
Plakat-Aktion 1971
»Würden Sie dieser Frau ein Zimmer vermieten?«
(Dürers Mutter)

Basel, Demo, 1998
»Der Aktionär ist das größte Säugetier« |
Biografie Klaus Staeck
28. Februar 1938
geboren in Pulsnitz/Kreis Kamenz bei Dresden geboren
1939-56
aufgewachsen in der Industriestadt Bitterfeld (Bezirk Halle/ Saale)
1956
unmittelbar nach dem Abitur Übersiedlung nach Heidelberg
1957
da in der Bundesrepublik die DDR-Reifezeugnisse nicht anerkannt wurden,
Wiederholung am Bunsen-Gymnasium in Heidelberg, anschließend Bauhilfsarbeiter
1957-62
Jura-Studium in Heidelberg, Hamburg und Berlin
1960
erste Postkarten, erste Ausstellung im Heidelberger Haus Bühl, veranstaltet
vom AStA der Universität, seit 1960 Plakate und Flugblätter
für den AStA und andere studentische Gruppen
seit 1. April Mitglied der SPD
1962
Referendarexamen; anschließend Referendardienst in Weinheim, Heidelberg,
Mannheim, Karlsruhe und Pforzheim
1963
nach der Organisation eines Studentenaustausches zwischen den Universitäten
Heidelberg und Leipzig erste Besuche vom Verfassungsschutz, weil die damalige
Bundesregierung zwar verbal für Ostkontakte eintrat, jede praktische
Betätigung auf diesem Gebiet aber verfolgte
1964
erste Holzschnitte (bis 1967)
1965
Gründung des Produzentenverlags Edition Tangente
(jetzt: Edition Staeck)
1967
Kandidatur für den Heidelberger Stadtrat auf der Liste der SPD, Mitglied
des Kreisvorstandes der Heidelberger SPD und der Jungsozialisten
1967 bis 1969
Kunsttutor der Studentenhochhäuser am Klausenpfad
1968
erste gemeinsame Arbeit mit Joseph Beuys
1969
Assessorexamen in Stuttgart, Zulassung als Rechtsanwalt in Heidelberg
und Mannheim
Kulturfestival »intermedia '69« mit Jochen Götze in Heidelberg
1970
1. Zille-Preis für sozialkritische Grafik in Berlin
Mitbegründer der IKI (Internationale Kunst- und Informationsmesse)
Düsseldorf/Köln (heute: Art Cologne)
Beginn der Zusammenarbeit mit Gerhard Steidl
1971
Aufruf gegen die Exklusivität des Kölner Kunstmarkts (mit Joseph
Beuys und Erwin Heerich), erste Plakataktion zum Dürer-Jahr in Nürnberg
(»Würden Sie dieser Frau ein Zimmer vermieten?«)
Gastdozentur an der Gesamthochschule Kassel
Teilnahme an der »experimenta 4« in Frankfurt
1972
kreiert das »Deutsche Kunstsiegel«
produziert im Bundestagswahlkampf etwa 1 Million Plakate, Postkarten und
Aufkleber, das Plakat »Deutsche Arbeiter! Die SPD will euch eure
Villen im Tessin wegnehmen« erscheint allein in einer Auflage von
70.000 Exemplaren, er wird von der CDU in die ersten Prozesse verwickelt
(inzwischen ist 40-mal vergeblich versucht worden, ein Plakat verbieten
zu lassen)
1973
Vorsitzender des mit Joseph Beuys gegründeten Vereins »Freie
Hochschule für Kreativität und interdisziplinäre Forschung«
Lehrauftrag an der Universität Gießen – Fachbereich Kunsterziehung
1974
im November kommt es anlässlich einer Ausstellung im Londoner Institute
of Contemporary Art (ICA) unter Beteiligung des Goethe-Instituts im Rahmen
des Deutschen Monats zu einem Eklat, als ein CSU-Abgeordneter gegenüber
Bundesaußenminister Genscher Anstoß nimmt, worauf Genscher
die Ausstellung der Staeck-Plakate nachträglich offiziell mißbilligt,
breite Solidarität mit Staeck, als sich Heinrich Böll für
ihn einsetzt
1976
am 30. März kommt es zum »Bonner Bildersturm«, als aufgebrachte
»Abgeordnete der CDU/CSU unter Führung des späteren Bundestagspräsidenten
Philipp Jenninger anlässlich einer Ausstellung von Staeck-Plakaten
in der Parlamentarischen Gesellschaft in Bonn einige Plakate von den Wänden
reißen. Der Vorgang wird in über 1.500 Presseberichten kommentiert,
über 100 Ausstellungen schließen sich an, dabei kommt es aber
auch zu über 50 Ausstellungsverhinderungen
Förderpreis der »Intergrafik« »Berlin (DDR)
1977
Bronzemedaille der Iba (Internationale Buchkunstausstellung Leipzig)
100 Tage auf der Kasseler documenta 6, Mitglied im Verband Deutscher Schriftsteller
in der IG Druck + Papier
1978 bis 1980
erste umfassende Retrospektive »Rückblick in Sachen Kunst und
Politik« in den Kunstvereinen Frankfurt und Heidelberg, Kongresshalle
Berlin, Künstlerhaus Wien, Haus der Jugend Graz, Rathaus Aarhus,
Kunstverein Hannover
1979
Kritikerpreis in Berlin und Goldmedaille der 4. Biennale für Fotomontage
in Grudziadz/Polen
Gründung der Bürgerinitiative »Aktion für mehr Demokratie«
1980
gegen heftigen CSU-Protest wieder Ausstellungen in den Goethe-Instituten
Marseille, Paris, Tel Aviv, Brüssel, New York, Chicago, San Francisco,
Montreal, Toronto, Buenos Aires, Amsterdam u. a.
1981
Beginn der Aktion »Wir schreiben nicht für Springer-Zeitungen«
mit Peter Rühmkorf, Günter Grass, Heinrich Böll und Walter
Jens
1. Preis der Internationalen Poster-Biennale in Lahti/Finnland
1981/1982
Gastprofessur an der GHS Universität Essen
1982
Teilnahme an der documenta 7, Mitglied im P.E.N.-Zentrum
1983
Mitglied im Beirat der Humanistischen Union
Großveranstaltung »Verteidigt die Republik« in der Essener
Gruga-Halle mit Heinrich Böll, Dieter Hildebrandt u.v.a.
1984
begleitet zusammen mit Joseph Beuys den Sprayer von Zürich, Harald
Naegeli, vor seinem Strafantritt an die Schweizer Grenze
1986
Preis der »3. Triennale Européenne de l'Affiche politique«
in Mons / Belgien, Ehrenmedaille der 11. Internationalen Grafik-Biennale
in Krakow/ Polen
seit 1986
Gastprofessor an der Kunstakademie Düsseldorf
1987
Teilnahme an der documenta 8
1988
Ausstellung in Moskau
1989/1990
Retrospektive in Bonn (NRW-Landeshaus), München (Stadtmuseum), Saarbrücken
(Städtische Galerie), Bitterfeld (Kreismuseum)
1990
Mitglied der Akademie der Künste zu Berlin
1991
Ausstellung in Madrid (Museum für zeitgenössische Kunst)
1992
Organisation der 3. Bitterfelder Konferenz zusammen mit Eugen Blume und
Christoph Tannert
während der documenta 9 Ausstellung im Container auf dem Kasseler
Friedrichsplatz
1994
Projekt FLAGGE ZEIGEN
1996
Gustav-Heinemann-Bürgerpreis
1998
Initiative »Raus aus dem Stau«; »euroVISIONEN«
zusammen mit Jack Lang in Berlin
1999
Kulturgroschen des Deutschen Kulturrates
2003
"Nicht in unserem Namen"
Internet-Aktion gegen den Irak-Krieg
seit 2004
Mitglied des Kultursenats des Landes Sachsen-Anhalt
2006
Wahl zum Präsidenten der Akademie der Künste
in Berlin
41mal wurde erfolglos versucht, Plakate und Postkarten juristisch verbieten zu lassen. |
Klaus Staeck
Ohne Auftrag – Unterwegs in Sachen Kunst und Politik

290 Seiten, mit zahlreichen farbigen Abbildungen,
in Leinen gebunden, mit Schutzumschlag, Steidl Verlag Göttingen, 2000
[Info und Bestellen]
Vor dreißig Jahren entwarf Klaus Staeck sein erstes Plakat –
Zeit für den Künstler, Bilanz zu ziehen, sich des Erreichten zu
vergewissern, Perspektiven für die Zukunft zu entwickeln. Staeck beschreibt
erstmals ausführlich seinen künstlerischen Werdegang und seine
politische Sozialisation. Zahlreiche Fotos von Staeck, die einzelne Lebenssituationen,
den Arbeitsprozess und verschiedenste Aktionen dokumentieren, wichtige Plakate
im Großformat und vielfältige weitere Bildmaterialien erlauben
zusammen mit dem Text einen umfassenden Blick auf das »Gesamtkunstwerk«
Klaus Staecks. |