Lindener Turm

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Ehemalige Windmühle auf dem Lindener Berg. Heute Gaststätte (Situation vor dem Brand vom November 2019).

Die Lindener Windmühle in Hannover,[1] auch Lindener Turm genannt,[2] ist eine denkmalgeschützte ehemalige Windmühle auf dem Lindener Berg, die auf einen im Mittelalter errichteten Wartturm aufsetzt.[3] Sie ist das älteste erhaltene Bauwerk Lindens.[3]

Die Mühle steht in rund 90 Metern Höhe auf dem Lindener Berg als „Hausberg“ Hannovers, hat die Adresse Am Lindener Berge 29 und 29a im Hannoverschen Stadtteil Linden-Mitte[4] und wird mittlerweile als Gaststätte mit Biergarten genutzt.[4]

Nur wenige Jahre nach dem Umbau zur Mühle nahm der Verleger Caspar Merian die Lindener Windmühle zum Point de vue seines Merian-KupferstichesF. F. B. L. Statt Hannover“;
1654 gemeinsam mit Conrad Buno geschaffen
Die bauliche Situation um die Windmühle mit einer Projektion des Küchengarten-Pavillons (links) in die Ummauerung des Lindener Bergfriedhofs;
monochrome Lithographie von Ludwig Hemmer im Verlag August Harre & Co., um 1911

Nachdem sich die Marktsiedlung Hannover im 14. Jahrhundert mit einer Landwehr als Teil der Stadtbefestigung Hannovers gegen feindliche Überfälle gesichert hatte, bauten die Menschen im Jahr 1392 auf der kahlen Kuppe des Lindener Berges als Teil der hannoverschen Landwehr eine Warte, von der aus sie die Zufahrtsstraßen nach Hannover überblicken konnten.[3] Mit dem im Steinbruch des Berges gebrochenen Kalkstein wurde ein Wartturm errichtet, der den Bewohnern am Fuße des Lindener Berges für mehr als ein Viertel Jahrtausend eine höhere Sicherheit versprach.[4]

Nach dem Dreißigjährigen Krieg[3] verfügte 1651 der Landesherr, Herzog Georg Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg, den alten Turm zu einer seinerzeit modernen Holländerwindmühle mit einem drehbaren Oberteil umbauen zu lassen. Die Mühle ersparte den Bauern der umliegenden Orte den Weg zur Calenberger Mühle bei Schulenburg.[5] Anschließend befahl der Herzog seinen Untertanen im Kirchspiel von Limmer sowie in den Dörfern Letter und Harenberg, ihr Getreide nun in der Zwangsmühle in Linden mahlen zu lassen. Dies führte allerdings zu Beschwerden des durch das Amt Blumenau beschäftigten – amtlichen – Müllers der Wassermühle Blumenau,[6] im Calenberger Land,[3] der in der Folge nun wesentlicher Teile seines bisherigen Einkommens verlustig ging.[6]

Im Zuge der Industrialisierung des Königreichs Hannover wurde die bisher im Eigentum des Staates stehende Windmühle auf dem Lindener Berg 1854 privatisiert. Erst zur Zeit der Weimarer Republik wurde der Mühlenbetrieb 1927 eingestellt.[3]

Der Turm nach dem Brand, 2019

Im November 2019 kam es infolge eines technischen Defekts an der Beleuchtung zu einem Brand am Turm, bei dem eine äußere Balustrade aus Holz abbrannte.[7] Die Feuerwehr verhinderte ein Übergreifen des Brandes auf das historische Bauwerk[8], dessen Statik durch das Feuer nicht geschädigt wurde.[9]

Commons: Lindener Windmühle (Hannover) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Helmut Zimmermann: Mühlen. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 450f.
  2. Vergleiche beispielsweise die Beschriftung auf dem Foto
  3. a b c d e f Ilse Rüttgerodt-Riechmann: Lindener Berg. In: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Stadt Hannover, Teil 2, Bd. 10.2, hrsg. von Hans-Herbert Möller, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Institut für Denkmalpflege, Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig 1985, ISBN 3-528-06208-8, S. 118f.; sowie Linden-Mitte im Addendum: Verzeichnis der Baudenkmale gem. § 4 (NDSchG) (ausgenommen Baudenkmale der archäologischen Denkmalpflege), Stand: 1. Juli 1985, Stadt Hannover, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Veröffentlichungen des Instituts für Denkmalpflege, S. 22f.
  4. a b c Helmut Knocke, Hugo Thielen: Am Lindener Berge, in Dirk Böttcher, Klaus Mlynek (Hrsg.): Hannover. Kunst- und Kultur-Lexikon, Neuausgabe, 4., aktualisierte und erweiterte Auflage, Springe: zu Klampen, 2007, ISBN 978-3-934920-53-8, S. 81
  5. Carl-Hans Hauptmeyer: 1636–1802. in: Hannover Chronik: von den Anfängen bis zur Gegenwart : Zahlen, Daten, Fakten. S. 52 (Google Books). Herausgeber: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein. Schlütersche, 1991, abgerufen am 7. Februar 2017.
  6. a b Helmut Zimmermann: Die Windmühle von Limmer. In: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge, Band 50 (1996), S. 259–274; hier: S. 259
  7. Defekte Beleuchtung löste Brand am Lindener Turm in Hannover aus in Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 25. November 2019
  8. Brand am Lindener Turm: Betreiber suchen dringend Handwerker in Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 24. November 2019
  9. Biergarten „Lindener Turm“ teilweise abgebrannt bei ndr.de vom 24. November 2019

Koordinaten: 52° 21′ 43,4″ N, 9° 42′ 18,9″ O