Korb, Johann Georg
- Lebensdaten
- 1672 – 1741
- Geburtsort
- Karlstadt/Main
- Sterbeort
- Sulzbach (Oberpfalz)
- Beruf/Funktion
- Reiseschriftsteller ; Forschungsreisender in Rußland ; Jurist ; Diplomat
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 118565362 | OGND | VIAF: 15058199
- Namensvarianten
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- Korb, J. G. a
- Korb, Johann Georg
- Korb, J. G. a
- Korb, Joannes Georgius
- Korb, Joh. Geo
- Korb, Johann George
- Korb, Johannes Georg
- Korb, Johannes Georgius
- Corb, Johann Georg
- Corb, J. G. a
- Corb, Joannes Georgius
- Corb, Joh. Geo
- Corb, Johann George
- Corb, Johannes Georg
- Corb, Johannes Georgius
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Korb, Johann Georg
Jurist, Reiseschriftsteller, * 6.2.1672 Karlstadt/Main, ⚰ 15.11.1741 Sulzbach (Oberpfalz). (katholisch)
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Genealogie
V Johannes (1620–73), würzburg. Stadthauptm. in K., S d. Imkers Nikolaus in K. u. d. Magdalena Dausend;
M Anna Kath. (1650–1717), T d. Johannes Rechberger in K. u. d. Barbara Hartstock;
⚭ Gnadenberg/Oberpfalz 1708 Anna Elisabeth (1684–1728), T d. kurbayer. Rats Joh. Jakob Neisser;
1 S, 5 T, u. a. Jacob Jos. Ignaz v. K. (Reichsadel 1746, 1722-68), pfalz-sulzbach. Reg.rat. -
Biographie
K. hat vermutlich das Jesuitengymnasium in Würzburg besucht und war an der dortigen Universität seit 1689 immatrikuliert. Vom 10.1.1698 bis 27.11.1699 war er Sekretär einer kaiserlichen Gesandtschaft nach Rußland, das damals ein Bundesgenosse Österreichs gegen die Türkei war. Zwar schloß Österreich schon am 26.1.1699 mit der Pforte den Frieden von Karlowitz, ohne russische Kriegsziele zu berücksichtigen; bis zu diesem Termin drängte der kaiserliche Gesandte Ignaz Christoph von Guarient in Moskau jedoch auf verstärkte russische Kriegsanstrengungen und forderte sogar, der russischen Armee ins Feld folgen zu dürfen. Vielleicht wollte man dies Drängen teilweise befriedigen; jedenfalls konnte die Gesandtschaft sich vertrauliche militärische Informationen verschaffen; außerdem wurde sie Zeuge des Strelitzenaufstandes und der blutigen Vergeltung des Zaren an den Aufständischen. Als K. sein Tagebuch dieser Gesandtschaft in Wien mit Privileg vom 8.8.1700 und mit einer Widmung an den Leiter der österreichischen Außenpolitik, Graf Kaunitz, in Druck geben konnte, war am Wiener Hof bekannt, daß Rußland im Nordischen Krieg gegen Schweden eingreifen werde. Die detaillierte Veröffentlichung russischer Rüstungen und russischer Festungspläne einschließlich der Aufrisse von Wällen und Gräben, die Berichte über die Strelitzenunruhen und nicht zuletzt über Rechtsunsicherheiten in Rußland, das Ausländer anzuwerben suchte – das alles war deutlich gegen die Interessen des Zaren gerichtet, ohne daß der junge Sekretär Vorwürfe gegen den Monarchen vorgebracht hätte (was ihm die Etikette auch nicht gestattete). Der Zeitpunkt der Veröffentlichung war ein deutlicher Hinweis des Wiener Hofes an Schweden (das gerade Dänemark vernichtend geschlagen hatte), daß Österreich sich durch die mit Rußland gemeinsamen antiosmanischen Interessen nicht in eine moskaufreundliche Haltung hineinmanövrieren lasse. 1702 wurde das Buch dann auf Intervention Moskaus aus dem Handel gezogen. Die sachliche Richtigkeit der Darstellung K.s wird heute kaum noch bezweifelt, der sowjetische Historiker Alpatov hält das Tagebuch für die „wichtigste ausländische Quelle zur Geschichte des letzten großen Strelitzenaufstands“. Darüber hinaus ist der Bericht eine Quelle unter anderem zur Lage der Katholiken in Rußland und zum Gesandtschaftswesen.
Nicht nur mit dem „Diarium“ hat K. seine diplomatische Befähigung und konfessionelle Zuverlässigkeit bewiesen. Ihm wurde eine Stelle im Dienst des konvertierten Fürsten Christian August zu Pfalz-Sulzbach vermittelt. In Sulzbach ernannte man ihn 1705 zum Kanzleirat und 1732 zum Kanzler – eine nicht unwichtige Stellung, da Sulzbach trotz seiner geringen Ausdehnung eine neuralgische Stelle wittelsbachisch-habsburgischer und katholisch-protestantischer Interessengegensätze bildete. Als Kanzler Sulzbachs hat K. die Wiedervereinigung der pfälzischen Lande mit vorbereitet; er ist jedoch vor ihrer Durchführung gestorben.
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Werke
W Diarium Itineris in Moscoviam per illustris et Magnifici Domini … De Guarient et Rall, 1700 (mehrere russ. Überss., zuletzt v. A. J. Maleina, 1906; franz. Teilübers. 1859; engl. 1863; dt. u. d. | T. Tagebuch d. Reise nach Rußland, hrsg. v. Gerh. Korb, übers. u. mit Anm. versehen v. E. Leingärtner, 1968, P).
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Literatur
ADB 16;
F. v. Adelung, Krit.-literär. Übersicht d. Reisenden in Rußland II, 1846, S. 392-99;
F. Dukmeyer, K.s Diarium Itineris in Moscoviam u. Qu., die es ergänzen I, 1909, II, 1910;
M. A. Alpatov, Russkaja Istoričeskaja Mysl’ i Zapadnaja Evropa, XVII-pervaja četvert’ XVIII veka, 1976, S. 349-55. - Zu d. hist. Zusammenhängen:
R. Wittram, Peter I. Czar u. Kaiser I, 1964, S. 168-229;
H.-H. Nolte, Rel. Toleranz in Rußland, 1969, S. 116-19;
W. Volkert, Pfälz. Zersplitterung, in: Hdb. d. bayer. Gesch., hrsg. v. M. Spindler, III, 1971, S. 1344–49. -
Porträts
im Rathaus Karlstadt, Abb. in: J. G. K., Tagebuch, 1968.
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Autor/in
Hans-Heinrich Nolte -
Zitierweise
Nolte, Hans-Heinrich, "Korb, Johann Georg" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 581-582 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118565362.html#ndbcontent
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Korb, Johann Georg
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Biographie
Korb: Johann Georg K. (nennt sich in dem seinem Buche angehängten Verzeichniß der Gesandtschaftsmitglieder J. G. a Korb), Reisebeschreiber aus Neumarkt (in Oberbaiern?), ging 1698 mit C. von Guarient als Gesandtschaftssecretär nach Rußland, von wo er im folgenden Jahre nach Wien zurückkehrte. Er soll als Kanzler zu Sulzbach in der Oberpfalz gestorben sein. K. hat in seinem „Diarium Itineris in Moscoviam“, welches bereits 1700 mit Widmung an den Grafen D. A. von Kaunitz in Wien erschien, nicht blos diese Reise in Tagebuchform beschrieben, sondern auch eine Schilderung gleichzeitiger Ereignisse, besonders des Strelitzen-Aufstandes, der durch denselben hervorgerufenen Folgen und dazu eine „Praecipuarum Moscoviae Rerum compendiosa et accurata Descriptio“ hinzugefügt. Pläne von Festungen, ein genaues Verzeichniß der Kriegsschiffe der russischen Marine, Aufzählung der Reichseinkünfte u. a. machten das Buch zu einer der wichtigsten zeitgenössischen Quellen über den Zustand des damals so wenig bekannten russischen Reiches. Am meisten Ruhm trugen ihm aber die ungeschminkten Schilderungen der Grausamkeiten ein, mit denen Peter 1698 die Strelitzenaufstände unterdrückte und überhaupt der Barbareien, welche mit dem europäischen Firniß, den das Reich nach Westen hin zeigte, stark kontrastirte. Die russische Regierung soll in Wien die Unterdrückung des Korb’schen Buches beantragt haben; jedenfalls gehört dasselbe zu den großen Seltenheiten.
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Literatur
Beckmann, Litteratur älterer Reisebeschreibungen II, 377. Aretin, Beyträge II, 62.
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Autor/in
Ratzel. -
Zitierweise
Ratzel, Friedrich, "Korb, Johann Georg" in: Allgemeine Deutsche Biographie 16 (1882), S. 701-702 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118565362.html#adbcontent