Frau Doktor
Wieder ein Anfänger
Dienstag, 5. Februar 2019
Die ersten Monate in der Chirurgie liegen hinter mir.
Es war viel.
Mehr als erwartet? Eigentlich kaum. Anders als erwartet? Ja.
Die größte Umstellung ist nach wie vor die neu beschränkte Selbstständigkeit. Konnte man in der alten Abteilung nach immerhin zwei Jahren im Berufsleben weitestgehend selbstständig arbeiten, ist diese Eigenständigkeit und mit ihr auch das hinzugewonnene Selbstbewusstsein nun wieder passé. Da klingt hart, ist aber tatsächlich ein Punkt, der mir in die letzten Wochen zu schaffen gemacht hat. Es ist gut zu wissen, was man tut. Sicher, grundlegende Dinge kann und verlernt man auch nicht. Aber es gibt viele neue Dinge, die es jetzt zu beachten gibt, mit denen man sich im alten Fach nicht auseinandergesetzt hat. Umgekehrt gibt es wenig Schnittstellen zwischen altem und neuem Fach, sodass man hin und wieder durchaus wehmütig denkt: "Vor wenigen Monaten, als du noch vieles selbst managen konntest...". Ich weine dem Schichtdienst nicht hinterher, aber immerhin konnte man dort für sich selbst sorgen.
Jetzt frage ich wieder, den lieben langen Tag. Ich frage nach, ob die Magensonde gezogen werden darf. Ich frage nach der Anmeldung zur Tumorkonferenz. Ich frage nach stationsspezifischen Behandlungskonzepten und Gangarten.
Ich frage sogar nach Dingen, die Entlassbriefe betreffen. Sicher, ich habe schon hunderte geschrieben. Und schlecht bin ich nicht darin. Aber jede Abteilung erfindet ein Stück weit ihre Welt neu: Was in der einen zum Standard gehört, ist in der nächsten unerwünscht. Wie bei Allem, kann man sich hier viel abgucken, kann sein Repertoire erweitern. Wie immer, ist das zunächst aber vor allem eines: anstrengend.
Daher: Kopf hoch und weiterlernen. In dem Wissen: Man hat das schon einmal geschafft.
Ein wenig auserzählt vom vielen Fragen grüßt
Frau Doktor