Ärzteschaft
„Die Urabstimmung wird am 21. Januar beginnen“
Freitag, 17. Januar 2025
Berlin – Nach monatelangen und schleppend vorangehenden Tarifgesprächen haben sich der Marburger Bund (MB) und die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) kürzlich auf einen neuen Tarifvertrag verständigt. Nun haben die Mitglieder der Ärztegewerkschaft das letzte Wort, ob das Angebot der Arbeitgeberseite einen tragfähigen Kompromiss darstellt. Das Deutsche Ärzteblatt sprach mit Susanne Johna, erste Vorsitzende des Marburger Bunds, darüber, wie es nun weitergeht.
5 Fragen an Susanne Johna, erste Vorsitzende des Marburger Bunds
Frau Johna, wie bewerten Sie das Ergebnis der Sondierungen? Sind Sie zufrieden damit?
Wir sind in unserer Großen Tarifkommission zu der Einschätzung gekommen, dass das Ergebnis der Sondierungen deutlich besser ist als das Angebot der Arbeitgeber vom November vergangenen Jahres. Deshalb haben wir auch die angekündigten Streikmaßnahmen ausgesetzt und den Beschluss gefasst, unsere Mitglieder erneut zu befragen.
Es sind nicht alle Ziele erreicht worden, aber welche Gewerkschaft kann das nach Tarifverhandlungen schon von sich behaupten? Auf dem Tisch liegt das Angebot von acht Prozent Gehaltssteigerungen, wobei der erste Schritt mit vier Prozent schon rückwirkend zum 1. Juli 2024 beginnt.
Die Schichtzulagen steigen sukzessive von jetzt 40 auf 315 Euro, auch die Nachtarbeit wird besser bezahlt und es gibt noch weitere Verbesserungen. Bei der Rufbereitschaft konnten wir unsere Ziele nicht erreichen.
Was die Schichtdienstregelungen anbelangt, ist ein Einstieg in die Reform immerhin geschafft. Wie wichtig das ist, wissen all diejenigen, die in belastenden Schichtdiensten und Wechselschichten arbeiten. In der Gesamteinschätzung finde ich persönlich den Tarifkompromiss sehr vorzeigbar und empfehle ihn zur Annahme. Unsere Verhandlungskommission hat unter schwierigen Bedingungen sehr gute Arbeit geleistet.
Die angekündigten Streiks wurden kurzfristig ausgesetzt, sind sie damit auch beendet?
Nein, beendet sind sie erst dann, wenn mehr als die Hälfte der abstimmenden Mitglieder für das vorliegende Tarifergebnis votiert und danach unsere Große Tarifkommission das Ende des Arbeitskampfs beschließt.
Warum übertragen Sie die Entscheidung über die Annahme des Ergebnisses an die Mitglieder?
Wir befinden uns in einem Arbeitskampf, dem eine Urabstimmung vorausging, und haben jetzt in Sondierungen ein Ergebnis mit der VKA erzielt. Da liegt es nahe, erneut die Mitglieder zu befragen.
Wir wollen wissen, wie die betroffenen Mitglieder in den kommunalen Krankenhäusern zum Tarifkompromiss stehen. Sie entscheiden letztlich auch darüber, ob der Arbeitskampf fortgesetzt wird. Ich glaube, dass durch die große Unterstützung und Streikbereitschaft unserer Mitglieder dieses deutlich verbesserte Angebot der Arbeitgeber erst möglich wurde.
Sind die Mitglieder ausreichend über die Einzelheiten des Tarifkompromisses informiert?
Ja, wir sind auf allen Ebenen damit befasst, Mitglieder über die Einzelheiten zu informieren: über unsere Kommunikationskanäle, in Rundschreiben, in persönlichen Gesprächen und in sogenannten digitalen Netzwerktreffen auf Bundes- und Landesebene. An einer dieser Videokonferenzen haben in dieser Woche allein mehrere Hundert Mitglieder teilgenommen.
Wann rechnen Sie mit einem Ergebnis der Urabstimmung unter den Mitgliedern?
Die Urabstimmung wird am 21. Januar beginnen, sodass wir am Ende der ersten Februarwoche ein Ergebnis haben werden. Mit der VKA haben wir eine Erklärungsfrist bis zum 14. Februar vereinbart. © EB/aerzteblatt.de