Stau im Sueskanal: No Fucks Ever Given
Die Weltwirtschaft schaut gebannt auf den Sueskanal und das Internet macht das, was es am besten kann: Memes und Wissen vermitteln. Danke!

Ein großer Teil der Weltwirtschaft und der Internetgemeinde schaut derzeit nach Ägypten und auf den Sueskanal, in dem das etwa 400 Meter lange Containerschiff Ever Given vor wenigen Tagen auf Grund gelaufen ist und immer noch querliegt. Damit ist eine extrem kritische Infrastruktur für den internationalen Handel komplett blockiert und viele im Netz reagieren frei nach dem Motto: "No Fucks Ever Given" und machen sich über die Absurdität der Situation lustig. Das ist einfach grandios.
Die Nachricht zu dem Schiff verbreitet sich am Dienstagabend wie so viele andere virale Meldungen auch in sozialen Netzwerken und schnell ist die eigene Timeline voll von Bildern des Schiffs. Kurz darauf gibt es bereits Meldungen der Presse dazu, was tatsächlich mit der Ever Given passiert ist und welche Auswirkungen das haben kann.
Schnell verselbstständigt sich das Geschehen im Netz aber zu einer kaum enden wollenden Flut von Memes, Kommentaren und anderen kreativen Auseinandersetzungen mit der Havarie. Dabei gibt es klassische Rückgriffe etwa auf ähnlich absurde Situation wie in dem Austin-Powers-Film und moderne virale Memes. So gibt es etwa bereits einen Sea Shanty, der das Geschehen behandelt. Auch die Social-Media-Kampagnen vieler Unternehmen liefern verlässlich, wie etwa bei der DB Cargo.
Viele verarbeiten damit aber auch ihre Ängste rund um die weltweit grassierende Covid-19-Pandemie. Speziell in Deutschland wird schnell der Bezug zu dem Hin und Her rund um die Ministerpräsidentenkonferenz und die Osterruhe hergestellt. Das Netz und seine Memes dienen hier einfach zu Kompensation und damit mal wieder als lebensnotwendige Hilfe, um die Absurdität des Seins zu ertragen. Ähnliches gilt auch für die Arbeitswelt samt Prokrastination und überbordenden Videokonferenzen.
Von offenen Daten und Penisbildern
Viele Menschen lernen darüber hinaus nun wohl auch erstmals in ihrem Leben das Automatic Identification System (AIS) der weltweiten Schifffahrt und entsprechende Webseiten kennen, die die AIS-Daten grafisch auf Karten aufbereiten. Diese Art klassischer Wissensvermittelung ist einer der absoluten Vorzüge des Internets und es ist immer wieder erstaunlich, wie schnell offen zugängliche Informationen adaptiert und weitergegeben werden können.
So können wir alle dank AIS sehen, dass nicht nur Hunderte Schiffe inzwischen an beiden Seiten des Sueskanal im Stau stehen, sondern auch, dass ein großer Teil der Schifffahrt analog zum Internet nun um das Problem herumroutet. Statt am Sueskanal zu warten, fahren viele Schiffe inzwischen eben die alte Route rund um das Kap der Guten Hoffnung.
Doch auch das eigentlich unscheinbare AIS bietet Potenzial für Memes und Erstauen. So gibt es inzwischen die Single-Purpose-Webseite Is the ship still stuck?, die diese Frage beantwortet und die Position der Ever Given zeigt. Dank AIS wissen wir inzwischen auch, dass die Ever Given vor ihrer Einfahrt in den Sueskanal offenbar einen Penis ins Rote Meer gezeichnet hat.
Das wiederum wirft mehr Fragen auf, als es beantwortet. Das Internet vergisst aber schließlich nie und so wissen wir auch, dass die Ever Given vor rund zwei Jahren bei der Ausfahrt aus dem Hamburger Hafen eine Fähre gerammt und zerstört hat. Die Steuerfähigkeiten der Crew scheinen wohl nicht auf höchsten Niveau zu sein.
Kein Ende in Sicht
Um die Ever Given aus ihrer misslichen Lage zu befreien und den Sueskanal wieder nutzbar zu machen, versuchen die Behörden inzwischen, das Schiff am Rand das Kanals freizubaggern. Angesichts der im Vergleich zum Schiff geradezu winzig wirkenden Bagger ist das eine Sisyphus-Aufgabe, die auch wieder mit diversen Memes kolportiert wird. Eine Kollegin bezeichnet die kleinen Bagger schlicht als niedlich. Auf Twitter gibt es inzwischen den Account Guy With The Digger At Suez Canal, der die Bemühungen satirisch aufarbeitet.
Nach einem Blick auf die offenen Daten des Netzes, im konkreten Fall das nautische Sonar, weiß die Weltöffentlichkeit aber auch, dass das Schiff nicht nur mit dem Bug festsitzt, sondern mit rund einem Drittel des Rumpfes neben der Fahrrinne liegt. Dank Internet haben wir alle also wieder was gelernt, von dem wir vorher nicht wussten, dass es frei verfügbare Daten dazu gibt - wie eben den Tiefen des Sueskanals.
Erste Medien vergleichen das Geschehen bereits mit einem gestrandeten Wal. Wie und vor allem wann das Schiff tatsächlich befreit werden kann, ist derzeit noch unklar. In der Golem.de-Redaktion kursieren dazu mehrere Vorschläge: Einfach so lange Schiffe nachschieben, bis sich das Problem von selbst löst, oder auch, das Schiff mit einer riesigen Railgun in der Mitte zu zerteilen. Im Netz wurden Braunkohlebagger aus Tagebauen vorgeschlagen, um schnell eine Umleitung des Kanals zu baggern. Tatsächlich bereiten die Verantwortlichen inzwischen den Einsatz von Saugbaggern vor.
Fest steht schon jetzt, dass das auf Grund gelaufene Schiff und die Bagger, aber vor allem die Internetkultur, wie so oft zuvor schon, satirisch, bissig und auch wohlwollend die vergangene Woche gerettet haben. Irgendwie muss man ja auf das Leben klarkommen und nebenbei kann man da auch noch was lernen. Danke Internet 😘.
IMHO ist der Kommentar von Golem.de. IMHO = In My Humble Opinion (Meiner bescheidenen Meinung nach).
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Das stimmt nicht. Der Lotse steuert nicht selbst sondern gibt dem Steuermann Anweisungen...
Ich dachte, das waren die Außerirdischen o.O
Um Chuck Norris so zu verärgern? Windstoß pffff!
Immer noch falsch, das wird suesz geschrieben. schaust du hier: https://www.duden.de...