HTGF-Jahr 2024: Rekorde im schwierigen Umfeld und bedeutende Veränderungen

Rekord bei den Anschlussfinanzierungen, Start-ups mit Milliardenbewertung, aber auch ein wirtschaftlich herausforderndes Umfeld: So fasst die Geschäftsführung das Jahr 2024 des High-Tech Gründerfonds zusammen. Romy Schnelle und Dr. Alex von Frankenberg blicken zurück auf ereignisreiche Monate.

Dr. Alex von Frankenberg und Romy Schnelle, Geschäftsführung des High-Tech Gründerfonds

2024 ist ein Jahr der Veränderung beim HTGF.

Romy Schnelle: Absolut. 2024 war voller Dynamik – mit vielen positiven Entwicklungen, aber auch großen Veränderungen. Ein wichtiges Ereignis ist natürlich der Abschied von Guido Schlitzer, der uns als Co-Geschäftsführer verlässt. Wir möchten hier nochmal die Gelegenheit nutzen und Guido für seine Zeit beim HTGF danken.

Alex von Frankenberg: Gleichzeitig freuen wir uns sehr auf Dr. Achim Plum. Er bringt hervorragende Erfahrungen im Bereich Life Sciences mit, in dem er mehrere Unternehmen in der Früh- und Wachstumsphase mit aufgebaut und zwei Börsengänge begleitet hat. Wir freuen uns sehr, dass er direkt zum 1. Januar startet und mit uns gemeinsam die nächsten Schritte geht.

2024 war wirtschaftlich herausfordernd. Wie hat sich der HTGF in diesem Umfeld geschlagen?

Alex von Frankenberg: Das Jahr war für uns sehr erfolgreich. Wir sind erneut einer der aktivsten Frühphaseninvestoren in Deutschland und Europa und haben bei den Anschlussfinanzierungen einen neuen Rekord aufgestellt: Über eine Milliarde Euro konnten unsere Portfolio-Unternehmen 2024 in Folgerunden von Investoren einsammeln. Das zeigt: Kapital ist weiterhin verfügbar. Ganz wichtig dabei, dass es die richtigen Unternehmen erreicht. Unser Portfolio ist hier gut aufgestellt, und wir sehen, dass unsere Start-ups auch in schwierigen Zeiten überzeugen können.

Romy Schnelle: Es war definitiv kein einfaches Jahr, aber es hat gezeigt, was wir als Team erreichen können. Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen haben wir gemeinsam mit unseren Fondsinvestoren und Portfolio-Unternehmen viel bewegt. Dafür möchten wir uns bei unserem Team und unseren Partnern herzlich bedanken.

Wie ist die Stimmung bei den Start-ups angesichts der wirtschaftlichen Herausforderungen?

Romy Schnelle: Natürlich spüren viele Start-ups die aktuellen Rahmenbedingungen. Besonders im B2B-Bereich gibt es Herausforderungen, etwa bei der Kundenakquise, weil Unternehmen insgesamt vorsichtiger agieren. Bei Anschlussfinanzierungen spüren viele Start-ups zudem, dass Investoren selektiver geworden sind – obwohl viel Kapital im Markt ist.

Alex von Frankenberg: Fokus ist entscheidend. Gerade in schwierigen Marktbedingungen zeigt sich, wie wichtig Kapitaleffizienz, ein klarer Produktfokus und gutes Management sind. Die besten Teams schaffen es auch in solchen Zeiten zu überzeugen und starke Finanzierungen abzuschließen. Und die Vergangenheit zeigt: Viele der erfolgreichsten Unternehmen sind in Krisenzeiten entstanden.

Welche Trends seht ihr aktuell im Portfolio des HTGF?

Alex von Frankenberg: Ein großes Thema sind etwa die Bereiche Climate Tech und Energy. Ein Beispiel ist unser Portfolio-Unternehmen Proxima Fusion, das auf beeindruckende Art und Weise daran arbeitet, saubere Energie durch Fusionskraft nutzbar zu machen. Sie haben im April eine Seed-Finanzierung über 20 Millionen Euro abgeschlossen. Das Unternehmen baut auf den bahnbrechenden Ergebnissen des Experiments Wendelstein 7-X (W7-X) auf, dem weltgrößten Stellarator am Max-Planck-IPP, in den die deutsche Regierung und die Europäische Union 1,3 Milliarden Euro investiert haben.

Romy Schnelle: Auch in anderen Bereichen sehen wir spannende Entwicklungen. Plancraft, ein Anbieter von Softwarelösung zur Digitalisierung von Arbeitsprozessen im Handwerk, oder doinstruct, eine Plattform für digitale Schulungen in der Industrie, haben zuletzt beeindruckende Fortschritte gemacht und konnten Investoren wie Creandum überzeugen.

Alex von Frankenberg: Besonders erfolgreich waren auch Portfolio-Unternehmen aus dem Life Science Bereich, die große Finanzierungsrunden – auch in späteren Wachstumsphasen – abgeschlossen haben. Beispielweise Tubulis, ein Unternehmen, das Antikörper-Wirkstoff-Konjugate für die Krebstherapie entwickelt oder SciRhom, das sich auf die Behandlung schwerer Autoimmunerkrankungen spezialisiert hat.

Romy Schnelle: Deshalb ist es wichtig, dass wir mit dem Opportunity Fonds Start-ups aus unserem Portfolio auch in späteren Finanzierungsrunden mit bis zu 30 Millionen Euro in der Wachstumsphase unterstützen können. Eines der ersten Start-ups, das wir auf diese Weise finanziert haben, ist Aignostics, die ein KI-Model für die Pathologie entwickeln und das Potenzial haben, so gezielter Therapien anbieten und die Entwicklungszyklen in der Pharmaindustrie verkürzen zu können.

Anfang des Jahres konntet ihr mit dem Exit von Cardior einen bedeutenden Erfolg verzeichnen. Was macht diesen Exit so besonders?

Romy Schnelle: Cardior entwickelt RNA-basierte Therapien, um Herzkrankheiten vorzubeugen, zu behandeln und umzukehren. Das Unternehmen wurde von Novo Nordisk übernommen: Mit einer Bewertung von bis zu 1,025 Milliarden Euro war es ein herausragender Erfolg für das Team und ein großer Schritt für die Forschung in diesem Bereich. Es zeigt, wie bedeutend deutsche Start-ups auf globaler Ebene sein können – und welchen Mehrwert sie für Betroffene und die Wissenschaft schaffen.

Mit EGYM hat der HTGF ein neues deutsches Unicorn im Portfolio. Was macht diese Erfolgsgeschichte aus?

Alex von Frankenberg: EGYM begleite ich seit über 10 Jahren als Investment Manager, und das Team hat in den letzten Jahren wirklich Großartiges geleistet. Die Pandemie brachte große Herausforderungen, aber sie haben klug reagiert. Mit dem Aufbau der Business Unit “Wellpass” bieten sie Unternehmen Firmenfitness für Mitarbeitende an und haben mit diesem Schritt eine wichtige Entscheidung getroffen. Heute wächst EGYM kontinuierlich und ist profitabel. Ich bin sicher, dass diese Erfolgsgeschichte noch lange nicht zu Ende erzählt ist.

Der HTGF feiert 2025 sein 20-jähriges Bestehen. Wie hat sich das Start-up-Ökosystem in dieser Zeit verändert?

Romy Schnelle: Das Ökosystem ist heute deutlich professioneller. Gründerinnen und Gründer sind sicherer und schneller in der Umsetzung ihrer Ideen, was sie mutiger macht. Gleichzeitig ist die Relevanz von Start-ups im gesamtwirtschaftlichen Kontext enorm gestiegen.

Alex von Frankenberg: Absolut. Die Konzepte sind reifer, die Unternehmen weniger fehleranfällig. Und selbst wenn Fehler passieren, können sie durch höhere Finanzierungen besser abgefedert werden. Früher waren Start-ups oft fragiler, heute sind selbst junge Unternehmen sehr solide aufgestellt.

Was dürfen wir 2025 im Jubiläumsjahr des HTGF erwarten?

Romy Schnelle: 2025 wird ein besonderes Jahr für uns. Wir planen anlässlich unseres 20-jährigen Bestehens einen besonderen Family Day in Berlin, der noch stärker auf Networking ausgerichtet ist, und natürlich eine große Geburtstagsparty. Gleichzeitig laufen die Vorbereitungen für unseren fünften Fonds auf Hochtouren – ein klares Zeichen, dass wir langfristig in zukunftsweisende Start-ups investieren wollen.

Alex von Frankenberg: Für den HTGF und das gesamte Start-up-Ökosystem bietet 2025 viele Chancen. Mein Wunsch ist, dass wir wirtschaftlich und politisch mehr Stabilität erleben. Eine Stabilität, die auch beim HTGF wichtig ist – und für die wir auch sorgen werden, wenn mein Vertrag wie angekündigt im kommenden Jahr ausläuft. Ich bin sehr zuversichtlich, dass das Team und die neue Geschäftsführung die Erfolgsgeschichte erfolgreich fortführen und ausbauen werden. Wir arbeiten in den kommenden Monaten gemeinsam daran, den HTGF in diese neue Phase zu führen. Die Erfolge der letzten 20 Jahre demonstrieren das außerordentliche Technologie- und Gründungspotential in Deutschland.

Lass dich inspirieren

Abonniere jetzt unseren Newsletter und erhalte monatlich Neuigkeiten aus unserem Netzwerk sowie einen Überblick über Neuinvestments, Anschlussrunden und Exits. Außerdem teilen Expert:innen aus der Venture-Capital-Szene ihr Wissen und Gründer:innen verraten, wie sie ihre Herausforderungen gemeistert haben.

Blog
27. November 2024

Scavenger AI: Die smarte Lösung für datengetriebene Entscheidungen in Unternehmen

Die Welt der Datenanalyse ist oft komplex und ressourcenintensiv. Das KI-Start-up Scavenger AI will dies ändern und Unternehmen dabei unterstützen, wertvolle Erkenntnisse aus ihrer Datenflut zu gewinnen. Wir haben uns mit den Gründern Felix Beissel und Maximilian Hahnenkamp zusammengesetzt, um mehr über ihre Vision, die Herausforderungen und den kürzlich erfolgten Markteintritt zu erfahren. v. l. n. r. Felix, Maximilian und Anna von Scavenger AI (Bild: Scavenger AI) Er
 
Blog
27. November 2024

Kunststoffabfall und Kreislaufwirtschaft: Maike Lambarth und Dominik Novakovic von Cyclize im Gespräch

Das HTGF-Portfoliounternehmen Cyclize recycelt Kunststoffabfälle unter Zugabe von CO2 zu Synthesegas für chemische Prozesse. Im Interview teilen die Mitgründer Maike Lambarth und Dominik Novakovic ihre Erfahrungen und Herausforderungen bei der Gründung des Climate Tech-Unternehmens. Sie berichten, wie alles angefangen hat – von der ersten Idee bis zum Aufbau einer größeren Versuchsanlage. Außerdem geben sie wertvolle Tipps für Gründer:innen. Ganz wichtig dabei: Durchhaltevermögen
 
pFad - Phonifier reborn

Pfad - The Proxy pFad of © 2024 Garber Painting. All rights reserved.

Note: This service is not intended for secure transactions such as banking, social media, email, or purchasing. Use at your own risk. We assume no liability whatsoever for broken pages.


Alternative Proxies:

Alternative Proxy

pFad Proxy

pFad v3 Proxy

pFad v4 Proxy