Marcus Iunianus Iustinus

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Eine Seite der Epitoma historiarum Philippicarum in der Handschrift Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana, Plut. 66.21, fol. 1r (spätes 11. Jahrhundert)

Marcus Iunianus Iustinus, auch als Justinus oder Justin bezeichnet, war ein römischer Geschichtsschreiber. Wann er lebte, ist nicht genau bekannt. Meist wird das 2. oder 3. Jahrhundert angenommen, wenngleich andere Forscher auch die Zeit um 390 in Erwägung ziehen (so etwa Ronald Syme).[1]

Der Beginn einer italienischen Übersetzung der Epitoma historiarum Philippicarum in einer Inkunabel von 1477

Von seiner Lebensgeschichte ist nichts bekannt, außer (wie aus dem Vorwort seines Werks hervorgeht) dass er nicht aus Rom selbst stammte, aber sich einige Zeit dort aufhielt. Er ist der Autor eines historischen Werks in lateinischer Sprache (Epitoma historiarum Philippicarum beziehungsweise Historiarum Philippicarum libri XLIV), das 44 Bücher umfasst und nach seiner Aussage im Vorwort eine Sammlung der wichtigsten Passagen der umfangreichen Historiae Philippicae des Pompeius Trogus aus der Zeit des Kaisers Augustus sei.

Das Werk des Trogus ist verloren, aber die prologi oder Zusammenfassungen des Textes durch Plinius den Älteren und andere sind erhalten geblieben. Das Hauptthema bei Trogus war der Aufstieg und Fall der verschiedenen Großreiche. In der Forschung ist eine Kernfrage, wie weit Iustinus in seiner „Blütenlese“ von dem Originalmaterial abwich und eigene Positionen einfügte.[2] Sicherlich kürzte er aber die Darstellung des Trogus bzw. fasste mehrere Passagen zusammen. Das Werk des Iustinus, das nur etwa ein Sechstel bis ein Zehntel so umfangreich wie das Werk des Trogus ist, richtete sich wohl an ein Publikum, das auch Interesse an nicht-römischer Geschichte hatte. Es sollte offenbar einen ähnlichen Zweck erfüllen wie die Livius-Epitome des Florus, nämlich ein umfangreiches Werk (wie das des Trogus) den Lesern besser zugänglich zu machen bzw. ihnen einen raschen Einblick in das Thema zu verschaffen.[3]

Obwohl bei Iustinus aus heutiger Sicht häufig sachliche Fehler festzustellen sind (unter anderem aufgrund chronologischer Fehler und starker Kürzungs- und Selektionsvorgänge) und er weniger Historiker als vielmehr rhetorisch interessierter Autor war,[4] enthält sein Werk durchaus mehrere wertvolle Informationen. Der Sprachstil ist größtenteils klar und leicht verständlich, zuweilen auf Kosten der Darstellung komplexerer Zusammenhänge. Sprachlich orientierte sich Iustinus wohl teilweise an Livius.[5]

Das Werk wurde im Mittelalter viel benutzt, als der Autor manchmal mit Justin dem Märtyrer verwechselt wurde. Erstmals im Druck veröffentlicht wurde die Epitome ca. 1470 in Rom und Venedig.

  • Otto Seel (Übers.): Pompeius Trogus. Weltgeschichte von den Anfängen bis Augustus. Zürich 1972.
  • John C. Yardley, Waldemar Heckel: Justin: Epitome of the Philippic History of Pompeius Trogus. Vol. I, Books 11–12: Alexander the Great. Oxford 1997.
  • Peter Emberger, Günter Laser: Justin. Römische Weltgeschichte. Zwei Bände. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2015–2016.
  • Dagmar Hofmann: Griechische Weltgeschichte auf Latein. Iustins Epitoma historiarum Pompei Trogi und die Geschichtskonzeption des Pompeius Trogus (= Hermes Einzelschriften 114). Steiner, Stuttgart 2018.
  • Otto Seel: Eine römische Weltgeschichte. Studien zum Text der Epitome des Iustinus und zur Historik des Pompejus Trogus. H. Carl, Nürnberg 1972 (Erlanger Beiträge zur Sprach- und Kunstwissenschaft 39, ISSN 0425-2268).
  • Ronald Syme: The Date of Justin and the Discovery of Trogus. In: Historia. 37, 3, 1988, S. 358–371.
  • John C. Yardley: Justin and Pompeius Trogus. A Study of the Language of Justin’s „Epitome“ of Trogus. University of Toronto Press, Toronto u. a. 2003, ISBN 0-8020-8766-3 (Phoenix. Supplementary Volume 41).
  • John C. Yardley: What is Justin doing with Trogus? In: Marietta Horster, Christiane Reitz (Hrsg.): Condensing Texts – Condensed Texts. Stuttgart 2010, S. 469–490.
Wikisource: Marcus Iunianus Iustinus – Quellen und Volltexte (Latein)
  1. Ronald Syme: The Date of Justin and the Discovery of Trogus. In: Historia 37 (1988), S. 358–371. Yardley und Heckel (Justin: Epitome of the Philippic History of Pompeius Trogus, S. 11f.) halten wie viele andere Forscher an einer früheren Datierung fest. Allerdings sind im Werk Justins durchaus sprachliche Anklänge greifbar, die auf das spätantike Latein hindeuten, siehe die Stichproben bei Yardley, Justin and Pompeius Trogus, S. 121, 123, 125, 138 und 144.
  2. Vgl. Yardley und Heckel: Justin: Epitome of the Philippic History of Pompeius Trogus, S. 11.
  3. Zur vermutlichen Intention des Iustinus vgl. Yardley und Heckel: Justin: Epitome of the Philippic History of Pompeius Trogus, S. 15ff.
  4. Yardley und Heckel (Justin: Epitome of the Philippic History of Pompeius Trogus, S. 17) bezeichnen ihn als keinen guten Historiker (In short, he is not a good historian …) und schließen sich eher der Forschungsmeinung an, er sei more orator than historian gewesen.
  5. Yardley und Heckel: Justin: Epitome of the Philippic History of Pompeius Trogus, S. 13.