Neesbach

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Neesbach
Gemeinde Hünfelden
Koordinaten: 50° 20′ N, 8° 9′ OKoordinaten: 50° 19′ 47″ N, 8° 9′ 14″ O
Höhe: 175 m ü. NHN
Fläche: 4,5 km²[1]
Einwohner: 761 (1. Jan. 2019)[2]
Bevölkerungsdichte: 169 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Oktober 1971
Postleitzahl: 65597
Vorwahl: 06438

Neesbach ist der kleinste Ortsteil der Gemeinde Hünfelden im mittelhessischen Landkreis Limburg-Weilburg.

Die Neesbacher Gemarkung beschreibt eine längliche, in Südwest-Nordost-Richtung gestreckte Vierecksform mit langgezogener Spitze nach Süden. Im Nordosten grenzt sie an Werschau und nachfolgend im Uhrzeigersinn an die Hünfeldener Ortsteile Dauborn, Kirberg, Heringen und Nauheim.

Die Gemarkung besteht fast ausschließlich aus landwirtschaftlich genutzter Fläche. Rund 500 Meter südwestlich des Orts verläuft die Bundesstraße 417. Die Landschaft weist nur geringe Höhenunterschiede auf, wobei sie von Südwest nach Nordost vom leicht eingeschnittenen Tal des in den Wörsbach mündenden Neesbachs durchzogen wird, in dem auch der als Straßendorf geformte Ort liegt.

Die Neesbacher Kirche

Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Neesbach erfolgte unter dem Namen Neistinbach in der Zeit 750–779 im Codex Eberhardi.[1] Damals wurde das Dorf von einer Gräfin Adeltrud dem Kloster Fulda geschenkt. Bei Ausgrabungen auf dem Friedhof wurden Bestattungsstätten entdeckt, die auf die Merowinger- oder Karolingerzeit hindeuten. Entscheidend für die Gründung dürfte die Lage im Begegnungsbereich von Hünerstraße und Hessenstraße gewesen sein. Letztere verlief durch den Ort.

Im Jahr 1129 befand sich Neesbach im Besitz des Stifts Limburg, dem sämtliche Einwohner hörig waren. Für 1363 ist ein Kirchenbann verbürgt, weil die Neesbacher sich aus dieser Verbindung zum Stift lösen wollten.

Im Jahr 1607 wurde der Ort durch die Pest nahezu komplett entvölkert. Auch während des Dreißigjährigen Krieges wurde Neesbach nicht verschont.

Kirchlich war Neesbach der Kirche des inzwischen wüsten Orts Bergen (heute in der Gemarkung Werschau) zugeordnet. Eine eigene Kapelle im Ort wird erstmals 1339 genannt. Im Jahr 1571 wurden der Nachbarort Nauheim und Neesbach aus der Pfarrei gelöst und Neesbach wurde seelsorgerisch vom Nauheimer Pfarrer betreut. Im Jahr 1711 wurde die barocke Johannes-Kirche an der Stelle der alten Kirche errichtet, die zuletzt ebenfalls Johannes geweiht war. Das Gebäude wurde dem Vorbild des Gotteshauses im benachbarten Nauheim nachempfunden. Auch die Innenausmalung in beiden Kirchen ähnelte sich stark. Im Jahr 1975 wurden bei der Restaurierung dieser Kirche kulturhistorisch wertvolle Gemälde freigelegt. Die Wiederherstellung dieser nur noch teilweise vorhandenen Gemälde kostete damals 365.500 DM.

Im Jahr 1717 entstand ein Rathaus, das zugleich als Backhaus und Schulgebäude diente. 1756 folgte ein Schulhaus.

Wie in allen evangelischen Ortsteilen Hünfeldens fand die NSDAP schon früh eine große Anhängerschaft im bäuerlich geprägten Neesbach. So erzielte die NSDAP, insbesondere durch die Popularität des Jakob Sprengers[3], bei der Reichstagswahl am 14. September 1930 92,7 % der Stimmen, während sie im gesamten Reich nur 18,3 % der Stimmen errang.

Dort, wo während des Zweiten Weltkrieges die Baracken der Flüchtlinge standen, entstand 1968 eine Mehrzweckhalle. Im Jahr 1973 wurde ein neuer Sportplatz angelegt.

Die ältesten Angaben über die Größe des Orts stammen aus dem Jahr 1512. Damals waren acht Männer (vermutlich nur wohlhabendere Bauern) mit 18 Pferden verzeichnet. Während einer Pestepidemie 1607 wurden aus dem Ort 80 Tote gemeldet. 1647, am Ende des Dreißigjährigen Krieges, sind acht Haushalte aufgeführt. Im Jahr 1746 wurden 194 Einwohner erfasst und im Jahr 1810 waren es 307 Einwohner.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Zum 1. Oktober 1971 fusionierte Neesbach im Zuge der Gebietsreform in Hessen mit sechs weiteren bis dahin selbständigen Gemeinden freiwillig zur neuen Gemeinde Hünfelden.[4][5] Für die ehemals eigenständigen Gemeinden von Hünfeld wurde je ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[6]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Herrschaftsgebiete und Staaten, in denen Neesbach lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][7]

Einwohnerentwicklung

Neesbach: Einwohnerzahlen von 1746 bis 2018
Jahr  Einwohner
1746
  
194
1800
  
?
1834
  
446
1840
  
469
1846
  
487
1852
  
504
1858
  
493
1864
  
497
1871
  
455
1875
  
441
1885
  
489
1895
  
468
1905
  
420
1910
  
423
1925
  
430
1939
  
398
1946
  
589
1950
  
573
1956
  
527
1961
  
514
1967
  
550
1970
  
528
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2008
  
805
2011
  
765
2018
  
761
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [1]; nach 1970: Gemeinde Hünfelden[8][2]

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Neesbach 765 Einwohner. Darunter waren 15 (2,0 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 135 Einwohner unter 18 Jahren, 333 zwischen 18 und 49, 159 zwischen 50 und 64 und 135 Einwohner waren älter.[9] Die Einwohner lebten in 300 Haushalten. Davon waren 57 Singlehaushalte, 108 Paare ohne Kinder und 108 Paare mit Kindern, sowie 24 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 60 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 213 Haushaltungen lebten keine Senioren.[9]

Historische Religionszugehörigkeit

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Die zwei größten Vereine im Ort sind die im Jahr 1934 gegründete Freiwillige Feuerwehr Neesbach (seit 1. April 1972 mit Jugendfeuerwehr und seit 30. Oktober 2009 mit Kinderfeuerwehr) und der Turn- und Sportverein. Der Männergesangverein Frohsinn wurde 1860 gegründet und ist damit der älteste Neesbacher Verein. Zudem existieren ein Landfrauenverein, eine Ortsgruppe des VdK und ein Wanderverein.

Regelmäßige Veranstaltungen

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Die Kirmes wird jedes Jahr am dritten Wochenende im Juli gefeiert.

Kulturdenkmäler

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In Neesbach sorgt die Freiwillige Feuerwehr Neesbach, gegr. 1934 (seit 1. April 1972 mit ihrer Jugendfeuerwehr und seit 30. Oktober 2009 mit ihrer Kinderfeuerwehr), für den abwehrenden Brandschutz und die allgemeine Hilfe.

Commons: Neesbach – Sammlung von Bildern

Anmerkungen und Einzelnachweise

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Anmerkungen

  1. Das Herzogtum Nassau war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Ein Staatenbund ehemaliger Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Er gilt als Vorläufer des Deutschen Reichs.
  2. Justizamt Limburg bis 1854.
  3. Der Norddeutsche Bund war der erste deutsche Bundesstaat unter der Führung Preußens. Er war die geschichtliche Vorstufe des Deutschen Reichs.
  4. Endgültige Trennung zwischen Justiz (Amtsgericht Limburg a. d. Lahn) und Verwaltung.
  5. Am 1. Oktober 1971 als Ortsbezirk zur Gemeinde Hünfelden.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Neesbach, Landkreis Limburg-Weilburg. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 24. Mai 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b Statistiken – Einwohner der Ortsteile. In: Webauftritt. Gemeinde Hünfelden, abgerufen am 31. Dezember 2021.
  3. Stephanie Zibell, Jakob Sprenger: (1884–1945). NS-Gauleiter und Reichsstatthalter in Hessen. Quellen und Forschungen zur Hessischen Geschichte Bd. 121, Darmstadt: Hessische Historische Kommission Darmstadt und Historische Kommission für Hessen 1999
  4. Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen von Gemeinden vom 15. September 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 39, S. 1603, Punkt 1320; Abs. 11. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 9,2 MB]).
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 369 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  6. Hauptsatzung. (PDF; 135 kB) § 5. In: Webauftritt. Gemeinde Hünfelden, abgerufen im Januar 2021.
  7. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  8. Bürgerbroschüre. (PDF; 15,7 MB) In: Webauftritt. Gemeinde Hünfelden, 2012, S. 39, archiviert vom Original; abgerufen im Februar 2019.
  9. a b Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 20 und 60, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.