Ausland
USA planen weitere Anstrengungen wegen Vogelgrippe
Freitag, 17. Januar 2025
Washington – Kurz vor dem Amtsantritt des Republikaners Donald Trump als US-Präsident wollen US-Behörden die Anstrengungen gegen hochpathogene Vogelgrippe verstärken. Sie gaben gestern eine schnellere Subtypisierung von Influenza-A-Proben als Ziel aus und gaben weitere Investitionen in mRNA-Impfstofftechnologie bekannt.
So sollen US-Krankenhäuser und Labore bei hospitalisierten Patientinnen und Patienten mit Influenza A nun zügiger abklären, ob hochpathogene Vogelgrippe oder die saisonale Grippe dahintersteckt. Mehr Tempo bei der Subtypisierung sei insbesondere bei Erkrankten auf Intensivstationen geboten, appellierte die Gesundheitsbehörde Centers for Disease Prevention and Control (CDC) gestern.
Hintergrund ist, dass in den Vereinigten Staaten zuletzt mehrere Vogelgrippe-Fälle bei Menschen auftraten, die nicht in Geflügel- oder Rinderhaltungen arbeiteten und bei denen keine klare Infektionsquelle identifiziert werden konnte. Darunter ist ein Kind in San Francisco, bei dem die Abklärung noch läuft.
Bisher dauere die Subtypisierung relativ lange, so dass das Ergebnis teils erst vorliege, wenn Patienten bereits entlassen sind, sagte CDC-Experte Nirav Shah. Für diese werde wegen des Zeitverzugs immer schwieriger, sich an mögliche Infektionsquellen vor der Erkrankung zu erinnern.
Auch die Kontaktnachverfolgung und die Maßnahmen zum Infektionsschutz innerhalb der Krankenhäuser sollen sich durch die beschleunigte Subtypisierung verbessern, sagte er.
Shah betonte aber auch, dass bei Patienten mit bekanntem vorherigen Kontakt zu infizierten Tieren, also die absolute Mehrheit der bisher bekannten Fälle, schon bislang eine schnelle Subtypisierung erfolge.
Nach wie vor gibt es laut den US-Behörden keine bekannte Mensch-zu-Mensch-Übertragung von H5N1. Bisher sind offiziell knapp 70 Vogelgrippeinfektionen bei Menschen in den USA bestätigt. Ein Mensch starb im Zusammenhang mit der Infektion.
Das US-Gesundheitsministerium gab gestern außerdem bekannt, dass es beabsichtige, 211 Millionen US-Dollar für Arbeiten rund um mRNA-basierte Impfstoffplattformtechnologie bereitzustellen. Damit wolle man die USA besser auf mögliche neu auftretende Infektionskrankheiten wie Vogelgrippe vorbereiten.
„Diese jüngste geplante Investition veranschaulicht die robuste Reaktion der Biden-Harris-Regierung auf neu auftretende Krankheitsbedrohungen wie die Vogelgrippe“, wurde Gesundheitsminister Xavier Becerra zitiert. Das Geld soll an das Netzwerk Rapid Response Partnership Vehicle (RRPV) gehen.
Erst vor einigen Tagen waren weitere Investitionen in den Kampf gegen Vogelgrippe publik gemacht worden, das Deutsche Ärzteblatt berichtete. All dies erfolgt nur wenige Tage vor Trumps Wiedereinzug ins Weiße Haus. In dem gestrigen Pressegespräch betonten US-Behördenvertreter, dass man sehr um Kontinuität bemüht sei. Dem neuen Team seien bereits detaillierte Informationen übermittelt worden.
Die scheidende Regierung um den Demokraten Joe Biden hinterlässt beispielsweise einen Tätigkeitsbericht zum Umgang mit der COVID-19-Pandemie und zum bisherigen Kampf gegen Vogelgrippe, der vor wenigen Tagen veröffentlicht wurde. Zudem übergebe man der neuen Regierung ein internes, fast 300-seitiges Papier darüber, wie man schnell und effektiv auf biologische Gefahren aus allen Quellen reagiere, heißt es.
So sehr sich die Biden-Harris-Regierung nun mit ihren Aktivitäten rühmt: Internationale Fachleute hatten seit dem überraschenden Bekanntwerden von Vogelgrippe-Infektionen bei Milchkühen in den USA im Frühjahr 2024 immer wieder den Umgang der USA damit als zu halbherzig kritisiert.
Erst seit die Präsidentschaftswahl vorüber ist und im Zuge zunehmender Infektionen bei Menschen wurden mehr Maßnahmen ergriffen. Bisher nehmen aber beispielsweise immer noch nicht alle US-Bundesstaaten an einem Milchtestprogramm teil, das im Herbst 2024 aufgesetzt wurde, um infizierte Herden besser aufspüren zu können.
Die große Sorge ist eine Vermischung von aviären und saisonalen Influenzaviren, was zu einer Pandemie führen könnte. Im Zuge der aktuellen Grippewelle werden in den USA nach Behördenangaben allein noch 100.000 hospitalisierte Grippepatienten erwartet.
Unterdessen wurde im County Los Angeles festgestellt, dass das lebendes, infektiöses Virus auch in rohen Katzenfutterprodukten vorkommt und dass sich mehrere Hauskatzen darüber infizierten. Auch bei der Verfütterung von Rohmilch ist dies bereits vorgekommen. Während US-Behörden auch Menschen vom Rohmilchkonsum abraten, propagiert der kommende US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. diese als gesund. © ggr/aerzteblatt.de