Überwachung: Google-Chef warnt vor "Ende des Internets"
Für Google-Chef Schmidt könnte die ausufernde Überwachung das Ende des Netzes in seiner bekannten Form bedeuten. Er berief sich dabei auch auf ein bislang nicht bekanntes Treffen mit Bundeskanzlerin Merkel.
Vertreter mehrerer großer IT-Konzerne warnen eindringlich vor den Folgen der Massenüberwachung für das Netz. "Das einfachste Resultat könnte darin bestehen, dass das Internet zerbrochen wird", sagte Google-Chef Eric Schmidt am Mittwoch im kalifornischen Palo Alto auf einer Diskussionsveranstaltung zu den Auswirkungen der Massenüberwachung auf die digitale Wirtschaft. Sollten sich die Staaten weiterhin gegenseitig ausspionieren, könnten sie am Ende sagen: "Wir wollen unser eigenes Internet in unserem Land, weil es nach unseren Vorstellungen funktionieren soll. Und wir wollen diese NSA und andere Leute nicht drin haben", erläuterte Schmidt. Dies werde in vieler Hinsicht hohe Kosten verursachen (ab Min. 24:45). An der Diskussion, zu der der demokratische US-Senator Ron Wyden eingeladen hatte, nahmen neben Schmidt auch Vertreter von Microsoft, Facebook und Dropbox teil.
Seit Beginn der NSA-Affäre haben Experten vor einer Balkanisierung des Netzes gewarnt. Die US-Firmen bekommen bereits länger die Auswirkungen der Affäre zu spüren, weil das Vertrauen in die Sicherheit von Clouddiensten und in den Datenschutz gesunken ist. Der Softwarekonzern Microsoft will daher juristisch verhindern, dass die US-Behörden auch auf Daten zugreifen können, die das Unternehmen in Rechenzentren außerhalb der USA gespeichert hat. Microsofts Chefjustiziar Brad Smith schimpfte (ab Min. 25:55): "Ebenso wie die Leute ihr Geld keiner Bank geben, der sie nicht vertrauen, schrecken sie davor zurück, ihre persönlichen Daten in einem Rechenzentrum oder einem Telefon zu speichern, dem sie nicht vertrauen. Diese Sachen haben das Vertrauen der Menschen in amerikanische Technologie untergraben. Das ist eine Schande und ein Problem, um das wir uns kümmern müssen."
Merkel verweist auf Stasi-Erfahrung
Schmidt berichtete (ab Min. 23:30) zunächst von einem Treffen im vergangenen Sommer mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die ihren Gästen gezeigt habe, wo sie in Ostdeutschland aufgewachsen sei. Merkel habe dabei das Leben in einem Überwachungsstaat beschrieben, ihr Handy aus der Tasche gezogen und gefragt: "Was machen sie damit, wenn sie die Telefongespräche mit meiner Mutter abhören?". Das zeige, wie persönlich die Menschen davon betroffen seien und Geschichte und Gefühle einbezogen würden. Schmidt bedankte sich bei Wyden für dessen Kampf gegen die Überwachung, zeigte sich aber pessimistisch: "Die Dinge werden schlimmer." Schmidt verwies zudem auf die Entscheidung der Bundesregierung, einen Telefonvertrag mit dem US-amerikanischen Anbieter Verizon nicht mehr zu verlängern.
Der Google-Chef wird übrigens in der kommenden Woche in Berlin wieder Gelegenheit haben, über das Thema Massenüberwachung zu diskutieren. Dann soll er mit Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) über "Freiheit, Innovation und Datensouveränität im digitalen Zeitalter" sprechen, wie das Ministerium mitteilte. Die Veranstaltung am 14. Oktober 2014 wird auch live im Internet gestreamt. Gabriel hatte im vergangenen Mai eine mögliche Zerschlagung des Google-Konzerns ins Spiel gebracht, wenn dieser seine Marktmacht zu sehr ausnutzen sollte. Justizminister Heiko Maas (SPD) hatte jüngst einen Einblick in den Suchalgorithmus von Google zur Kontrolle des Wettbewerbs für erforderlich gehalten.
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