Content-Length: 253942 | pFad | https://www.golem.de/news/illegales-streaming-am-gesetz-vorbeigeguckt-1902-139476.html

Illegales Streaming: Am Gesetz vorbeigeguckt - Golem.de

Illegales Streaming: Am Gesetz vorbeigeguckt

Gute Qualität und rechtlich sicher: Es schien, als würden Dienste wie Netflix gegen illegales Streaming und Filesharing gewinnen. Doch die feiern nun ein Comeback.

Artikel von Manuel Heckel/Zeit Online veröffentlicht am
Illegale Streamingangebote werden wieder stärker genutzt.
Illegale Streamingangebote werden wieder stärker genutzt. (Bild: Friedhelm Greis/Golem.de)

Über diese Siegesserie dürften sich die Macher von Game of Thrones nur bedingt freuen: Sechs Mal in Folge schaffte es die Fantasyserie zuletzt auf den ersten Platz der Fernsehserien, die weltweit am häufigsten illegal angeschaut wurden. Wenn im April die achte und letzte Staffel im Pay-TV anläuft, dürfte diese Spitzenposition wieder gesichert sein.

Inhalt:
  1. Illegales Streaming: Am Gesetz vorbeigeguckt
  2. Neue Gerichtsurteile nützen wenig in der Praxis

Dabei hatten Medienkonzerne, Fernsehproduzenten und Rechteinhaber gehofft, dass die Menschen sich nach und nach von illegalen Angeboten verabschieden. Ihre Argumente: Erstens gibt es mehr Streamingdienste, die es ermöglichen, auch US-Serien oder Fußballspiele schon kurz nach der Ausstrahlung oder live zu sehen. Netflix, Amazon Prime Video, Sky oder Dazn werben für 10 bis 20 Euro im Monat um Zuschauer und Zuschauerinnen. Zudem investieren sie Milliarden in eigene Produktionen und Übertragungsrechte. Zweitens hat ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs aus dem vergangenen Jahr die Rechtsprechung hinsichtlich illegalen Streamings verschärft.

Doch aktuelle Zahlen und Erfahrungen zeigen: Die Nutzer und Nutzerinnen greifen weiter ungehemmt auf illegale Inhalte zurück. Sei es, indem sie Filme, Serien und Musik in Filesharing-Netzwerken oder über sogenannte One-Click-Hoster herunterladen. Oder indem sie einfach gleich im Browser streamen, vom aktuellen Kinofilm auf Abruf hin zur Bundesligakonferenz in Echtzeit.

Das zeigen Analysen des amerikanischen Netzwerkausrüsters Sandvine. Zwar dominieren Plattformen wie Netflix, Amazon Prime und Youtube inzwischen den Downloadtraffic. Doch etwas mehr als 30 Prozent Anteil des gesamten Uploadtraffics in Europa, dem Mittleren Osten und Afrika laufen über das Bittorrent-Protokoll, über das Internetnutzer untereinander Dateien austauschen können - nicht ausschließlich, aber vor allem urheberrechtlich geschützte Inhalte. Einige Jahre war der Bittorrent-Anteil rückläufig, jetzt stieg er insbesondere in dieser Region der Welt wieder an.

Im vergangenen Sommer hatte zudem der Verband Privater Medien (Vaunet), zu dem auch Amazon, Sky und Sony Pictures gehören, den illegalen Konsum von live gesendeten Fernsehinhalten untersucht. Laut der Untersuchung des Marktforschungsinstituts Goldmedia schauen 1,9 Millionen Deutsche regelmäßig an den Rechteinhabern vorbei Fernsehen - neben Serien und Filmen war insbesondere Fußball beliebt. Laut der Rechnung des Vaunet koste das allein die Medienunternehmen jährlich 430 Millionen Euro.

Illegales Streamen bleibt zu einfach verfügbar

Die generell steigende Nutzung von Videos und Musik aus dem Netz sieht der Verband positiv: "Die gute Nachricht ist: Es gibt anscheinend sehr viele, sehr attraktive Angebote", sagt Frank Giersberg, Mitglied der Geschäftsleitung des Vaunet. Bei der Suche nach den Motiven gehen die Meinungen der Experten aber bereits auseinander: Die Autoren der Sandvine-Studie mutmaßen, dass ein Durcheinander an verschiedenen Angeboten und Inhaltsrechten die Europäer dazu verleite, auf illegale Streams auszuweichen. Diese Vorwürfe weist zumindest der deutsche Verband zurück: "Das mag mal ein Argument gewesen sein, mittlerweile zieht das aber nicht mehr", sagt Giersberg. Jeder Inhalt sei mittlerweile in so ziemlich jeder Sprache in kurzer Zeit verfügbar.

Woran liegt es dann? Eine "Mischung aus Unwissenheit und Bequemlichkeit", glaubt Giersberg. Wer gleich mehrere verfügbare Streamingdienste abonnieren will, um bloß nichts zu verpassen, landet schnell bei 50 Euro oder mehr im Monat. Dabei ist eine generelle Zahlungsbereitschaft vorhanden. Die Zahl derer, die mindestens ein Abo haben, steigt jährlich. Laut Vaunet-Umfrage unter mehr als 500 Nutzerinnen und Nutzern illegaler Streams wären die sogar bereit, im Schnitt 18 Euro pro Monat zu zahlen - wenn es denn die illegalen Angebote nicht gäbe.

Und genau die sind weiterhin leicht zu finden. Schon über normale Suchmaschinen landet man schnell auf einschlägigen Streamingseiten. Wer nicht vor dem Computer sitzen möchte, findet Händler, die etwa Fire-TV-Sticks von Amazon oder Set-Top-Boxen für wenige Euro so umzurüsten, dass damit illegale Sportstreams auf dem Fernseher laufen. Rechtlich ist das noch wackeliger als die Sprache, in der das Inserat verfasst ist. "Gelegenheit macht Diebe", sagt Giersberg. Zudem könnten tatsächlich unbedarfte Internetnutzer und -nutzerinnen manche illegale Website für ein rechtmäßiges Angebot halten. Mit nüchterner Übersicht und Senderlogos tarnen die sich als rechtmäßige Mediathek.

Bitte aktivieren Sie Javascript.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
  • ohne Werbung
  • mit ausgeschaltetem Javascript
  • mit RSS-Volltext-Feed
Neue Gerichtsurteile nützen wenig in der Praxis 
  1. 1
  2. 2
  3.  


FreiGeistler 01. Mär 2019

Oder weil das veraltete Lizenzmodell aus Zeiten vor Star Trek nicht so ganz zum Internet...

Crass Spektakel 26. Feb 2019

Ich hatte zwei Jahre ein Abo bei einem Streaming-Anbieter. Für vier Euro im Monat war das...

McWiesel 25. Feb 2019

Ist doch das selbe im Roaming. Muss man da so Mondpreise verlangen? Nö, man kann es...

Elamigo 25. Feb 2019

klassischer Fall von nette Idee aber schlecht umgesetzt. Ich besitze inzwischen Amazon...


Aktuell auf der Startseite von Golem.de
Künstliche Intelligenz
Mann vergiftet sich auf Rat von ChatGPT

Wie ein Mann ChatGPT um Ernährungsberatung bat und sich so eine längst in Vergessenheit geratene Krankheit einhandelte.

Künstliche Intelligenz: Mann vergiftet sich auf Rat von ChatGPT
Artikel
  1. Thomas Dohmke: Github-Chef gibt seinen Job auf
    Thomas Dohmke
    Github-Chef gibt seinen Job auf

    Der CEO von Github verlässt die Software-Plattform. Microsoft plant keine Nachfolge.

  2. Internet by Call: AOL beendet Service für Internet per Telefoneinwahl
    Internet by Call
    AOL beendet Service für Internet per Telefoneinwahl

    Nach fast 35 Jahren beendet AOL seinen Service für die Einwahl in das Internet per Telefon.

  3. Yasa: Wie kleine E-Motoren in Zukunft riesige Leistung bringen
    Yasa
    Wie kleine E-Motoren in Zukunft riesige Leistung bringen

    Neue kleine Elektromotoren sollen in Luxussportwagen ungeahnte Leistung bringen. Aber wie? Warum erst jetzt? Und was bringt das dem Rest der Welt?
    Ein Deep Dive von Frank Wunderlich-Pfeiffer

  • Job | Würzburg
    Mitarbeiter*in IT Support (m/w/div)
    Deutsche Rentenversicherung Bund
    Job | Geesthacht
    IT-Systemadministratorin (m/w/d)/IT-Servicetechnikerin (m/w/d)
    Helmholtz-Zentrum Hereon
    Job | Essen (Ruhr)
    IT-Support Mitarbeiter (m/w/d)
    SSS Nelken GmbH
  • Schnäppchen, Rabatte und Top-Angebote
    Die besten Deals des Tages
    Daily Deals • MediaMarkt: Festival of Gaming (u. a. MSI MAG 34" UWQHD/180 Hz 229€ und MOZA R5 Bundle 399€) und Outlet-Aktion mit stark rabattierten Artikeln aus dem ganzen Sortiment (u. a. WD_BLACK SN7100 2 TB 117,99€) • 15% auf Mainboards von ASUS • Alternate: ADATA 16 GB DDR5-6000 55,89€
    •  / 








    ApplySandwichStrip

    pFad - (p)hone/(F)rame/(a)nonymizer/(d)eclutterfier!      Saves Data!


    --- a PPN by Garber Painting Akron. With Image Size Reduction included!

    Fetched URL: https://www.golem.de/news/illegales-streaming-am-gesetz-vorbeigeguckt-1902-139476.html

    Alternative Proxies:

    Alternative Proxy

    pFad Proxy

    pFad v3 Proxy

    pFad v4 Proxy