Nord et du Pas-de-Calais
  • Tm 238 305 (1965) Raco, 2000 von der Pont–Brassus-Bahn (PR) übernommen, 2006 Transfer unter der TRAVYS auf die Bahnstrecke Orbe–Chavornay, ursprünglich SBB Tm I 328

Dienstfahrzeuge

  • X2 41 (1902), Lore für die Schneeräumung
  • X2 42 (1948), Lore für Unkrautvertilgung
  • X3 43 (1910/1970/1997), Begleitwagen zu Br 26, ehemals SBB-Mannschaftswagen (Rottenküche) X 40 85 96 32 237-5, ehemals SBB 95564

Von den anschliessenden Industrieunternehmen eingesetzte Fahrzeuge

PESA Zabett, 2017

Port-franc et Entrepôts de Lausanne-Chavornay (PESA), Chavornay

Die Firma PESA ist ein Logistikdienstleister. Sie hat Lagerhäusern die auch als Zollfreilager genutzt werden und bietet für den nationalen wie auch internationalen Transport von Gütern Dienstleistungen an, inklusive Verzollung.[7] Am Standort der PESA in Chavornay gibt es eine Schweizerische Inlandzollstelle.[8]

  • Tm 237 962-6 Zabett (1990) Schöma, Tm 98 85 5237 962-6 CH-TVYS diesel-hydraulische Werklokomotive, 2000 von Lipton-SAIS, Horn. Unterhalt durch die Werkstädte der OC beziehungsweise Travys in Orbe.[9]

Literatur

  • Peter Willen: Lokomotiven der Schweiz, Normalspur Triebfahrzeuge. 3. Auflage, Orell Füssli Verlag, Zürich 1975, ISBN 3-280-00800-X
  • Michel Dehanne, Michel Grandguillaume, Gérald Hadorn, Sébastien Jarne, Anette Rochaix und Jean-Louis Rochaix: Voies normales privées du pays du Vaud. BVA, Lausanne, 1997, ISBN 2-88125-010-6
  • Michel Dehanne, Michel Grandguillaume, Gérald Hadorn, Sébastien Jarne, Anette Rochaix und Jean-Louis Rochaix: Chemins de fer privés vaudois 1873–2000. La Raillère, Belmont 2000, ISBN 2-88125-011-8.
  • Jean-Louis Rochaix, Sébastien Jarne, Gérald Hadorn, Michel Grandguillaume, Michel Dehanne und Anette Rochaix: Chemins de fer privés vaudois 2000–2009, 10 ans de modernisation. La Raillère, Belmont 2009, ISBN 978-2-88125-012-5.
  • Hans G. Wägli: Schienennetz Schweiz Bahnprofil Schweiz CH+, in Schuber. AS Verlag, Zürich, 2010, ISBN 978-3-909111-74-9
Commons: Bahnstrecke Orbe–Chavornay – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Usines de l'Orbe, im zentralen Firmenregister der Schweiz, abgerufen am 6. September 2024.
  2. VOé production, im zentralen Firmenregister der Schweiz, abgerufen am 6. September 2024.
  3. Orbe–Chavornay-Bahn im zentralen Firmenregister der Schweiz, abgerufen am 6. September 2024.
  4. Mathias Rellstab: Gründes Licht für Orbe – Chavornay. In: Schweizer Eisenbahn-Revue. Nr. 4/2024, S. 150.
  5. Bilder der Überführung am 10. Juni 2022
  6. Fahrzeugnummer 92 85 8846 601-3, im Eisenbahn-Fahrzeugregister vom Bundesamt für Verkehr (BAV), abgerufen am 7. September 2024.
  7. Port-franc et Entrepôts de Lausanne-Chavornay (PESA)], im zentralen Firmenregister der Schweiz, abgerufen am 6. September 2024.
  8. Dienststelle Chavornay, Douane Ouest - Chavornay, in Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG), abgerufen am 7. September 2024.
  9. Zabett in Bahnhof Orbe am 26. April 2006 in igschieneschweiz.stadtbilder.de, abgerufen am 6. September 2024.