Dank technischer Möglichkeiten ist es mittlerweile auch für in der Versorgung tätige Medizinerinnen und Mediziner zumindest teilweise möglich, im Homeoffice (HO) zu arbeiten. Per Fernzugriff können Krankenhausärztinnen und -ärzte von zu Hause auf die Patientendaten zugreifen, berichten Dr. med. Dorothea Henniger von der Uniklinik Würzburg und Dr. med. Jonathan Sorge von der Uniklinik Aachen. Sie berichten dem Deutschen Ärzteblatt unter anderem, welche Tätigkeiten sie aus der Ferne erledigen. Allerdings sind die beiden (noch) die Ausnahme. cmk
Haben Sie bereits Erfahrungen mit ärztlichen Tätigkeiten im Homeoffice gemacht? Schreiben Sie uns gerne: digital@aerzteblatt.de
„Ich arbeite drei Tage in der Woche im Homeoffice (HO). Da meine Frau, die auch Ärztin ist, eine neue Stelle in Düsseldorf angenommen hat, sind wir von Aachen dorthin umgezogen. Ich habe mit meinem Team in der Klinik vereinbart, dass ich manche Aufgaben auch von zu Hause erledigen kann. Als Infektiologe bearbeite ich im HO etwa Fragestellungen, welche Dosis bei welcher Nierenfunktion verordnet werden muss oder berate andere Ärztinnen und Ärzte. Auch Fernkonsile bei Patientinnen und Patienten, die ich schon kenne, sind möglich. Zudem absolviere ich gerade eine Weiterbildung im Bereich der Krankenhaushygiene. In diesem Bereich kann ich etwa Hospitationsprotokolle von Hygienefachkräften prüfen, Verbrauchsdaten für Desinfektionsmittel berechnen oder an Hygieneleitfäden arbeiten. Technisch ist das kein Problem, da etwa die Patientenakten bei uns hauptsächlich digital geführt werden und ich auch von zu Hause aus per Fernzugriff auf die Daten zugreifen kann. Nicht ganz gelöst ist die telefonische Anbindung. Ich kann eingehende Anrufe zwar auf meine Geräte zu Hause weiterleiten, wenn ich aber jemanden anrufe, dann wird meine interne Nummer nicht angezeigt. Das kann dazu führen, dass Ärztinnen und Ärzte nicht abheben. Trotz moderner Kommunikationsmedien ist man zudem nicht ganz integriert, der kurze Zuruf über den Flur fehlt. Mit dieser Vereinbarung kann ich aber in Aachen weiterarbeiten und spare viel Zeit ein, die für das Pendeln nötig wäre. An meinen Homeofficetagen kann ich zudem unsere Kinder zur Kita bringen und abholen.“
„Ich arbeite wöchentlich 3,2 Stunden – jeden Donnerstag – im Homeoffice (HO). An meinem „Studientag“ schreibe ich Arztbriefe, sichte die Ambulanz, widme mich der Forschung und treibe Studien voran. Ich versuche beispielsweise Meetings auf die HO-Tage zu legen, um die Zeit strukturiert zu nutzen. Von Montag bis Mittwoch arbeite ich in der medizinischen und chirurgischen Klinik, bin in der Ambulanz und führe Endoskopien durch. Dieses Zeitmodell kam zustande, weil ich 2022 während dem Ende meiner Schwangerschaft bereits im HO gearbeitet hatte. Das Beschäftigungsverbot wollte ich damals nicht, dazu habe ich mich zu fit gefühlt. Nach der Schwangerschaft wollte ich in der Klinik mit 50 Prozent wieder einsteigen. Mein Chef bot mir eine 60-Prozent-Stelle an. Wir einigten uns darauf, dass ich die zusätzlichen zehn Prozent im HO arbeiten kann. Technisch funktioniert das sehr gut, ich habe per Fernzugriff Zugang zu den Patientendaten im Krankenhausinformationssystem (KIS) und kann über Skype for Business mit dem Diensthandy intern mit meinem Team telefonieren. Um im HO arbeiten zu können, musste ich einen Antrag auf Telearbeitsplatz stellen. Das Arbeiten im HO ist für mich eine gute Möglichkeit, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu realisieren, da ich meine Arbeitszeit an diesem Tag relativ flexibel gestalten kann.“