Thomas, Adrienne (Pseudonym)
- Lebensdaten
- 1897 – 1980
- Geburtsort
- Sankt Avold/Mosel (Elsaß-Lothringen)
- Sterbeort
- Wien
- Beruf/Funktion
- Schriftstellerin ; Romanschriftstellerin
- Konfession
- -
- Normdaten
- GND: 117345563 | OGND | VIAF: 4968988
- Namensvarianten
-
- Lesser, Hertha (verheiratete)
- Strauch, Hertha (geborene)
- Strauch, Hertha Adrienne (geborene)
- Deutsch, Hertha (verheiratete)
- Theobald, Erika (Pseudonym)
- Thomas, Adrienne (Pseudonym)
- thomas, adrienne
- Lesser, Hertha (verheiratete)
- lesser, hertha
- Strauch, Hertha (geborene)
- strauch, hertha
- Strauch, Hertha Adrienne (geborene)
- strauch, hertha adrienne
- Deutsch, Hertha (verheiratete)
- deutsch, hertha
- Theobald, Erika (Pseudonym)
- theobald, erika
- Deutsch, Adrienne Hertha
- Deutsch, Hertha Adrienne
- Strauch, Adrienne
- Strauch, Adrienne Hertha
- Thomas-Deutsch, Adrienne
- Thomasová, Adrienne
Vernetzte Angebote
- Biographische Datenbank und Lexikon österreichischer Frauen (BiografiA) [1998-]
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Thomas, Adrienne (eigentlich Hertha Lesser, geborene Strauch, verheiratet Deutsch, weiteres Pseudonym Erika Theobald)
|Schriftstellerin, * 24.6.1897 Sankt Avold/Mosel (Elsaß-Lothringen), † 7.11.1980 Wien, ⚰ Wien, Grinzinger Friedhof, Ehrengrab.
-
Genealogie
Aus jüd. Fam.;
V →Isidor (Julius) Strauch (1867–1927), Kaufm., 1904 Warenhausbes. in Metz;
M Johanna Bernstein (1862–1944);
Ov →Heinrich Strauch, Kaufm., betrieb mit seinem Bruder Warenhäuser in Metz;
1 Schw →Alice Strauch (1895-v. 1945 Ghetto Theresienstadt);
– ⚭ 1) Berlin 1921 →Arthur Lesser (1888–1930), Dr. med. dent., Zahnarzt in Magdeburg, seit 1927 in Berlin, 2) Wien 1951 Julius (1884–1968, ⚭ 1] →Josefine Schall, 1882–1942, zuletzt in Limoges, Südfrankr., 2] 1923 Maria Herzmansky, verh. Kramer, Tarnname Herminia Gonzales, 1884–1973, österr. Pol., 1936 Mitarb. v. →Julius Deutsch im Span. Bürgerkrieg, emigrierte mit diesem 1941 in d. USA, 1947 Hauptschuldir. in W., s. BHdE I), Dr., österr. Pol., 1914–18 Offz., 1919/20 Staatssekr. im Staatsamt f. Heerwesen, 1919 Mitgl. d. Konstituierenden Nat.verslg., 1920–34 Mitgl. d. österr. Nat.rats, Mitgl. d. Parteivorstands d. SDAP, gründete 1923 d. „Republikan. Schutzbund“, mit Cornelius Gellert Präs. d. Sozialist. Arbeitersportinternationale u. d. Arbeiterbundes f. Sport u. Körperkultur, emigrierte 1934 in d. ČSR, 1937 Gen. d. republikan. Armee im Span. Bürgerkrieg, emigrierte 1941 in d. USA, 1946–51 Leiter d. Verlage d. SPÖ, Vf. e. „Gesch. d. österr. Gewerkschaftsbewegung“, 1908, 2 Bde. ²1929/32, „Der Bürgerkrieg in Österr.“ 1934, niederl. 1934, u. e. Autobiogr. „Ein weiter Weg“, 1960, Ehrenvors. d. Österr.-amerik. Ges., Hans-Beimler-Medaille d. DDR 1956 (s. Jb. d. Wiener Ges., 1929; Teichl; BHdE I; Munzinger), S d. →Max Deutsch (1850–1938), Gastwirt in Lackenbach (Burgenland), Vertreter, Schaffner, u. d. Regine Lederer;
3 Stief-K aus 2); Schwägerin →Helene Deutsch (1885–1963, ⚭ →Siegmund Popper, 1883–1959, Dr. iur., RA in W., emigrierte n. Frankr., s. BHdE I), Dr. rer. pol., Funktionärin in österr. Fürsorge- u. Wohlfahrtsverbänden, Mitgl. d. Frauenzentralkomitees d. SPÖ, emigrierte n. Frankr., 1944 Mitgl. d. Vorstands d. Österr. Vereinigung in Schweden, Victor-Adler-Plakette d. SPÖ 1955 (s. BHdE I), -
Biographie
T. wuchs in der dt.-franz. Spannungszone Elsaß-Lothringen zweisprachig auf, zunächst in St. Avold und seit 1904 in Metz. In der Bezirkshauptstadt besuchte sie bis zur Mittleren Reife das Lyzeum, danach eine Industrieschule, die sie abbrach, um bei einem Privatlehrer Gesangsstunden zu nehmen. 1914 meldete sie sich als freiwillige Rotkreuz-Helferin und führte über ihren Einsatz am Bahnhof von Metz ein Tagebuch (Aufzeichnungen aus d. Ersten Weltkrieg, Ein Tagebuch, hg. v. G. Scholdt, 2004, P). 1917 übersiedelte T.s Familie wegen der häufigen Bombenangriffe nach Berlin. T. nahm wieder Gesangsunterricht, arbeitete als Erzieherin und kam mit der SPD in Kontakt. Schon bald danach setzte sie ihre Tätigkeit als Rotkreuz-Helferin in einem Militärlazarett in Mariendorf bei Berlin fort. Aufgrund einer schweren Erkrankung beendete sie 1918 den Lazarettdienst und übersiedelte nach Frankfurt/M. zu einer Tante, die ihr die Fortsetzung ihres Gesangsstudiums in einem Privatkonservatorium ermöglichte. Nach ihrer Heirat mit Arthur Lesser zog sie nach Magdeburg. Hier gab sie ihre Ambitionen auf eine Karriere als Sängerin auf und begann zu schreiben. Erste literarische Beiträge erschienen in der „Vossischen Zeitung“. Später schrieb sie auch für „Die Frau“, das „Neue Wiener Tagblatt“, die „Basler Nachrichten“ und die „Neue Jüd. Zeitung“. 1927 übersiedelte das Ehepaar nach Berlin.
Hier schuf T. anhand ihrer Tagebuchaufzeichnungen ihren ersten Roman „Die Katrin wird Soldat“ (1930, Neuaufl. hg. u. mit e. Nachwort versehen v. G. Scholdt, 2008, P, L), in dem sie die Greuel des 1. Weltkriegs verarbeitete, die sie in Lazaretten und Versorgungsstationen erlebt hatte. Der Roman fand in Millionenauflage Verbreitung, wurde in 15 Sprachen übersetzt und 1987 vom Saarländ. Rundfunk verfilmt (Regie: P. Deutsch). Nachdem das Buch 1933 auf die „Schwarze Liste“ gesetzt worden war, floh T. auf Anraten führender Persönlichkeiten des Ullstein-Verlags in die Schweiz, kurze Zeit später nach Frankreich und danach nach Österreich, wo sie mehrere Romane schrieb, u. a. „Andrea“ und „Viktoria“ (beide 1937). Bald nach dem „Anschluß“ floh sie im März 1938 mit einem gefälschten Paß vor der Gestapo über die Tschechoslowakei, Ungarn, Jugoslawien und Italien nach Frankreich. 1940 wurde sie in einem Frauenlager in Paris, kurze Zeit später im Lager Gurs interniert, aus dem sie mit gefälschten Papieren flüchtete. Im Sept. 1940 konnte sie mit einem Emergency-Visum, das ihr der Schriftsteller →Hermann Kesten vermittelt hatte, in die USA einreisen. Hier lebte T. von spärlichen Einkünften aus Tantiemen u. a. für ihre im Exilverlag Allert de Lange erschienenen Romane „Dreiviertel Neugier (1934), „Katrin! Die Welt brennt! (1936) sowie „Andrea“ und „Viktoria“.
1942 wurde T. Sekretärin der europ. Niederlassung der „Free World Association“ und baute sich als Angestellte beim „Free World Magazine“ eine neue Existenz auf. Ihre Exilerfahrungen verarbeitete sie in den Romanen „Reisen Sie ab, Mademoiselle!“ (1944), dessen erste Aufzeichnungen sie während ihrer Internierung in Gurs begonnen hatte, und „Ein Fenster zum East River“ (1945). 1947 folgte sie Julius Deutsch, den sie 1941 kennengelernt hatte, nach Österreich. In Wien führte sie in dem vornehmen Stadtteil Grinzing einen Salon und schrieb u. a. für die Wiener Tageszeitung „Neues Österreich“. T.s Romane „Andrea“ und „Viktoria“ eroberten in den Nachkriegsauflagen eine ganze Generation von Jugendlichen, die sich von diesen Erzählungen in eine zeitlose heile Welt entführen ließen. Die beiden Romane gehörten neben „Trotzkopf“ und „Gulla“ rund 20 Jahre zu den meistgelesenen Jugendbüchern.
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Auszeichnungen
A Mitgl. d. österr. PEN-Clubs (1949;
Vorstandsmitgl. seit 1949);
Gr. Ehrenmedaille in Silber u. Ordensschnalle d. Bundeshauptstadt Wien (1969);
österr. Titular-Prof. (1973). -
Werke
Weitere W Von Johanna zu Jane, Roman, 1939, spätere Aufll. u. d. T. Wettlauf mit d. Traum, 1951;
Da u. dort, Novellen, 1950;
Ein Hund ging verloren, Erz. f. Jugendliche, 1953, u. d. T. „Ein Hund zweier Herren“, 1973;
Markusplatz um vier, 1955;
– Bibliogr.: Sinhuber, 1990 (s. L);
– Nachlaß: Österr. Lit. archiv d. Österr. Nat.bibl., Wien (Bestand: ÖLA 181/02). -
Literatur
L K. Sinhuber, A. T., Eine Monogr., Diss. Wien 1990 (W, L);
Y. J. Seo, Frauendarstellungen b. A. T. u. Lili Körber, 2003;
R. Biener, Die lit. Verteidigung d. kl. Glücks am Beispiel d. Autorin A. T., Diss. Siegen 2005;
V. Weidermann, Das Buch d. verbrannten Bücher, 2008; J. Gandebeuf, A. T., Le Fantôme Oublié de la Gare de Metz, 2009 (P);
H.-P. Wolff (Hg.), Biogr. Lex. z. Pflegegesch., 1997;
Lex. Schriftstellerinnen 1933–45 (W, L, P);
Killy;
Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
BHdE II;
Hdb. österr. Autoren jüd. Herkunft;
Personenlex. Österr.;
Wedel, Autobiogrr. Frauen. -
Porträts
P Photogrr. (Österr. Lit.archiv d. Österr. Nat.bibl., Wien).
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Autor/in
Ingrid Schramm -
Zitierweise
Schramm, Ingrid, "Thomas, Adrienne" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 182-184 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117345563.html#ndbcontent