Jede gesellschaftliche Gruppe verdient eine Stimme in der Gesellschaft, sagt Kai Bosch. Weil die Stimme von Menschen mit Behinderung immer noch zu leise sei, steht er als Comedian auf der Bühne.
Mit Vorurteilen kennt sich Kai Bosch bestens aus. Denn er wird ständig mit ihnen konfrontiert, weil er sich etwas wackliger durch die Welt bewegt als andere.
Kai Bosch wurde mit einer Tetraspastik geboren, also einer spastischen Lähmung von Armen und Beinen. Außerdem lebt er mit einer Stottersymptomatik.
Comedian, Slam Poet und Inklusionsbotschafter
„Am Anfang war das Vorurteil“, sagt Kai Bosch. Schon bevor er anfängt zu sprechen, wenn andere gesehen haben, wie er läuft, hätten sich die meisten ein Bild gemacht. „Wenn ich anfange zu sprechen, liegt die Erwartungshaltung im Minusbereich und das ist eine Chance, weil ich dadurch nur noch positiv auffallen kann.“
Und genau das tut er auf der Bühne. Seit über zehn Jahren nimmt er an Poetry-Slams teil und wurde 2022 baden-württembergischer Landesmeister.
Außerdem studierte er Kommunikationswissenschaft und verdient sein Geld als Moderator und Comedian. 2023 wurde er mit dem Förderpreis des baden-württembergischen Kleinkunstpreises ausgezeichnet.
„Alles Inklusive“: Bühnenprogramm zum Thema Inklusion
Oft nehmen Leute, die er neu kennenlernt, erstmal an, er arbeite in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung. „Wenn ich dann sage: Ich bin Comedian, ich hab Preise gewonnen. Dann entwickelt sich ein Gespräch auf Augenhöhe. Und da wäre ich super froh, wenn das Gespräch auf Augenhöhe starten würde. Weil das ist spannender für beide Seiten”, sagt Kai Bosch.
Der Comedian nutzt die Bühne, um für mehr Toleranz gegenüber Menschen mit Behinderung zu werben. Kai Bosch, der in Bad Cannstatt lebt, hat mittlerweile mehrere Bühnenprogramme und seit neustem eine eigene Show in der Rosenau in Stuttgart. In „Alles Inklusive“ unterhält er sich mit anderen, teilweise betroffenen Comedians, über das Thema Inklusion und räumt so mit Vorurteilen auf.
Für eine respektvolle Sprache
Sein wichtigstes Mittel dafür ist die Sprache. Er habe schon immer den Wortwitz bewundert, den die deutsche Sprache zulässt, und baut deshalb gerne auch viele davon in seine Programm ein.
Vor allem setzt er sich aber auch für eine respektvolle Sprache ein: „Behindert darf kein Schimpfwort sein, weil Sprache weitergegeben wird an die nächsten Generationen und deswegen: Sprecht respektvoll miteinander und achtet auf eure Wortwahl”, sagt der Comedian.
Durch sein Engagement für Inklusion ist Kai Bosch sicher ein Vorbild für Menschen mit und Menschen ohne Behinderung. Denn er ist der beste Beweis dafür, dass es sich lohnt Vorurteile zu hinterfragen.
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