Schönwiese, Ernst
- Lebensdaten
- 1905 – 1991
- Geburtsort
- Wien
- Sterbeort
- Wien
- Beruf/Funktion
- Dichter ; Übersetzer ; Rundfunkchef ; Verleger ; Schriftsteller ; Übersetzer ; Publizist ; Journalist
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 118610244 | OGND | VIAF: 7411302
- Namensvarianten
-
- Schönwiese, Ernst
- Schönwiese, Ernst
Vernetzte Angebote
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- * Deutsches Literaturarchiv Marbach - Kallías
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Literaturnachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Werknachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * musiconn - Für vernetzte Musikwissenschaft
- Index Theologicus (IxTheo)
- Personen im Wien Geschichte Wiki [2012-]
Verknüpfungen
Personen in der NDB Genealogie
Personen im NDB Artikel
Orte
Symbole auf der Karte
Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.
-
Schönwiese, Ernst
Dichter, Übersetzer, Rundfunk-Chef, * 6.1.1905 Wien, † 4.4.1991 Wien, ⚰ Wien, Zentralfriedhof, Ehrengrab, (katholisch)
-
Genealogie
V →Karl (1877–1952), Hauptschuldir. in W.;
M Anna Kerschbaum (1874–1960);
⚭ Wien →Hedwig Schwarz (1904–91), Sozialarb. in W.;
1 T →Susanne (* 1931), Schausp. -
Biographie
Nach dem Schulbesuch studierte S. Rechtswissenschaften, Germanistik und Philosophie an der Univ. Wien (1930 Dr. iur.). Sein frühzeitiges Interesse für Literatur wurde besonders durch „Die Fackel“ von Karl Kraus angeregt, der auch später starken Einfluß auf ihn ausübte. Lyrische Leitbilder waren neben Goethe v. a. →Rudolf Borchardt und Rudolf Alexander Schröder. 1928-38 Dozent und Leiter literarischer Fachgruppen an der Volkshochschule Leopoldstadt, leitete S. zudem ein kleines Theater im „Zentrum der Wiener Volkshochschulen“. 1935/36 gab er die Literaturzeitschrift „das silberboot“ heraus und gehörte 1936-38 neben →Robert Musil und →Hermann Broch zum „Blei-Kreis“ im Café Herrenhof. 1938 emigrierte S. nach Ungarn, wo er bei einer privaten Presseagentur angestellt war und sich mit der Mystik zu beschäftigen begann. 1945 kehrte er nach Salzburg zurück, wo er bis 1954 die Literaturabteilung der amerik. Sendergruppe „Rot-Weiß-Rot“ leitete. Zudem setzte er 1946-52 die Herausgeberschaft von „das silberboot“ fort und leitete den Silberboot Verlag in Salzburg. Während dieser Zeit dehnte S. seine Beschäftigung mit der Mystik über christl. und jüd. Ansätze hinaus auf die Traditionen aller Hochreligionen aus und studierte u. a. die Werke Leopold Zieglers, René Guénons und des Eranos-Kreises. 1954-71 fungierte er als Mitglied der Programmdirektion des Österr. Rundfunks in Wien, wo er für Literatur und Wissenschaft verantwortlich war. Angeregt durch einen mehrmonatigen Aufenthalt in den USA zu religionswissenschaftlichen Studien bei Garma Chang 1971, wandte er sich dem Zen und tantrischem Buddhismus sowie dem Taoismus zu.
S.s Tätigkeit als Dichter, für die er 1986 für den Literaturnobelpreis vorgeschlagen wurde, begann mit traditioneller, formstrenger Lyrik. Sein erster Band „Der siebenfarbige Bogen“ (1937) konnte erst 1947 erscheinen. Ein gewisses Aufbrechen der strengen romanischen Strophenformen zeigt der Band „Das unverlorene Paradies“ (1951), eine Gedichtfolge zu neun Steinzeichnungen von →Ernst Barlach, mit dem S. eine geistige Affinität verband. Mit „Baum und Träne“ (1962) trat die Wende zu Strukturformen der modernen Lyrik ein, die in den folgenden Bänden vom „Geheimnisvollen Ballspiel“ (1964) bis zu den „Antworten in der Vogelsprache“ (1987) beibehalten wurde.
Einen Namen machte sich S. auch als Literaturherausgeber, Essayist und Nachdichter engl., fläm., franz., span. und ungar. Lyrik. S.s Essay-Bände, von denen der letzte (Dichtung als Urwissen des Menschen, 1985) S.s Poetik enthält, gelten der Dichtung, seine Übertragungen von Essays aus anderen Sprachen religiöser Problematik. Wichtig ist darüber hinaus S.s Tätigkeit als Vermittler großer Literatur: Er erstellte Hörspielfassungen von Romanen und Dramen der Weltliteratur, führte Hörspielregie und verfaßte unzählige Funkessays. Von geringem Umfang, jedoch von höchster Qualität sind die kunstvolle Rahmen-Novelle „Regen im Tessin“. die von Robert Stauffer auch zu einem Hörspiel gestaltet wurde, und seine Aphorismen „Die Suche nach dem vergessenen Wort“ (beides in: Traum u. Verwandlung, hg. v. J. Strelka, 1961). Eine eingehendere Rezeption des religionsphilosophischen Werks steht noch aus.
-
Auszeichnungen
Julius Reich-Preis d. Univ. Wien (1937);
korr. Mitgl. d. Dt. Ak. f. Sprache u. Dichtung, Darmstadt (1956);
Prix Italia f. d. Regie v. Dürrenmatts Hörspiel „Abendstunde im Spätherbst“ (1958);
Präs. d. Österr. PEN-Clubs (1972–78);
Ehrenzeichen f. Wiss. u. Kunst (1977);
Sitz in d. Österr. Kunstkurie (1977). -
Werke
Weitere W Ges. Werke, hg. v. J. P. Strelka, 3 Bde., 2006/07;
– Lyrik:
Ausfahrt u. Wiederkehr, 1947;
Nacht u. Verheißung, 1947;
Das Bleibende, 1950;
Ein Requiem in Versen, 1953;
Stufen d. Herzens, 1956;
Der alte u. der junge Chronos, 1957;
Odysseus u. d. Alchimist, 1968;
Versunken in d. Traum, 1985;
– Nachdichtungen v. Lyrik:
H. Hensen, Zw. Verzweiflung u. Entzücken, o. J. [1979];
J. R. Jimenez, Falter aus Licht, 1979;
D. H. Lawrence, Der Atem d. Lebens, 1981;
– Essays:
Der Schriftst. u. d. Probleme seiner Zeit, 1975;
Lit. in Wien zw. 1930 u. 1980. 1980;
– Überss. v. Essays:
G. C. C. Chang, Mahamudra Fibel, 1979;
ders., Die Praxis des Zen, 1982;
ders., Die buddhist. Lehre v. d. Ganzheit d. Seins.,1989;
D. T. Suzuki, Ur Erfahrung u. Ur Wissen, 1983;
Wei Wu Wie, Die einfache Erkenntnis, 1994;
– Anthologien:
Patmos, Zwölf Lyriker, 1935;
L. Grabner, Ausgew. Gedichte, 1935;
Österr. Lyrik nach 1945, 1960;
Das zeitlose Wort, 1964 (mit J. P. Strelka);
Sinn u. Sinnbild, 1987;
– Hg. v. Werken
v. H. Grab, H. Broch, F. Bergammer, E. Waldinger, J. Windhager;
J. Urzidil, F. Blei, F. Werfel, A. Lernet Holenia, E. Steinwender u. I. Schreyer;
– Dok. film:
Hermann Broch, 1983;
| -
Nachlass
Nachlaß: Österr. Lit.ar-chiv in d. Nat.bibl. Wien: – Stimmporträt: Stimmen Archiv d. Library of Congress, Washington, D. C; –|Bibliogrr.: Personalbibliogrr. österr. Dichter; R. Rocek u. a. (Hg.), Weisheit d. Heiterkeit, 1978, S. 243-55 (P).
-
Literatur
J. P. Strelka, Rilke, Benn, S., 1960;
ders. (Hg.), E. S., Sein geist. Profil u. seine lit. Bedeutung, 1987;
ders., E. S., Werk u. Leben, 2005 (W, L, P);
R. Stauffer u. a. (Hg.), Aufruf z. Wende, FS f. S., 1965 (P);
R. Nitsche, Zur Typol. d. Einsamkeit, Nietzsche, Rilke, Benn, S., in: Forum, Jg. 1961, S. 328-31;
G. Mauch, in: K. Weissenberger (Hg.), Die dt. Lyrik v. 1945-1975, S. 153-63;
U. Weyrer, das silberboot, Zs. f. Lit., Hg. v. E. S., 1984;
Musil-Forum 10, Heft 1/2, Doppelh. als FS f. E. S., 1984;
J. Aller, Vivat Austria, 1985, S. 2-63;
W. Kraft, Österr. Lyriker v. Trakl bis Lubomirski, 1985, S. 25-40;
Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
Killy;
BHdE II;
Lex. österr. Exillit.;
Hdb. österr. Autoren jüd. Herkunft;
Hist. Lex. Wien. -
Porträts
Zeichnung v. E. v. Steiger, Abb. in: Welt u. Wort 7, 1952, H. 7, S. 233, u. v. A. Prasthan-Dachauer, 1983 (Sektion Burgenland d. Österr. PEN-Club);
Lebendmaske abgenommen v. N. N. Knauer, 1959 (Wien, Privatbes. J. P. Strelka);
Foto auf Briefmarke d. österr. Post. -
Autor/in
Joseph P. Strelka -
Zitierweise
Strelka, Joseph P., "Schönwiese, Ernst" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 426-427 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118610244.html#ndbcontent